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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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schwarzen Mächten ausgetauscht. Sie übernahmen seinen Geist und beeinflussten ihn, das konnten sie aber nur während der Verwandlung tun, denn da war Marxustas Widerstand gegen solche Machenschaften geschwächt. Es war nur ein kurzer Augenblick, aber der reichte.
    Als sie herauskamen, standen sie ohne Marxusta vor dem Tisch. Vinc nahm, wie unter einem innerlichen Zwang, die Karte und den Zirkel an sich und verstaute sie in dem Rucksack, in dem er seine Schulsachen trug.
    Sie gingen eine Treppe hinauf. Oben kamen sie in die Stadtbibliothek. Hinter sich vernahmen sie ein leises Summen. Sie bemerkten, dass da, wo vorher der Eingang zum Abstieg in die Höhle war, sich nur noch ein Regal befand. Sie schritten nach Richtung Ausgang, in dessen Nähe die Bibliothekarin an einem Computer saß und einige Tabellen auf dem Bildschirm betrachtete. Sie musterte das kleine Völkchen argwöhnisch. „Wo kommt ihr denn her? Ich habe euch gar nicht hereinkommen sehen?“
    „Sie haben auch sehr vertieft auf ihren Monitor geschaut“, entgegnete Tom und war selber überrascht über seine schnelle Reaktion.
    „Ja, kann sein“, überlegte sie. „Ich habe da ein Buch, das ich einfach nicht einordnen kann.“
    Vinc sah das Buch, das sie von Herrn Santers bekamen, in dem das Schloss und die Balduinsteins beschrieben waren. Wie kam dieses Buch hierher?
    „Wir müssen jetzt weiter“, sagte er hastig und verließ mit den anderen die Bibliothek.
    Da bekanntlich die Bibliothek an der Rückseite des Ladens von Herrn König war, gingen sie durch die lebhafte Fußgängerzone, um auf die Rückseite zu gelangen.
    Vinc eilte, ohne ein Wort an Vanessa und Tom zu verlieren, in den Laden des Zauberkönigs. „Wieder als Herr König?“, fragte er.
    „Wie meinst du das? Ich war immer Herr König“, sagte der Mann verwundert.
    „Ich weiß doch, dass du es bist, Marxusta“, entgegnete Vinc.
    Herr König sah Vinc an, als zweifele er an dessen Verstand. „Veralberst du mich? Du kennst mich doch. Ich bin es, Herr König.“
    Vinc wusste, dass er es nicht weiter erforschen sollte, ob es denn nun Marxusta sei. Irgendetwas musste sich verändert haben, als sie wieder in dem unterirdischen Raum waren, wo die Karte lag. Er versuchte nachzudenken, was geschehen sein konnte, da hörte er die seltsamen Worte des Inhabers: „Hast du schon einmal von dem Lebensbaum gehört?“
    Vinc schüttelte erstaunt den Kopf. Er konnte sich im Moment nicht erinnern.
    „Es geht eine Sage umher, dass dieser Baum irgendwo auf Erden steht und dass von ihm ungeahnte Kräfte ausgehen. Er würde den, der von den Früchten isst, unverwundbar machen. Es sollen früher Elfen diese wundersame Kraft der Frucht benutzt haben, um gegen die Obelons zu kämpfen. Obelons waren winzige gemeine Wesen, die wie Affen aussahen. Die Elfen besiegten, dank des Baumes, ihre Feinde. So jedenfalls die Sage.“
    Vinc stellte keine weiteren Fragen. Ihm ging es nur durch den Kopf, wieso ihm Herr König ausgerechnet von dem Lebensbaum erzählte. Denn in dunkler Erinnerung war ihm ein König der Wurzeln und auch ein solcher Baum, der von ihm erwähnt wurde.
    „Aber es darf nur von der hellen Frucht gegessen werden, die dunkle ist tödlich. Oder war es umgekehrt?“ Der Mann dachte nach und wurde von Vinc Frage unterbrochen: „Wo steht denn dieser Baum?“
    „Wenn ich das wüsste, wäre ich schon dort und hätte von der Frucht gegessen. Allerdings ...“ Er schwieg und Vinc sah, dass er angestrengt nachdachte. „Allerdings“, wiederholte er, „habe ich irgendwo gelesen oder gehört, genau weiß ich es nicht, dass der Baum in einem Sumpf stehen solle.“
    „Und wo ist dieser Sumpf?“ Vinc wusste, dass er darauf keine Antwort bekommen würde. Seine Vermutung war richtig, denn Herr König sagte stattdessen: „Ich weiß nur, er soll da sein, wo der Regenbogen endet.“
    „Wo der Regenbogen endet?“, fragte Vinc ungläubig. „Das kann doch nicht sein. Der Regenbogen endet nirgends, das heißt, er entsteht durch Wassertropfen. Er hört dort auf, wo die Wassertropfen nicht mehr sind.“
    „Es ist auch nicht der Regenbogen, der durch das Sonnenlicht hervorgerufen wird, sondern durch das Licht des Mondes. So jedenfalls habe ich es in Erinnerung.“
    Vinc trat näher an den Ladentisch und fragte erstaunt: „Durch das Mondlicht? Ein Regenbogen? Noch nie davon gehört.“
    „Es tut mir leid, mehr kann ich dir nicht sagen. Ich weiß gar nicht, wie ich überhaupt auf das Gespräch mit dem Lebensbaum

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