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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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Hinkel wenden. Michalik jedenfalls wird dringend benötigt für die Ausleuchtung der Atelier-Stube zu
Kolberg
, soll dafür, laut Ministerweisung, von der Liebeneiner-Produktion kurzfristig »ausgeliehen« werden.

    Mein Reichsführer! Was in Sachen Roggenkamp/Borowski im vorigen Rapport festgehalten wurde, kann im Wesentlichen nur bestätigt werden. Relevante Mitteilungen zwischen Amt A / FA und Adjutantur RM / OBL erfolgen längst nicht mehr fernmündlich; Abhörprotokolle und Begleitschreiben werden nach wie vor durch den Kradfahrer im Kurierdienst übermittelt.
    Wobei zu vermerken ist, dass die nominell dienstlichen Kontakte zwischen besagten Angehörigen der Luftwaffe mittlerweile mehr oder weniger persönliche Züge annehmen.
    Zwischen Borowski und Hubalek scheint sich, nach Mitteilung einer Angestellten des Waldhofs, so etwas wie Kameraderie zu entwickeln, dies offenbar auch in gelegentlichen Gesprächen zu Thema Nummer eins.
    Zwischen Roggenkamp und Borowski wiederum zeigen sich Formen der Kumpanei (Stichwort: überkreuz pissen). So fand nicht nur im vergangenen Winter gemeinsames Eisstockschießen auf dem Döllnsee statt, es wurde zudem vor wenigen Wochen eine telefonische Verabredung (über Dienstleitung!) registriert zu einem Besuch von Salon Kitty.
    Darüber hinaus schotten sich alle drei nachrichtendienstlich konsequent ab; Leckagen sind kaum zu erwarten.
    Erkundungsansätze könnten sich in Anbetracht dieser Lage am ehesten über Charlotte Roggenkamp ergeben, die – dem Evakuierungsaufruf des Gauleiters folgend, auch von ihrem Mann darin unterstützt – Berlin verlassen hat, nachdem Tochter Gerda im Rahmen der KLV nach Mirow/Mecklenburg verschickt worden war.
    Frau Roggenkamp hat sich, wie im vorigen Rapport bereits erwähnt, für Bad Oldesloe entschieden, um die Pflege ihrer Mutter zu übernehmen. Was nicht als Alibi zu dienen scheint. Sie betrachtet ihre Familie als getrennt, nicht jedoch als »zerrissen«.
    Dass Roggenkamp ein »Notquartier« bei seiner Sekretärin bezogen hat, ist Frau R. in dieser Form nicht bewusst; als neue Anschrift wurden ihr Name und Adresse von Hans Simoneit vermittelt. In diesem Zusammenhang sollte festgehalten werden, dass auch mit der Nutzung einer gemeinsamen Wohnung nachrichtendienstliche Leckage kaum zu erwarten ist. Da Marita Simoneit in erster Linie Roggenkamps Diktate entgegennimmt und in Reinschrift überträgt, ist sie auf absolutes Stillschweigen vereidigt. Nach gegenwärtigem Stand der Ermittlungen hält sie sich an die Eidesformel.
    Ein Erkundungsansatz hingegen bei Ehefrau Charlotte, geb. Roeb? Ihre Mutter, Hermine Roeb, steht seit langem mit der Frau des Blockwarts P. in gutem Einvernehmen, selbstverständlich ohne Kenntnis der begleitenden Tätigkeit dieser Frau. In das Einvernehmen wurde auch Charlotte R. einbezogen. Durch kleine Akte der Hilfsbereitschaft wurden Vorleistungen erbracht, die das Vertrauensverhältnis zwischen Charlotte R. und der geschützten Quelle stabilisierten. Ein Eierbecher voller Kunsthonig, der Evakuierten überreicht, hob letzte Vorbehalte auf.
    So hat die Roggenkamp nach Meldung eines erneuten, schweren Terrorangriffs auf die Reichshauptstadt gestanden, dass sie fast jeden Abend, am Bett kniend, für Tochter und Mann betet beziehungsweise dass sie in das seit Kinderzeiten allabendlich verrichtete Gebet je nach Luftlage »ihre Lieben« einbezieht.
    Bei der Suche nach Schwach- und Ansatzpunkten von FA -Ressortleiter Roggenkamp führten die bei seiner Ehefrau angestellten Erhebungen nicht weiter, sosehr auch die Frau des Blockwarts bemüht ist, das entspannte Verhältnis zu nutzen.
    Es zeigte sich bislang lediglich ein eher beiläufiger, womöglich charakterisierender Zug: Roggenkamps vormalige Zuwendung zu seinen Dackeln. Bei einem der beiden Dackel scheinen anhaltende, konsequent durchgeführte Dressurversuche zum Erfolg geführt zu haben. In der Hofanlage des dreistöckigen Wohnhauses führte die Roggenkamp dies, nach ausführlichem Teppichklopfen, der scheinbar zufällig hinzugekommenen Mitarbeiterin vor: Vollzog einen Spreizschritt nach vorn, zeigte an, wie der Dackel nun von links nach rechts zwischen den Beinen hindurchkroch; ein weiterer Spreizschritt nach vorn, und der Dackel kroch von rechts nach links zwischen Roggenkamps Beinen hindurch; ein dritter Schritt, und der Dackel setzte wieder an der linken Seite an. Bei dieser Vorführung wurde eine Formulierung Roggenkamps zitiert: Der Dackel fädelt sich ein …
    Als

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