Das Gespinst des Bösen
sollten.»
«Reden Sie etwa vom Werk Gottes?»
«Es …» Dunmore bleckte die Zähne. «Sie gehen immer
so verdammt tief rein
, Merrily. Jeder andere würde schnell eine Segnung machen, eine Totenmesse halten, und fertig. Sie mussten Fragen stellen, sogar Jane dazu bringen …»
«Was?»
«Fragen zu stellen. In der Schule.»
«Woher …?» Merrily überlegte. «Der Geschichtslehrer? Robbie Williams?»
«Richard Williams.»
«Ist er zufällig Tempelritter?»
«Er ist Mittelalterhistoriker, Merrily.»
«Verdammt, Bernie, das ist ja, als würde man videoüberwacht. Kennen Sie Sycharth Gwilym?»
«Nicht persönlich. Ich weiß, dass er in dieser Stadt einer der Hauptakteure ist, hat ziemlich viele Geschäfte laufen.»
«Aber Mervyn Neale kennt ihn vermutlich.»
«Ja.»
«Tempelritter?»
«Ja, ja, ja.»
«Ist Ihnen Lord Stourport schon einmal begegnet?»
«Nein. Merrily, hören Sie, das heißt nicht, dass die alle korrupt sind. Es hat eine Menge Gutes bewirkt. Hat aus Männern, deren Leben sonst vielleicht egoistisch und sinnlos gewesen wäre, aufrechte Männer gemacht.»
«Hm, es ist nicht an mir, das zu beurteilen. Aber, nur damit Sie im Bilde sind, Bernie, vor über dreißig Jahren waren Stourport und Gwilym an Pseudo-Templer-Riten beteiligt, im Meisterhaus, bei denen Frauen missbraucht wurden. Eine von ihnen wurde nie wieder gesehen. Es war die Mutter von Fuchsia Mary Linden, die tot auf den Gleisen gefunden wurde, nachdem ihr Freund umgebracht worden war. Oh, und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass entweder Stourport oder Gwilym ihr Vater war.»
«Oh Gott …»
«Oder möglicherweise auch ein dritter Mann, der sich Mat Phobe nennt und laut Lord Stourport tot ist. Ich habe gerade mit Sycharth Gwilym geredet, und ich würde sagen, dass er an einer ernsthaften Form von partiellem Gedächtnisverlust leidet.»
«Was haben Sie erwartet?»
«Es ist … noch was vorgefallen. Jemand wurde beinahe umgebracht.»
«Wer?»
«Sie kennen die Person bestimmt nicht. Wenn einer von Ihnen wüsste, dass ein anderer einen Mord begangen hat, würde er dann Stillschweigen bewahren?»
«Ich …»
«Bernie …» Merrily sah Bernie Dunmore in der dichten, geheiligten Düsternis der Kapelle eindringlich an. «Ich fasse das alles nicht – Sie schwitzen ja.»
«Bitten … Sie mich nicht um eine Erklärung, denn ich kann es nicht erklären. Ich kann es nicht rational erklären. Ich gehe nächstes Jahr in den Ruhestand, und ich werde aus Herefordshire wegziehen.» Er hatte die Hände auf die Knie gestützt und starrte darauf nieder. «Mein Anruf gestern Morgen … Vergessen Sie ihn. Es ist nie passiert. Tun Sie, was Sie tun müssen.»
«Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Ich konnte nichts beweisen – ich weiß nicht mal die Hälfte. Bisher jedenfalls.»
«Wenn es etwas für die Polizei ist, gehen Sie zur Polizei.»
«Das kann ich nicht. Noch nicht. Bernie, wie wichtig wäre es – zum Beispiel den Freimaurer-Templern –, ein lange gehütetes Geheimnis in Garway aufzudecken, das mit den ursprünglichen Tempelrittern zusammenhängt? Wenn Ruhm und Ehre drin ist?»
«Diese Frage kann ich nicht beantworten. Hängt vermutlich vom Einzelnen ab.»
«Mir wurde gesagt, dass einige Freimaurer über die Jahre geradezu von Garway besessen waren.»
«Einige waren davon ziemlich überwältigt, ja.»
«Vor allem jetzt gerade? Übermorgen jährt sich die Niederschlagung der Tempelritter zum siebenhundertsten Mal. Samstag, der dreizehnte.»
«Freitag.»
«Es
war
ein Freitag, als es passierte. Freitag, der Dreizehnte, was –»
«Nein, ich meinte den Gottesdienst, der Gedenkgottesdienst für die Templer in Garway ist morgen.»
«Wirklich?»
«Das war … ein ziemliches Problem für uns, Merrily. Für mich. Die Kirche von England steht den Tempelrittern sehr ambivalent gegenüber. Wir haben ihre Kirchen, aber wir waren nicht diejenigen, die sie verfolgt haben.»
«Aber wir hätten es vermutlich getan, wenn es uns damals schon gegeben hätte.»
«Wussten Sie, dass der Vatikan gebeten wurde, sich zu entschuldigen?»
«Für die Niederschlagung? Nein, das wusste ich nicht.»
«Einige der modernen Templergesellschaften fordern das. Es betrifft uns so oder so nicht, aber Gedenkgottesdienste abzuhalten ist, politisch betrachtet, etwas zweifelhaft. Kirchen haben, wie Sie wissen, zwei verschiedene Rollen. Es sind Orte der Religionsausübung und historische Gebäude, die Touristen offenstehen.»
«Sie meinen,
Weitere Kostenlose Bücher