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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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»Verschwindet aus meiner Halle, oder ich lasse Euch von meinen Wachen hinausschleifen!«
    Landina zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Doch dann drehte sie sich um und entfernte sich mit festen Schritten – allerdings nur bis zum Eingang des Saals. Dort verharrte sie, um sämtliche Regungen von Lothar und seinem Sohn mit missmutigen Blicken zu verfolgen.
    Die übrigen Anwesenden, die die Szene schweigend verfolgt hatten – die einen unangenehm berührt, die anderen mit deutlichem Spott, wieder andere mit einem ähnlichen Grimm, wie er auch in Landinas Gesicht stand –, begannen miteinander zu tuscheln.
    Lothars Gesicht wurde noch röter, und er schien zu erwägen, Landina auch von ihrer jetzigen Position zu vertreiben. Doch dann fand er die Beherrschung wieder, wandte sich seinem kleinen Sohn zu, der immer noch verängstigt an ihm hing, und rang sich ein aufmunterndes Lächeln ab.
    »Was ist hier los?«, flüsterte Balduin verwirrt. »Was hat es mit Lothars Frau Waltrada auf sich? Und wer ist Theuteberga, die diese Landina als seine wahre Gattin bezeichnet?«
    Judith trat fröstelnd zum Kamin. In der schwarzen Rußschicht am Boden prägten sich ihre Fußabdrücke ein. »Das ist eine lange Geschichte«, bekundete sie leise. »Es scheint, ich habe etwas mit meinem Cousin Lothar gemein. Unser beider Ehen stehen unter keinem guten Stern.«
     
    Später berichtete Judith ihm mehr. Nicht nur Landina war bis dahin drohend vor dem Saal stehen geblieben, sondern auch weitere Männer und Frauen hatten sich zu ihr gesellt.
    »Sie gehören alle zu Theutebergas Gefolge«, erklärte Judith, »und sie zeigen mit diesem unhöflichen Verhalten, dass sie des Königs Tun nicht gutheißen. Er sieht mir nicht so aus, als dulde er das gerne, aber er hat wohl Angst, es zu ahnden und sich solcherart noch mehr Feinde zu schaffen.«
    Balduin blickte zu Lothar, der tatsächlich schwer mit aufwallendem Grimm zu kämpfen schien, jedoch schweigend aß und das Fleisch für seinen Sohn in kleine Stücke schnitt.
    »Wer ist diese Theuteberga?«, fragte er erneut.
    »Sie ist Lothars rechtmäßige Frau. Zumindest behauptet das ihr Gefolge, aber es lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Einst lebte Lothar mit Waltrada zusammen – die einen sagen, wie Mann und Frau, die anderen, dass sie nichts weiter als eine Konkubine war. Waltrada war es auch, die ihm den kleinen Hugo geboren hat. Doch dann, vor einigen Jahren, hatte er die Gelegenheit, eine politisch viel bedeutungsvollere Ehe zu schließen. Ihm wurde die Hand von Theuteberga, einer Schwester des Abtes Hukbert von Saint-Maurice d’Agaune, angeboten – und er nahm sie an und verstieß Waltrada, dabei bekundend, dass er sie ohnehin niemals kirchlich geheiratet habe.«
    »Ganz offensichtlich ist der König seinem kleinen Sohn herzlich zugetan«, bemerkte Balduin verwundert. »Warum hat er dann dessen Mutter …?«
    »Nun«, fiel Judith ihm nicht ohne Spott ins Wort, »bis vor kurzem war ihm dieser Sohn nicht sonderlich viel wert. Er dachte ja, dass Theuteberga ihm noch viele Kinder schenken würde, darunter rechtmäßige Söhne. Hugo war zu diesem Zeitpunkt nichts anderes als ein Bastard für ihn. Doch die Wege des Herrn sind unergründlich, und wiewohl man nicht selten den Eindruck hat, der Allmächtige stehe meist auf der Seite der Könige, hat er in diesem Fall offenbar der armen Waltrada zu ihrem Recht verholfen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie darob wirklich glücklich ist. Fest steht: Theuteberga ist unfruchtbar, ihre Ehe mit Lothar blieb kinderlos – und auf dass er dem Schicksal entgeht, irgendwann die diesseitige Welt zu verlassen, ohne sein ohnehin schon bedrohtes Reich einem Erben anzuvertrauen, hat er beschlossen, nun wiederum Theuteberga zu verstoßen, Waltrada zurückzunehmen und Hugo nicht länger als Bastard zu betrachten, sondern als rechtmäßigen Erben.«
    »Und das will sich Theuteberga nicht bieten lassen?«
    »Zumindest nicht die Menschen aus ihrem Gefolge, die in Lothars Reich Macht und Einfluss gewonnen haben und sich nun als Stachel in seinem Fleisch betrachten. Das Ganze ist eine äußerst unschöne Angelegenheit. Zunächst schien sie noch zu Lothars Gunsten auszugehen. Er hat die Bischöfe seines Reichs gebeten, seine Ehe mit Theuteberga für nichtig zu erklären, da er ja zu diesem Zeitpunkt bereits mit Waltrada verheiratet gewesen sei, und die Aachener Synode hat der Trennung zugestimmt – das erste Mal vor drei Jahren und dann noch einmal vor einem

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