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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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mit Wunibald allein ließe. Er tat es nicht sofort, schien immer noch zu zweifeln, was diese Zusammenkunft zu bedeuten hatte. Doch als sie ihm energisch zunickte, leistete er der Geste endlich Folge.
    Sie wusste, dass er noch auf jedes Wort lauschen würde, das sie sagte, auch als er den Rücken schon abgewandt hatte, und so begann sie: »Bete mit mir, Bruder Wunibald … bete mit mir.«
    Als Balduin freilich den steinernen Raum verlassen hatte, faltete sie nicht die Hände, sondern richtete sich mühsam auf, um Wunibald besser ins Gesicht sehen zu können.
    »Soll ich einen Psalm rezitieren?«, fragte er und rieb sich die kalten Finger.
    »Du bist ein Schwätzer, Bruder Wunibald«, stellte sie in allerRuhe fest, »und du bist ein Betrüger. Was wiederum zeigt, dass du durchtrieben bist – und ziemlich klug.«
    »Ich dachte, du wolltest beten, Königin«, meinte er gleichmütig, nicht sonderlich irritiert, dass sie ihre Meinung änderte.
    »Glaub mir, wenn ich jetzt sterbe, ist meine geringste Sorge, wie meine Seele von den Dämonen unbeschadet in den Himmel gelangt. Ich … ich möchte ein paar offene Worte mit dir reden. Weil du einer zu sein scheinst, der diese nicht scheut.«
    Er stritt es nicht ab, sondern ließ sich stattdessen mit Ächzen auf der einen Seite ihrer Schlafstatt nieder. Sein rundlicher Leib erschwerte ihm das, und als er endlich saß, war er sichtlich unglücklich, weil es an weichen Kissen fehlte. Trotzdem begann er nicht mit den üblichen Klagen, sondern meinte ruhig: »Darf ich raten, was du mir zu sagen wünschst? Wahrscheinlich wirst du eine Bitte an mich richten. Ich soll Balduin heil über die Alpen bringen, auch wenn er sich im Falle deines Sterbens lieber von denselbigen stürzen würde. Und ich soll zusehen, dass er an seiner Reise zum Papst festhält, auf dass er zumindest posthum die Erlaubnis für eure Eheschließung einholt – die einzige Möglichkeit, damit ihn der König dereinst wieder in Gnaden willkommen heißt. Nun, wenn es dich ruhiger schlafen lässt, Königin, dann werde ich hiermit feierlich schwören, dass ich kein Tricksen auslassen werde, um ebendas zu erreichen. Doch wenn Gleiches dazu führen sollte, dass du dich aufgibst und willenlos in des Todes Arme sinken lässt, so sei daran gemahnt: Einem Schwur von mir darf man nicht trauen.«
    Der Druck auf der Brust schien ihr ein wenig leichter zu werden. »Ich weiß, Bruder Wunibald«, sprach sie mit einem leisen Rasseln. »Grade eben hast du mir bewiesen, dass ich dich recht einzuschätzen weiß.«
    »Und doch setzt du auf mich? Obwohl du sämtliche meiner Schwächen erkennst?«
    »Du selbst scheinst sie auch zu erkennen, das macht die Sache gehörig einfacher«, sprach sie und lehnte den Kopf an die Wand. Er fühlte sich schwer und heiß an, und das aufrechte Sitzen forderteihr so viel Kraft ab, dass sie nicht vermeinte, jemals wieder eigenständig die Schlafstatt verlassen zu können. »Und außerdem: Auf wen von diesen Reisenden sollte ich sonst setzen? Sag mir, wer in diesem Trachten an meiner Seite stünde? Madalgis ist mir treu ergeben. Sie würde mir bis ans Ende der Welt folgen und noch weiter, aber sie verachtet Balduin. Bei Johanna ist das Gegenteil der Fall: Er ist ihr geliebter Sohn – ich hingegen die verhasste Frau, die ihn ihr abspenstig gemacht hat. Und Joveta? Nun, die Arme ist eine verwirrte Seele, die ein böses Geschick, für das sie nichts kann, von dem ihr angestammten Platz vertrieben hat. Ich glaube nicht, dass sie mich sonderlich mag, und sie würde mir das auch trotzig ins Gesicht sagen, wenn es nur einen anderen Menschen auf Erden gäbe, der ihre Zukunft sichern könnte. So muss sie Treue heucheln, und weil sie ein schlichtes Gemüt ist, glaubt sie selbst, dass sie es ernst meint. Es gibt hier also niemanden, dem ich mich anvertrauen könnte … außer dir.«
    Er nickte bedächtig. Aus seiner Miene war alles Kindische, Weiche entschwunden. Er musterte sie eine Weile interessiert, und trotz ihres neuerlichen Hustens barg sie ihren Blick nicht, sondern hielt seinem stand.
    »Du weißt, was Einsamkeit bedeutet, Königin, nicht wahr?«, fragte er schließlich.
    »Auch dir scheint sie nicht fremd zu sein, magst du das Leben auch betrachten, als wär’s nur ein Spiel.«
    »Das Leben ist ein Spiel«, gab er zurück. Er lachte kurz auf, aber fuhr dann nachdenklich fort: »Und manchmal ist’s leichter zu gewinnen, wenn man auf sich allein gestellt ist und keine Rücksicht zu nehmen braucht. Doch ich

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