Das Gift der Drachen Drachen3
würde ich sagen, mindestens fünf Mal. Richtig?«
Ich nickte. Offenkundig erfreut über seine korrekte Schätzung, legte er die Pipette hin, nahm einen Folianten, ein Tintenfass und eine Schreibfeder und ging zu einer kleinen verschlossenen Tür. Dort reichte er Jotan den Folianten und die Schreibutensilien, zog einen Schlüssel unter seinem Wams hervor, der an einer langen, schmutzigen Schnur hing, und schob ihn in das Schloss.
»Also rein mit euch«, murmelte er und stieß die Tür auf. Dann hob er einen schweren Lederkoffer hoch, der wie ein Wachposten neben der Tür stand, und wartete darauf, dass wir eintraten.
In dem Raum befand sich ein Drache mit intakten Giftdrüsen.
Ich erkannte das sofort an dem Duft nach Gift, Maht, Dung und Haut, noch bevor ich den kleinen, gemauerten Stall betrat. Sak Chidil verschloss und verriegelte die Tür hinter uns und murmelte der im Schatten liegenden Gestalt des Drachen etwas zu. Dann durchquerte er den Raum zu einer zweiten Tür. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass auch sie verschlossen war, ging er zu einem dreifüßigen Tischchen, das in einer Ecke stand. Er stellte es in den Lichtkegel, der durch das einzige Fenster hoch oben an der Wand fiel. Jotan legte den Folianten, das Tintenfass und die Schreibfeder auf den Tisch und begann sich auszuziehen.
Sak Chidil stellte den schweren Lederkoffer zu Boden, hockte sich davor und öffnete die Schnallen. In dem Koffer befanden sich mehrere metallene Instrumente und Glasröhren.
»Die Drachenkuh ist friedfertig«, erklärte Jotan heiser und ein wenig atemlos. »Sie ist Haustier und Studienobjekt der Theologen der Wapar. Komikon Sak Chidil hat sie im Ritus ausgebildet. Er hat Huren dafür benutzt, bevor ich kam. Er ist der einzige Theologe der Wapar, der durch seine Studien von dem Ritus erfahren hat.«
Ihr Bitoo fiel zu Boden. Übergewand? Ha! Darunter war sie splitternackt.
Der Drache, ein friedliches, flügelamputiertes Weibchen mit milchigen Augen, schlurfte vor und liebkoste Jotan mit seiner Schnauze, als suchte er einen Happen; eine knusprige Schnecke vielleicht oder eine Klauevoll süßer Orchideen. Mit seiner ledrigen Schnauze stieß er gegen eine von Jotans vollen, schweren Brüsten. Jotan stieß ihn weg, während sich auf ihrem Gesicht eine Mischung von Ungeduld, Ekel und Erwartung abzeichnete. Ihre Brustwarzen waren hart.
»Du kannst dich nach mir zu ihr legen, Zarq. Sak Chidil ist nur aus wissenschaftlichen Gründen daran interessiert. Verstehst du?«
Ich war entsetzt. Angewidert. Und neidisch. Sie würde das Lied der Drachen hören.
Jotan legte sich auf den Boden und spreizte ihre Beine. Sak Chidil kauerte sich zwischen sie, schob behutsam ein Metallinstrument in sie hinein und kratzte dann das, was er abgestrichen hatte, in eine Glasröhre. Mit einem kleinen Metallspachtel kratzte er ihren Mund aus und schob den Speichel in ein kleines Fläschchen. Er untersuchte ihre Augen, roch an ihrem Atem, machte sich Notizen. Jotan lag gefügig da mit weit gespreizten Knien und starrte mit glasigen Augen an die hohe Decke.
Ich hatte keine Ahnung, was Sak Chidil da tat, was er mit Jotans Säften machte, die er in Glasröhren und Flaschen sammelte. Sein bizarres Verhalten beunruhigte mich in höchstem Maße. Es erinnerte mich vage an die methodische Art, mit der Töpfer herausfinden, wie man am besten neue Glasuren und Formen aus Lehm anfertigen kann. Aber was, bei der Liebe des Drachen, konnte Sak Chidil aus den Flüssigkeiten zu gewinnen hoffen, die er aus Jotans Körper zusammentrug?
Der Drache schlurfte zu ihr und machte sich ohne weitere Umstände zwischen Jotans Beinen zu schaffen, wie ein gut dressierter, aber von seiner Aufgabe gelangweilter Hund. Währenddessen hielt Sak Chidil Jotans Handgelenk fest, zählte leise ihre Pulsschläge und schrieb gelegentlich kratzend etwas in den Folianten.
Ich wandte mich schwer atmend der Tür zu. Meine Beine waren so weich wie nasser Lehm, und ich stopfte mir die Finger in die Ohren, um Jotans ekstatische Schreie und das feuchte Schnauben der Drachenkuh nicht hören zu müssen.
Anschließend belohnte Sak Chidil die Drachenkuh mit verwelkten Hoontip-Blüten, die er aus der Tasche zog. Die Drachenkuh kaute heiter darauf herum, während Sak Chidil noch mehr Proben aus Jotans Schoß nahm, sie umsichtig in verschiedene Glasröhren gab und jede einzelne von ihnen beschriftete. Er überprüfte die Farbe der Lederhaut ihrer Augen, entnahm Blut aus einem ihrer Handgelenke,
Weitere Kostenlose Bücher