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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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was sich auf die ungewöhnlichen
Umstände zurückführen ließ: Die Hitze des
Vulkanausbruchs, aber auch die Tatsache, dass der Keller nicht
feucht war.
    Obwohl der
Text schwierig und jedes zweite Wort ein medizinischer Begriff war,
ging eindeutig daraus hervor, dass die Männer nicht an
giftigen Dämpfen erstickt waren. Es gab zwar kein
endgültiges Ergebnis bezüglich der Todesursache, aber
eindeutige Hinweise auf körperliche Gewaltanwendung. Die
Männer hatten merkwürdige Narben an den Händen, die
jedoch schon lange verheilt waren und nichts mit der Todesursache
zu tun haben konnten. Sie stammten von ziemlich tiefen
Einschnitten, die aufgrund ihrer unregelmäßigen Form
nicht von Werkzeugen oder Messern herrühren konnten. Zwei der
Männer starben höchstwahrscheinlich an
Schädelverletzungen; sie hatten mit einem unbekannten
Gegenstand schwere Schläge auf den Kopf erlitten. Einer der
beiden hatte zudem einen Nasenbruch – so schlimm, dass ein
Nasenknorpel ins Gehirn eingedrungen war. Der Rechtsmediziner
konnte jedoch nicht eindeutig feststellen, ob der Mann an den
Folgen des Nasenbruchs oder des Schädelbruchs gestorben war.
Der dritte Mann hatte weniger schwere Verletzungen am Kopf, aber
ein gebrochenes Rückgrat und drei gebrochene Rippen, die sich
in die Lunge gebohrt hatten. Dies hatte Blutungen in Brustkorb und
Lunge verursacht, sodass der Mann am eigenen Blut erstickt war.
Dóra schauderte es, aber gleichzeitig wurde ihr {120 }klar,
dass ein junges Mädchen die Männer niemals alleine so
hätte zurichten können.
    Bei der
Nationalität der Männer stützte sich die
Rechtsmedizin auf verschiedene Indizien. Es wurde hervorgehoben,
dass jedes Detail für sich nicht zur Bestimmung der Herkunft
ausreichen würde, aber alles zusammengenommen ergebe eine
große Wahrscheinlichkeit, dass es sich um britische
Staatsbürger handele. Man ging davon aus, dass derjenige oder
diejenigen, die die Toten in den Keller geschafft hatten, nicht mit
einer Entdeckung der Leichen gerechnet hatten. Es war nicht
versucht worden, Kleidung oder andere Spuren zu beseitigen.
Markennamen auf Kleidung und Schuhen seien noch gut lesbar gewesen
und stammten von britischen Firmen. Der ältere Mann trug
teurere Kleidung als die beiden jüngeren. Die
Zahnfüllungen des einen jüngeren Mannes entsprachen den
Materialien, die englische Zahnärzte in den 1960er Jahren
verwendeten, außerdem hatte einer der Männer aufgrund
eines früheren Bruchs eine Stahlschraube von einem britischen
Hersteller im Fußgelenk. Des Weiteren hatten die
jüngeren Männer Tätowierungen mit dem Schriftzug
HMS, was für Her Majesty’s Service stand, den
Militärdienst. Zwei der Männer hatten englische
Pfundnoten in der Tasche, einer trug vertrocknete englische
Zigaretten bei sich.
    Dóra
fiel die Frage nach der Tätowierung ein, die Alda ihrer
Schwester gestellt hatte. Was hatte sie nochmal gesagt? Unter
welchen Umständen würdest du dich tätowieren lassen?
Meinte sie den Eintritt in die Armee? Dóra schüttelte
instinktiv den Kopf. Unwahrscheinlich.
    Am
meisten beruhigte Dóra bei dieser unappetitlichen
Lektüre der Absatz, in dem stand, dass die Leichen
wahrscheinlich erst nach Beginn des Vulkanausbruchs in den Keller
geschafft worden waren – und zwar weil sich auf den
Rückseiten der Kleidungsstücke Aschereste befanden,
obwohl die Männer auf dem Rücken gelegen hatten. Die
feine Asche, die durch Ritzen in den Wänden ins Haus gedrungen
war, bedeckte zwar den gesamten Keller, {121 }hätte sich aber
nicht unter den Leichen festsetzen können. Außerdem
waren kleinere Brandlöcher in der Kleidung, was darauf
hindeutete, dass die Männer während des Ausbruchs
draußen gewesen waren und kleine Stückchen Glut
abbekommen hatten. Ebenso gut hätte dies beim Transport der
Leichen in den Keller geschehen können. Feine Asche konnte
zwar in den Keller dringen, aber keine Glut. Die Männer
mussten während des Vulkanausbruchs unter freiem Himmel
gewesen sein – ob tot oder lebendig. Zu Dóras
Erleichterung hätte Markús die Leichen also nicht
wegschaffen können.
    Das Kapitel
über den Kopf begann mit einer Beschreibung der Kiste, in der
sich laut Markús der Kopf befunden hatte. Eingetrocknete
Blutreste und andere organische Partikel am Boden der Kiste
belegten seine Aussage. Im Haar waren keine Aschespuren, was
ebenfalls darauf schließen ließ, dass der Kopf verpackt
gewesen war. Das war günstig für Markús’
Verteidigung. Leider war die Untersuchung

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