Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman

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seinem Beutel entnommen hatte.
    »Bestimmt?« fragte Flychtha schüchtern. »Es hat aber doch niemand gesagt, wir sollten es uns ansehen, oder? Vielleicht empfinden sie es als aufdringlich, wenn wir es zu konzentriert mustern. Ich möchte keine Rauferei.«
    »Ich auch nicht«, stimmte Ramahni ihr zu. »Die Krallen dieser Typen ruinieren womöglich meine Toga.«
    »Dann schauen wir doch mal«, knurrte Nockauth. »Ich hätt nix gegen ’ne Rauferei. Hab schon verdammp lang kein’ Haken mehr verteilt.«
    »Sie würden es doch nicht rüberwerfen, wenn sie nicht wollten, daß wir es uns anschauen, oder?« fragte Klabautha.
    »Jo, er hat recht«, stimmte Linneks zu. »Außerdem hat uns niemand verboten, es anzuschauen.«
    »Aber ist es auch wichtig für uns?« fragte Ramahni, der den Geist des angeblichen Managerkurses schlagartig erfaßte. »Ist das Anschauen des Dokuments die Lektion? Oder ist es der kollektive Entscheidungsfällungsprozeß, ob wir es uns anschauen oder nicht? Kucken oder nicht kucken, das ist hier die Fra …«
    »Schnauze«, grunzte Klabautha, machte einen Schritt nach vorn, bückte sich und warf einen Blick auf den Stadtplan. Sekunden später waren Linneks und Nockauth bei ihm und rieben sich in kollektiver Verwirrung das Kinn.
    »Was hat es zu bedeuten?« fragte Klabautha, als die Neugier auch unter den restlichen Fünf zu sprudeln begann.
    Nockauth zuckte die Achseln und grunzte verwirrt, und plötzlich schauten auch die anderen hin. Sie beugten sich wie ein Mann eifrig über das verwirrende Blatt Pergament und umzingelten es.
    Daraufhin geschahen merkwürdige, äußerst unerwartete Dinge.
    Die Purpurzungen der über ihnen schwebenden Gebetswellen trafen aufeinander, überlagerten sich, prallten ab, kollidierten auf der Stelle miteinander, und so weiter etc. pp. Und als sich weitere Gebetswellen dazu gesellten, fing die Luft über den acht Gottheiten in einem Schimmer von purpurner Frömmigkeit zu leuchten an.
    Der Gebetsminendetektor schlug heftig aus, ratterte laut vor sich hin und rutschte über den Boden – fort von der synergistisch verstärkten Wellenaura.
    Schoysal schrie verwundert auf, als der Detektor umkippte und gegen die Wand schlitterte, als hätte man ihn dorthin geworfen. Sein Blick zuckte an die Stelle, an der er die Bewegung aufgenommen hatte. Seine Schlitzpupillen weiteten sich erschreckt.
    Die über den acht Gottheiten schwebende Purpurwolke erstrahlte und knisterte in gespenstischer Unheimlichkeit. Eigenartigerweise roch die Luft nun nach Weihrauch und frisch gelöschten Kerzen. Und dann, als Klabautha sich noch weiter vorbeugte, um einen genaueren Blick auf das Pergament zu werfen, flackerte die Wolke, pulsierte und spuckte einen purpurnen Flammenbolzen auf den Boden.
    Die Gottheiten spritzten erschreckt auseinander, und die Wolke verschwand auf der Stelle.
    Schoysal brauchte eine gute Viertelstunde, um das Maul zu schließen. Dann wandte er sich bleich zu Nabob um und flüsterte heiser: »Ich glaube, ich habe eine Idee.«
    In dem schwelenden Bodenloch unbeobachtet, entdeckten 5000 Silberfischlein die Religion und planten schon, ein gewaltiges Nest zu bauen, das sie ausschließlich dem gerade erblickten Purpurblitz widmen wollten, den sie für die Inkarnation ihres Stammvaters Ignatz hielten. Es war natürlich höchst wahrscheinlich, daß sie sich irrten, aber was soll’s, sie waren glücklich dabei. Im Augenblick.

    Die Schleimau schleimte und schlammte sich blasenwerfend ihren Weg durch die Innereien von Mortropolis und hatte glücklicherweise keine Ahnung von der Wichtigkeit zweier verstärkter gelber Buden, die geheimnisvollerweise an ihrem Ufer erschienen waren. Die Schleimau ignorierte auch die argwöhnisch gaffenden Massen der Fährschiffer, deren Fähren an eben diesem Ufer angelegt hatten – Fähren, die nun seit zwei Tagen keinen rechtmäßigen Passagier mehr an seinen letzten Bestimmungsort gebracht hatten.
    Aber all das würde sich ändern.
    Der erste Hinweis darauf war das Geräusch klappernden Hufschlags, als eine Sondereinheit stampfender Knochenbrecher eine Herde von Ex-Bürokraten dem Fluß entgegentrieb.
    Eysenhart, ihr Anführer, trat ans Flußufer und winkte den dort versammelten Fährschiffern zu.
    »Werft die infernalischen Verbrennungsmotoren an!« befahl er in drohendem Tonfall.
    Kapitän Nörglpytter blickte gelangweilt auf. »Wofür denn?« knurrte er, ohne die Bölkpfeife aus dem Mund zu nehmen. »Ich seh hier keine zahlenden