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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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der anderen. Ich stürzte mich auf ihn wie eine Ratte auf ein Schweinekotelett.
    »Was zum Teufel ist das?« Ich wedelte mit dem Klemmbrett. Huberts Blick huschte an mir vorbei, um den Korridor hinter mir zu kontrollieren. »Kommen Sie in mein Büro.« Unverblümt.
    Luft zischte aus einem Kissen, als Hubert seinen mächtigen Hintern darauf senkte.
    Ich blieb stehen. »Setzen Sie sich.«
    Ich rührte mich nicht.
    »Setzen Sie sich, Dr. Brennan.« Nachdrücklicher.
    Ich setzte mich und durchbohrte Hubert mit meinem Blick. Der Chief Coroner blies kurz in seinen Kaffee, schlürfte und stellte die Tasse ab. »Sie sind offensichtlich sehr erregt.«
    »Sie haben Briel nach Oka geschickt.« Kurz und direkt, weil ich meiner Zunge nicht so recht traute.
    »Geschickt habe ich sie nicht gerade.«
    »Sie haben einer Pathologin die Erlaubnis gegeben, eine Exhumierung vorzunehmen.«
    »Sie haben ja die Hälfte liegen gelassen.«
    »Wohl kaum die Hälfte.«
    »Dr. Briel hat sich angeboten.«
    »Eine Freifahrt.«
    Verächtlich. »Aufs Haus.«
    »Dr. Briel ist eine sehr talentierte junge Frau.«
    »Sie mag sein, was sie will. Aber Anthropologin ist sie keine.«
    »Sie hat Ausbildung und Erfahrung.«
    Ich schoss auf meinem Stuhl nach vorne. »Amateurstunden!« Hubert trommelte verärgert auf den Tisch.
    »Sie haben es selbst gesagt. Hier geht es um einen Mord. Falls dieser Fall vor Gericht kommt, glauben Sie wirklich, dass Briel als Expertin akzeptiert wird, nur weil sie einen beschissenen Schnellkurs in Anthropologie gemacht hat?«
    »Es sind doch nur vier Knochen.«
    »Vier wichtige Knochen.«
    »Dann hätten Sie sie nicht übersehen dürfen.«
    »Ich hätte sie geholt.«
    »Sie waren nicht da.«
    »Ich habe Ihnen vorgeschlagen, noch einmal nach Oka zu fahren, bevor ich die Stadt verließ. Sie haben mein Angebot abgelehnt.«
    Hubert starrte mich an. Ich starrte zurück. Sekunden vergingen.
    Hubert senkte als erster den Blick.
    »Sie werden die Fingerglieder natürlich untersuchen.«
    Ich sagte nichts.
    »Ist das alles?« Botschaft eindeutig. Thema abgeschlossen.
    »Das ist ganz und gar nicht alles.«
    Ich riss das Formular mit dem demande d'expertise von Briels Klemmbrett und warf es auf den Tisch.
    Hubert warf einen kurzen Blick darauf und schaute dann mich an. »Und?«
    »Erklären Sie es mir.«
    Tiefes Seufzen. So geduldig.
    »Haben Sie den Polizeibericht gelesen? Oder sind Sie hierhergestürmt, ohne die geringste Ahnung von den Fakten zu haben?«
    »Ich habe genug gelesen, um zu wissen, dass Sie eine Pathologin gebeten haben, Anthropologie zu machen.«
    »Câlice! Nicht Anthropologie. Osteologie. Einfach nur zählen und sortieren. Und noch einmal: Ich habe sie nicht gebeten. Sie hat sich angeboten.«
    »Wenn sie angeboten hätte, Ihnen die Eier zu rasieren, hätten Sie das auch angenommen?«
    Der Chief Coroner gab sich größte Mühe, verbindlich zu bleiben. Er schaffte es nicht ganz.
    »Man muss nicht gleich vulgär werden.«
    Stimmt. Aber wenn der Schalter in meinem Hirn gekippt ist, geht die Höflichkeit flöten.
    Hubert fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Lehnte sich zurück, und Fleisch quoll über die Armlehnen seines Sessels.
    »Vor zwei Wochen erhielt die SQ-Chicoutimi einen Anruf wegen eines Mannes, der mit nacktem Arsch über eine Straße lief. Wie sich zeigte, war es ein Spinner, der am Lac Saint-Jean wohnte. Typ Waldläufer. Einzelgänger. Die Polizei fand ihn schließlich vor seiner Hütte, er saß im Schnee und nagte an einem Hasen. Nachdem sie den Kerl in die Psychiatrie gebracht hatten, durchsuchten sie das Grundstück und fanden in einem alten Spind Knochen.
    Der Coroner da oben ist ein Gynäkologe namens Labrousse. Die Knochen sahen alt aus, also dachte Labrousse, sie wären am Seeufer angespült worden, oder es wären Überreste aus einem aufgelassenen Friedhof oder einer indianischen Begräbnisstätte. Vermutete, der fröhliche Eremit hätte sie einfach eingesammelt und in seinen Schrank gesteckt. Wie auch immer, letztendlich landeten die Überreste bei uns. Da Sie nicht da waren, bot Briel an, sich die Knochen mal anzusehen. Und ich dachte mir, warum nicht?«
    »Ich sage Ihnen, warum nicht.« Ich warf das Klemmbrett nicht sehr sanft auf den Schreibtisch. »Briel hat eine ganze CSI-Folge mehr gemacht als -« ich malte mit meinen Fingern Anführungszeichen in die Luft » – sie sich mal anzusehen.«
    Als Hubert die Seiten überflog, wuchsen seine Brauen in die Höhe und die Stirn legte sich in

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