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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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geheiratet, so wie die sich gegenseitig anhimmeln. Aber hey, ihr solltet sie mal sehen, wenn die sich mal waschen würde, dann wär das gar kein schlechter Fang. Falls die jemals mit der Miete in Rückstand geraten, lass ich mich vielleicht in Naturalien bezahlen.«
    »Was würdest du denn mit ihr anstellen?« fragte Elliott Smith und zwinkerte Dick Taylor zu.
    »Ach Scheiße, ich würde das süße kleine Ding sich vornüberbeugen lassen, und …«
    »Ha!« machte Bernie Hill. »Du alter Hund, ich wette, du hast schon mal an ihr genascht.«
    Henry zog einen Schläger aus dem Golfbag. Er seufzte, sah verträumt über den Fairway und legte sich eine Hand auf das Herz. »Jungs, ich habe ihr versprochen, nichts zu verraten.«
    Später, als sie wieder in der Bar des Clubhauses waren, kam ein Mann namens Carter Oxley zu dem fetten, schwitzenden Anwalt und sagte: »Sie sollten besser Ihre Zunge hüten und aufpassen, was Sie über diese Frau sagen.«
    Henry drehte sich um und runzelte die Stirn. Oxley war neu im Country Club, ein Ingenieur, der sich bis zum Vize in der Papierfabrik hochgearbeitet hatte. Bernie Hill hatte ihn als vierten Mann zur Golfrunde mitgebracht. Oxley hatte während des ganzen Spiels kaum zwei Worte gesagt. »Welche Frau?« fragte Henry.
    »Sie sprachen doch da draußen von einem Mann namens Willard Russell, richtig?«
    »Ja, Russell. Und?«
    »Kumpel, mir kann’s ja egal sein, aber er hat letzten Herbst einen Mann fast totgeschlagen, weil der schlecht über seine Frau gesprochen hatte. Der Typ, den er vermöbelt hat, ist immer noch nicht wiederhergestellt und fängt mit einer Kaffeedose um den Hals seinen Sabber auf. Sie sollten mal darüber nachdenken.«
    »Sind Sie sicher, dass wir von demselben Mann reden? Der, den ich kenne, würde nicht mal Scheiße sagen, wenn er den ganzen Mund voll davon hätte.«
    Oxley zuckte mit den Schultern. »Stille Wasser sind tief. Bei denen muss man besonders achtgeben.«
    »Woher wissen Sie das alles?«
    »Sie sind nicht der Einzige, dem draußen in Knockemstiff Land gehört.«
    Henry zog ein goldenes Zigarettenetui aus der Tasche und bot Oxley eine an. »Was wissen Sie denn noch über ihn?« fragte er. Am Morgen hatte Edith ihm gesagt, sie fände, sie sollten dem Gärtner einen Pick-up kaufen. Sie hatte am Küchenfenster gestanden und ein weiches Stück Gebäck gegessen. Henry fiel auf, dass das Gebäck mit Schokolade überzogen war. Wie passend, dachte er, diese Hure. Er war allerdings froh zu sehen, dass sie zunahm. Nicht mehr lange, und ihr Hintern würde so breit sein wie ein Ackergaul. Den konnte der beschissene Gärtner gern bumsen. »Muss ja kein neuer sein«, meinte sie. »Nur damit er mobil ist. Willies Füße sind zu groß, um damit jeden Tag zur Arbeit zu laufen.« Dann griff sie in die Tüte und nahm noch ein Stück Gebäck. »Meine Güte, Henry, die sind doppelt so groß wie deine.«

5.
    Schon seit Anfang des Jahres hatte Charlotte Bauchkrämpfe gehabt. Das sind nur Darmbewegungen, sagte sie sich, vielleicht Verdauungsstörungen. Ihre Mutter hatte sehr unter Magengeschwüren gelitten, und Charlotte erinnerte sich, dass sie in den letzten paar Lebensjahren nur noch Toast und Milchreis gegessen hatte. Charlotte aß fortan weniger Fett und nahm nicht so viel Pfeffer, aber das schien nicht wirklich zu helfen. Im April blutete sie dann ein wenig. Sie lag stundenlang auf dem Bett, wenn Arvin und Willard aus dem Haus waren, und die Krämpfe ließen auch durchaus nach, wenn sie zusammengerollt auf der Seite lag und sich nicht rührte. Sie machte sich Sorgen um die Krankenhausrechnungen und darum, dass sie all das Geld verschlingen würden, das sie für das Haus gespart hatten, deshalb behielt sie ihr Leiden für sich und hoffte törichterweise, dass es von allein heilen und einfach verschwinden würde. Schließlich war sie doch erst dreißig, zu jung für etwas Ernstes. Doch gegen Mitte Mai war aus den Blutflecken ein stetes Tropfen geworden, und um den Schmerz zu betäuben, trank sie heimlich aus der Flasche Old Crow, die Willard unter der Küchenspüle aufbewahrte. Am Monatsende, vor den Sommerferien, fand Arvin sie ohnmächtig auf dem Küchenfußboden in einer Lache wässrigen Blutes. Auf dem Herd kokelte eine Pfanne mit Hefebrötchen. Sie hatten kein Telefon, also schob er ein Kissen unter ihren Kopf und machte so gut es ging sauber. Er setzte sich auf den Boden neben sie, lauschte ihrem flachen Atem und betete, dass er nicht aussetzte. Als sein Vater am

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