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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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lange Geschichte. Gehen Sie davon aus, dass ich allein entscheidungsberechtigt bin.«
    Lange konnte ich nicht mehr mit dem Lappen an dem Hosenbein des Herrn herumreiben.
    »Ich würde gern mehr über Ihr Unternehmen erfahren, Mister Hensen. Schließlich wollen wir Partner werden. Und wenn tatsächlich Rechte von Dritten berührt sind …«
    »Ich sagte Ihnen doch, das geht in Ordnung. Das Unternehmen gehörte meinem Bruder zur Hälfte. Der arme Kerl wurde von seiner eigenen Frau umgebracht, weil er sie als Alleinerbin eingesetzt hatte, und als diese merkte, dass sie als verurteilte Mörderin nicht in den Genuss seines Erbes kommen würde, brachte sie sich um und vererbte alles ihrer Schwester. Und die hat keinen Schimmer. Aber keine Sorge, wir haben längst Klage eingereicht.«
    Ich vergaß vor lauter Schreck weiterzuputzen. Der Kerl wusste also Bescheid. Und was war mit Heinrich? Er musste Christians Schreiben doch inzwischen bei einem Gericht eingereicht haben. Und eigentlich sollte meine Unschuld in der Heimat längst als bewiesen gelten. Einem spontanen Impuls folgend, tauchte ich unter dem Tisch auf und hörte mich zischen: »Vergessen Sie nicht, Mister Sullivan zu erzählen, dass Sie …« Ich unterbrach mich noch rechtzeitig, als ich die erstaunten Blicke am Tisch wahrnahm. Solange ich keine Sicherheit hatte, dass alles gut gegangen war, durfte ich mich auf keinen Fall zu erkennen geben.
    »Was wollten Sie sagen, Anne?«, fragte Mister Sullivan tadelnd.
    »Ich, oh, verzeihen Sie, mir steht es nicht zu, mich zu äußern, aber Mister Hensen hat mich absichtlich angerempelt«, stieß ich klagend hervor.
    »Sie unverschämte Person. Was fällt Ihnen ein?«, giftete Jakob Hensen.
    »Es tut mir leid, aber …«
    »Schon gut, ich denke, Sie haben jetzt so lange unter dem Tisch verbracht, dass Sie die Teller gleich abräumen können. Und kein Wort mehr. Entschuldigen Sie sich bei Mister Hensen«, befahl Mister Sullivan in strengem Ton.
    Ich lief rot an, sodass ich vermutete, inzwischen dieselbe Gesichtsfarbe zu haben wie mein mörderischer Schwager.
    »Es tut mir aufrichtig leid, Mister Hensen«, säuselte ich, während ich wütend die Fäuste ballte.
    Doch nun sahen alle zur Tür, weil der letzte Gast den Salon betrat.
    »Darf ich Ihnen meine rechte Hand vorstellen. Das ist Mister Jessen«, hörte ich meinen Schwager erklären, und ich wandte mich zu ihm um, was ich sofort bereute. Hauke starrte mich an wie einen Geist. Mir wurde schwindlig. Mit seinem Erscheinen war mein Spiel aus. Ich schloss die Augen, um mich zu beruhigen. Als ich sie wieder öffnete, stierte mich Hauke immer noch an.
    Nun sag schon, wer ich bin, dachte ich und holte Luft, um es selbst hinter mich zu bringen, doch dann bewegte sich Hauke wie ein Schlafwandler auf den Gastgeber zu und begrüßte ihn förmlich. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Warum sagte er denn nichts? Wollte er mich quälen? Mein Herz blieb bei seinem Anblick ansonsten unberührt. Unvorstellbar, dass ich geglaubt hatte, unsterblich in ihn verliebt zu sein. Vielleicht lag es daran, dass er lange nicht mehr so gut aussah. Er hatte zugelegt und besaß eine aschfahle Haut. Gut, das mochte an dem Schrecken des unverhofften Wiedersehens liegen.
    Hauke steuerte auf seinen Platz zu, ohne mich auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Ich hatte zwar keine Ahnung, warum er schwieg, aber es sah so aus, als ob er mich nicht verraten würde.
    »O, mein Herr, Ihre Suppe«, sagte ich rasch. Ich würde mitspielen, ohne zu wissen, nach welchen Regeln es ging. Jedenfalls holte ich aus dem Kochhaus einen Teller mit Suppe und servierte sie Hauke formvollendet. Ich übereilte nichts, denn zu groß war mein Bedürfnis, weitere Gesprächsfetzen zu erlauschen. Als könnte Mister Sullivan Gedanken lesen, bat er mich in scharfem Ton zu einem Gespräch vor die Tür. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Kaum war die Tür hinter uns zugeklappt, wollte ich mich für mein ungebührliches Benehmen entschuldigen, doch Mister Sullivan kam mir zuvor: »Behalten Sie Ihre Worte bis später. Ich weiß zwar nicht, was hier gespielt wird, aber ich glaube, es ist besser, Sie kehren jetzt sofort in Ihre Küche zurück und lassen sich nicht mehr blicken, bis die Gäste morgen Mittag wieder abgereist sind! Verstanden? Ich erwarte eine Erklärung! Versuchen Sie ja nicht, mich zu beschwindeln.«
    In diesem Moment kam Misses Leyland dazu. Sie war sehr aufgeregt.
    »Haben Sie schon gehört? Die

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