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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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war Kleopatras Bediensteter, der sie überallhin begleitete. »Hast du neue Mixturen kreiert?«
    »Ja, zwei. Die erste auf einer Basis von Rosen. Hier, das ist sie …«
    Kleopatra galt als kluge Frau, als ebenso gebildete wie gerechte Königin. Doch wenn es um Parfüms ging, konnte sie sehr fordernd sein. Ihre Liebe zu duftenden Tinkturen grenzte an Besessenheit. Ihr zu Gefallen hatte Mark Anton diese Parfümerie erbauen und auf den Feldern ringsum die Zutaten pflanzen lassen, die ihre Lieblingsdüfte hervorbringen sollten – die seltenen Balsambäume und riesige Flächen voller duftender Blumen.
    Kleopatra besaß eine große Sammlung von Parfüms. Viele dienten der Huldigung der Götter, mit anderen salbte man die Toten für ihre Reise in die nächste Welt. Und sie besaß Duftstoffe für ihre Haut, ihr Haar, ihr Bett und ihre Kleider.
    Dazu sammelte sie Tinkturen, die auf vielerlei Weise den Geist beeinflussen konnten: Sie steigerten die Leidenschaft, beruhigten ein ängstliches Gemüt, zerstreuten Trauer und schenkten Freude. Thot hatte Iset erklärt, dass er für diese komplexeren Rezepturen das Extrakt des Blauen Lotus als Basis verwendete.
    »Und nun«, sagte Kleopatra, »geht alle und lasst mich mit meinem Priester allein.«
    Hastige Schritte waren zu hören, als das königliche Gefolge die Werkstatt verließ.
    Warum wollte Kleopatra mit Thot allein sein?
    »Wie kommst du voran?«, fragte sie, als es still geworden war.
    »Sehr langsam, meine Königin. Es gibt keine Rezeptur, an die ich mich halten könnte. So etwas ist noch nie dagewesen …«
    »Aber du wirst es schaffen, oder? Du sagtest, du könntest es.«
    »Ich tue, was ich kann.«
    »Es muss einen Weg geben, Erinnerungen an unsere früheren Leben wachzurufen, Thot. Caesar hat daran geglaubt, und ich tue es ebenso.«
    Iset war schockiert. Jeder wusste, dass die Seelen mit dem heiligen Rauch ins Jenseits reisten. Das Räucherwerk der Priester war wie eine Leiter in die Unsterblichkeit. Wollte Kleopatra damit sagen, dass man diese Leiter auch wieder herabsteigen konnte? Daran glaubten die Ägypter nicht.
    »Ich muss die Vergangenheit kennen, um in die Zukunft sehen zu können. Ich muss wissen, wer ich war. Wer bei mir war. Was ich erfahre, wird meine Herrschaft festigen …« Sie brach ab und sprach dann leiser, nachdenklicher weiter. »Und es wird mir Frieden geben. Wenn ich wissen könnte, dass Caesar und ich schon einmal zusammen waren, dass wir es wieder sein könnten …«
    Thot hatte Iset einmal erklärt, dass allein die griechischen Philosophen glaubten, die Seele könne hier auf der Erde wiedergeboren werden. Doch die Vorfahren der Königin kamen schließlich aus Griechenland.
    »Wenn wir wiederkehren … Wenn ich wiederkehre und auch jene, die mir nahe waren, wie sollen wir einander dann ohne deine Hilfe finden?«
    Es gab Gerüchte, dass Cleopatra Caesar noch immer nachtrauerte. Dass Mark Anton im Vergleich zu dem großen Staatenlenker ein Einfaltspinsel war. Die Königin, sagte man hinter vorgehaltener Hand, mache das Beste aus ihrem Schicksal, doch ihr Herz habe sie auf ewig an den ersten römischen Eroberer verloren.
    »Wenn die Götter es erlauben, meine Königin, werde ich die Rezeptur finden.«
    »Das Parfüm der Seelen, Thot. Ich will es haben.«
    Iset fragte sich, wie die Königin aussehen mochte, wenn sie so eindringlich und vertraut mit jemandem sprach. Und ob sie Thot die Hand auf den Arm legte. Wenn sie ihn begehrte, würde sie ihn sich nehmen. Die Königin war für ihre leidenschaftlichen Gelüste bekannt. Aber Thot würde sie nicht dazu ermuntern. Oder doch?
    Iset spürte Eifersucht in sich aufkeimen. Die Königin sprach jetzt so leise, dass sie nur mit Mühe zu verstehen war. Auf Zehenspitzen näherte sich Iset der Tür des Lagerraums.
    »Niemand darf wissen, woran du arbeitest. Ein solches Parfüm wäre ein mächtiges Werkzeug, das nicht in die Hände meiner Feinde gelangen dürfte. Stell dir vor, wir könnten alle sehen, wer wir vor diesem Leben einmal waren, könnten uns an all unsere vielen Vorleben erinnern, unser Schicksal begreifen. All das Wissen, das uns plötzlich zugänglich wäre – was glaubst du, was das wert wäre?«
    »Es wäre wert, dafür zu töten, meine Königin.«
    »Außer, wenn niemand davon erfährt.«
    »Niemand wird davon erfahren.«
    »Was ist mit deinen Gehilfen? Und deiner Geliebten?«
    Iset erstarrte. Hatte Kleopatra Gerüchte gehört? Wusste jemand am Hof von Thot und ihr? Oder war sie nur davon

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