Das Haus in Georgetown
zugetraut hat, selbst zu entscheiden, was gut für mich ist und was nicht.“
David dachte an all die Dinge, von denen er seine Kinder so krampfhaft abzuschirmen versucht hatte. Und mit denen sie früher oder später doch konfrontiert worden wären. „Mach einfach keinen Blödsinn.“ David räusperte sich. „Benutze den Grips, den Gott dir geschenkt hat.“
Zum ersten Mal seit ihrem Wiedersehen lächelte Alex.
13. KAPITEL
Dank Marleys und Lydias Hilfe leerten sich die Kartons zügig, und im Reihenhaus breitete sich eine Vorform von Ordnung aus. Alex kam still und bedrückt vom Essen zurück, aber er erzählte Faith, dass David und er am Freitag zusammen ins Kino gehen wollten. Remy war auch eingeladen. Faith ahnte, dass der Platz ihrer Tochter leer bleiben würde.
Am späten Nachmittag kamen sie zu dem Schluss, genug ausgepackt zu haben. Marley wurde von ihrer Tochter abgeholt, und auch Lydia schickte sich an, nach Hause zu fahren.
Der Herd war eingeweiht worden, als Faith eine Kanne Tee gekocht hatte. Zwei der vier Platten funktionierten noch halbwegs.
„Ich will dir etwas zeigen, bevor du gehst, Mutter.“ Sie reichte Lydia eine Tasse Oolong-Tee und schenkte dann sich selbst ein. „Etwas auf dem Dachboden. Außerdem hast du die Kätzchen noch nicht gesehen.“
„Der ganze Tumult hier im Haus hat die Katzenmutter nicht vertrieben?“
„Sie scheint an Menschen gewöhnt zu sein. Ob deine letzten Mieter sie hier gelassen haben?“
„Das würde mich nicht wundern, obwohl ich ihnen nicht erlaubt habe, Haustiere zu halten. Allerdings habe ich ihnen auch nicht gestattet, das Haus zu verwüsten.“
Im ersten Stock steckte Remy den Kopf zur Tür heraus. „Es tut mir Leid, dass ich dir Kummer bereitet habe. Kann ich rauskommen?“
„ Darf ich herauskommen“, korrigierte Lydia.
„Du bist doch schon draußen.“
„Du darfst.“ Faith hielt Remys Lächeln, obwohl es nicht so rasend echt wirkte, für ein gutes Zeichen. „Möchtest du uns zu den Kätzchen begleiten?“
„Gern.“
Faith klopfte an Alex’ Tür, und zu viert gingen sie die Treppe hoch und schlichen sich zum Kätzchen-Versteck. Faith bedeutete ihrer Mutter, sich vorzubeugen, um einen Blick erhaschen zu können.
„Wisst ihr, wie viele es sind?“ flüsterte Lydia.
„Zwei, vielleicht drei. Die Mutter liegt immer über ihnen, wenn wir sie besuchen.“
„Gott sei Dank funktioniert der Ventilator, sonst würden die armen Kleinen vor Hitze umkommen. Er ist relativ neu. Ich erinnere mich an die Rechnung.“
„Offensichtlich haben viele Nachbarn ihre Dachböden als Wohnfläche ausgebaut. Eine gute Isolierung und eine Klimaanlage, und wir hätten eine richtige dritte Etage.“
„Meine Mutter hat nach ihrer Heirat nicht mehr hier gewohnt, aber sie erzählte mir, dass mein Großvater beabsichtigte, den Speicher in einen Schlafsaal für die vielen Söhne umzuwandeln, die er zu zeugen gedachte. Tja, keine Söhne, kein ausgebauter Dachboden.“
„Und als du mit Dad hier gelebt hast?“ erkundigte sich Faith.
„Ich glaube, Joe wollte nicht so lange hier bleiben, dass es sich gelohnt hätte.“ Lydia streckte sich. „Er hat das Haus nie gemocht.“
„Und du?“
Lydia machte ein ernstes Gesicht. „Ich war ganz verrückt danach, bis ...“
Faith wusste, wie der Satz weitergehen sollte.
„Ich wollte dir zeigen, was wir letzte Nacht entdeckt haben.“Sie trat zur Seite und zeigte auf den Balken, in den Millicent ihren Namen geritzt hatte. „Kennst du das?“
Lydia fuhr mit einer Fingerspitze über die Buchstaben. „Daran habe ich seit Jahren nicht gedacht.“
„Dottie Lee hat es nicht vergessen.“ Alex gesellte sich zu ihnen, nachdem er seine Katzenbegutachtung beendet hatte, weil er vom Muttertier angefaucht worden war. „Sie hat uns erzählt, dass es hier ein Geheimnis gibt.“
„Ein schönes Geheimnis“, beeilte sich Faith zu ergänzen. „Ich glaube, sie wollte uns ein wenig aufmuntern.“
„Ich vermute, euch bleibt gar nichts anderes übrig, als euch hin und wieder mit Dottie Lee zu unterhalten, denn schließlich ist sie eure Nachbarin. Aber wirklich, Faith, anfreunden solltet ihr euch nicht mit ihr. Diese Frau hat einen Ruf ...“ Lydias Gesicht verriet, welcher Art dieser Ruf war.
„Ich mag sie, und sie scheint eine Menge über das Haus zu wissen.“
„Was die Schnitzerei angeht, ist das kein Wunder. Meine Mutter war nur vier oder fünf Jahre älter als sie. Dottie Lee war wie eine kleine Schwester für sie.“
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