Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
als könnte da irgendwas faul sein.«
»Ich denke, wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen …«
»Dieser Mann hat sogar mit meiner Tochter und meiner Freundin hier gesprochen«, unterbrach Val ihn und zeigte auf Jennifer, »gestern Abend.«
»Und Miss Logan hat uns eine Beschreibung des Mannes gegeben«, ging Mike Jones dazwischen, »die wir verbreiten werden …«
»Gut«, sagte Val, während ihr bewusst wurde, dass sie gerade zum ersten Mal Jennifers Mädchenname hörte. Sie hatte sich schon fast daran gewöhnt, dass Jennifer als die andere Mrs Rowe bezeichnet wurde, als wären sie auf eine verdrehte Art miteinander verwandt. »Was unternehmen Sie noch? Haben Sie das FBI alarmiert?«
»Ich glaube wirklich nicht, dass das zum jetzigen Zeitpunkt notwendig ist.«
»Und wann wird es Ihrer Ansicht nach notwendig?«
»Mrs Rowe, ich verstehe Ihre Sorge«, sagte Mike Jones. »Das tue ich wirklich. Ich habe selbst Töchter im Teenageralter, deshalb müssen Sie mir glauben, dass ich weiß, durch welche Hölle Sie im Augenblick gehen. Aber lassen Sie uns die Tatsachen betrachten. Tatsache Nummer eins, Ihre Tochter wurde gestern Nachmittag von unseren Rangern aufgegriffen, weil sie in der Öffentlichkeit Sex mit ihrem Freund hatte.«
»Ja, danke, dass Sie mich daran erinnern.«
»Tatsache Nummer zwei, sie hat sich gestern Nacht vom Zeltplatz geschlichen, um diesen Jungen zu treffen, einverständlich und aus freien Stücken, soweit ich weiß.«
»Ja. Ich widerspreche Ihnen ja gar nicht …«
»Tatsache Nummer drei, es ist zu einer Auseinandersetzung mit dem Sohn dieses Mannes gekommen«, fuhr Mike Jones fort und nickte Gary zu, der stocksteif neben Val stand, »nach der der Junge bewusstlos am Straßenrand liegen gelassen wurde.«
»Brianne ist nicht verantwortlich für das, was Tyler Currington Hayden angetan hat«, sagte Val und wandte sich auf der Suche nach Unterstützung an Gary. Doch er konnte ihr nicht lange in die Augen sehen und blickte zur Seite. Was hatte das zu bedeuten? Glaubte er, dass Brianne zumindest teilweise verantwortlich war? Behielt er sich vor, sie doch noch anzuzeigen?
»Wie auch immer, Ihre Tochter ist anschließend mit diesem Jungen weggefahren, Mrs Rowe. Deshalb können Sie hoffentlich zumindest verstehen, warum sie es möglicherweise nicht eilig hat, zurückzukommen und sich den Konsequenzen zu stellen. Vielleicht hat sie Angst …«
»Brianne hat vor gar nichts Angst«, sagte Val.
Furchtlos , hörte sie Gary sagen. Wieder warf sie einen Blick in seine Richtung und fragte sich, ob er dasselbe dachte. Doch er starrte zu Boden und blickte nicht auf.
»Ich will lediglich sagen, dass es eine durchaus plausible Möglichkeit ist, dass Ihre Tochter sich im Moment ein wenig schämt, Ihnen gegenüberzutreten. Genauso wie David Gowan sich schämt, seiner Frau gegenüberzutreten …«
»Und Henry Voight? Weshalb schämt er sich?«
»Das untersuchen wir.«
»Und in der Zwischenzeit sollen wir einfach hier rumsitzen und warten?«
»Eigentlich möchte ich vorschlagen, dass Sie zum Büro des Campingplatzes zurückfahren. Dann sind Sie da, falls Ihre Tochter beschließt zurückzukommen, und ich kann Sie telefonisch erreichen, sobald ich etwas höre.«
»Und wenn Sie nichts hören?«
»Ich schlage vor, wir warten noch bis heute Abend. Wenn Ihre Tochter bis dahin nicht aufgetaucht ist, alarmieren wir die Staatspolizei.«
»Warum können wir das nicht sofort machen?«, drängte Val.
Ein Telefon klingelte. Kurz darauf kam Steve Severin und beugte sich zu Mike Jones. »Man hat Tyler Curringtons Wagen gefunden«, meldete er.
»Ich kenne Sie, oder?«, sagte Brianne zu dem Mädchen, machte ein paar Schritte nach vorn und schirmte die Augen gegen die unvermittelt wieder aufgetauchte Sonne ab.
Nikki blickte von Brianne zu Henry und zurück. »Ich glaube nicht.«
»Doch, ich hab Sie in unserem Hotel gesehen«, fuhr Brianne fort, die Nikki als die junge Frau wiedererkannte, die ihre Mutter am Tag ihrer Ankunft vor den Fahrstühlen beinahe umgerannt hätte.
»Nein, das glaube ich nicht.« Wieder blickte Nikki zu Henry.
»Möglich wäre es«, meinte Henry leichthin. »Wir essen dort manchmal zu Abend.«
»Ja, stimmt, manchmal gibt meine Oma uns Geld und sagt, wir sollen es uns mal richtig gut gehen lassen. Echt cool von ihr.«
»Ihre Oma?«
Nikki wies mit dem Daumen lässig auf das Haus hinter ihr. »Die Hütte gehört ihr.«
Briannes Blick schoss zu Henry, der sichtlich zusammenzuckte.
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