Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
gab Brianne erschrocken und wütend zurück.
Schweigen. Dann: »Du schreibst da drin doch nicht etwa SMS , oder?«
Sofort vergrub Brianne das BlackBerry in ihrer Achselhöhle. »Geh wieder ins Bett, Mom.« Brianne wartete, bis sie sicher war, dass ihre Mutter nicht mehr vor der Tür stand, und gab dann eine letzte Nachricht ein: Mutter absolut widerlich. SMS zu gefährlich. Pennt hoffentlich bald ein. Dann geht der Spaß los .
Sie zog ihren Schlafanzug wieder über, betätigte die Toilettenspülung, drehte die laufenden Wasserhähne ab und trat aus dem Bad.
»Alles in Ordnung, Herzchen?«, fragte James, als sie auf Zehenspitzen an seinem Sofa vorbeischlich.
»Alles bestens.« Verdammt. Schlief denn hier niemand?
Es dauerte eine weitere Stunde, bis Brianne sicher war, dass alle endlich fest eingeschlafen waren. Ihre Mutter und Melissa schnarchten leise im Chor, und Jennifer hatte seit zwanzig Minuten keinen Muskel mehr bewegt. Behutsam kroch Brianne aus dem Bett und schlich ins Wohnzimmer. James lag auf dem Bauch, einen Fuß zum Fußboden ausgestreckt, den Kopf zur Wand gedreht, die Augen geschlossen, den Mund offen und sichtlich unempfänglich für die Welt.
Wie eine sich häutende Schlange streifte Brianne hastig ihren Schlafanzug ab und stopfte ihn zusammen mit einer der Schlüsselkarten, die sie vom Schreibtisch stibitzt hatte, in ihre Tasche. Sie würde hoffentlich zurück sein, bevor irgendjemand merkte, dass sie überhaupt weg gewesen war. Und wenn jemand aufwachte und sah, dass sie nicht da war, würde sie einfach sagen, dass sie nach dem ganzen Hin und Her zu aufgedreht zum Schlafen gewesen sei und einen Spaziergang gemacht hätte, weil sie die anderen nicht noch mehr stören wollte.
So bin ich, dachte sie, als sie die Tür öffnete und hinausschlüpfte. Immer selbstlos und rücksichtsvoll.
Er saß alleine auf einem Liegestuhl an dem verlassenen Pool, als sie ihn entdeckte.
»Hi«, sagte sie, kam langsam auf ihn zu und wandte den Kopf, um sich zu vergewissern, dass sie niemand beobachtete.
Er blickte mit traurigen, verwirrten Augen zu ihr auf.
»Einschlafprobleme?«, fragte sie.
Er nickte. »Das soll manchmal vorkommen.«
»Ich kenne das. Was dagegen, wenn ich mich dazusetze?«
»Sind ja genug leere Stühle da«, sagte er.
Nicht direkt ermutigend, aber auch nicht abweisend. »Ich hab Sie heute Abend gesehen. Im Speisesaal. David, stimmt’s?«
Er legte den Kopf zur Seite, wie ein verwirrtes Hündchen, dachte sie. Sie hatte sich nie was aus kleinen Hündchen gemacht.
»Ich hab gehört, wie Ihre Frau Sie David genannt hat«, beantwortete sie seine stumme Frage.
»Unter anderem.«
»Ja. Sie war ziemlich sauer.«
»Tut mir leid.«
»Sie müssen sich nicht entschuldigen.«
Er lächelte. »Und Sie sind …?«
Sie schenkte ihm ihr süßestes, betörendstes Lächeln. »Nicole«, sagte sie leise. »Aber du kannst mich Nikki nennen.«
KAPITEL 9
»Okay, du Schlafmütze. Zeit zum Aufstehen.«
Brianne drehte sich stöhnend auf den Bauch und zog das Laken über den Kopf.
»Komm, Schätzchen. Wir verhungern. Es ist fast neun Uhr. Alle warten auf dich.«
Brianne sagte nichts. Neun Uhr bedeutete, dass sie kaum vier Stunden geschlafen hatte. Sie war erschöpft. Ihr tat alles weh. Sie wollte bloß weiterschlafen und von letzter Nacht träumen. Wenn sie jede Antwort verweigerte, würde ihre Mutter vielleicht gehen und sie in Ruhe lassen.
»Das Frühstück geht nur bis zehn Uhr«, insistierte Val stattdessen.
»Ich kann nicht glauben, dass dir überhaupt nach Essen zumute ist.«
»Mir geht es heute Morgen viel besser. Außerdem können wir ja schlecht mit nüchternem Magen wandern gehen.«
»Wandern?« Brianne streckte widerwillig den Kopf unter der Decke hervor und blinzelte in das helle Sonnenlicht. Wer zum Teufel hatte die Vorhänge aufgezogen? Wovon redete ihre Mutter, verdammt noch mal? »Das ist nicht dein Ernst?«
»Doch durchaus«, erklärte Melissa irgendwo auf der anderen Seite des Zimmers. »Deine Mutter hat beschlossen, uns auf eine Wanderung zu führen.«
» Oh, happy day «, sagte James.
»Vergiss es. Ich gehe nirgendwohin.«
»Wir reden beim Frühstück darüber«, sagte Val.
» Du kannst beim Frühstück darüber reden.«
»Jetzt komm, Brianne …« Val zerrte an Briannes Laken.
»Wer bist du, die Lagerkommandantin aus der Hölle?« Brianne stützte sich auf die Ellbogen. Die Augen nur halb geöffnet, sah sie ihre Mutter und deren Freunde, alle frisch geduscht und proper
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