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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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Weg zwischen den Wipfeln bahnte
und sie mit tastenden Fingern streichelte. Sie dachte an ihren Bruder Emanuele
und wie sehr sie sich darauf freute, ihn bald wiederzusehen…
    Etwas
Feuchtes glitt über ihre Wange und prustete ihr ins Ohr. Es kitzelte.
Unvermittelt fand Emilia, dass es vor allem übel roch. Die Erkenntnis
durchdrang ihr schläfriges Bewusstsein und sie riss die Augen auf. Zu ihrem
Entsetzen fand sie sich Auge in Auge mit einem gehörnten Monster wieder! Vor
Schreck fuhr sie hoch und prallte mit dem Kopf des Ungeheuers zusammen. Das
vermeintliche Ungeheuer entpuppte sich schnell als wohlgenährte Ziege mit
üppigem Bart. Sie reagierte kaum weniger erschrocken als die junge Frau,
tänzelte zurück und gab ein unwilliges Meckern von sich.
    „Du dumme
Ziege“, schimpfte Emilia und rieb sich den Kopf. Sie vermutete, dass die Ziege,
eine bekannte Allesfresserin, sich von ihrer Herde entfernt und die Schlafende
entdeckt hatte. Die Feder ihrer Kappe musste ihre Neugierde geweckt haben und
sie hatte sie wohl auf ihre Essbarkeit hin getestet. Viel zu spät schoss es
Emilia durch den Kopf, dass sie eingeschlafen war und das, obwohl sie Wache
hatte halten wollen! Wo war eigentlich Serafina abgeblieben? Sie lag nicht mehr
neben ihr.
    Emilia
drehte sich um ihre eigene Achse. Sowohl die Pferde als auch Serafina schienen
wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Die Sonne stand bereits tief am Himmel.
Die Erkenntnis, dass sie während ihrer Wache mindestens vier Stunden geschlafen
hatte, trieb Emilia nachträglich die Schamesröte ins Gesicht. Plötzlich glaubte
Emilia Bescheid zu wissen. Natürlich, Serafina ist aufgewacht und hat mich schlafen
lassen. Sicher war sie mit den Pferden den Bach hinunter, damit sie sich vor
dem Aufbruch nochmals richtig satt trinken konnten. Emilia lief die kurze
Böschung hinab und rief laut Serafinas Namen. Ihre Freundin antwortete nicht.
Die sie umgebende Stille wurde Emilia nun doch unheimlich. Aufmerksam
erforschten ihre Augen den Lauf des Baches, der kerzengerade von oben herab auf
sie zu schoss. Nichts bewegte sich dort. Nach unten hin verschwand der Bach
nach kaum fünfzig Metern hinter einer scharfen Biegung. Sie untersuchte das
Ufer und fand nur ein wenig niedergetrampeltes Gras. Was sollte sie tun? Es
widerstrebte Emilia, den Platz zu verlassen, wo Serafina sie am ehesten
vermutete. Sie nahm ihren Bogen an sich und schulterte diesen samt Köcher. Die
Geldkatze trug sie gut verstaut in ihrer Jacke, der Degen baumelte an ihrer Hüfte.
Die beiden Sättel schob sie unter einen ausladenden Busch. Dabei verfluchte sie
die rote Farbe des einen, dessen Extravaganz sie noch gestern in Verzückung
versetzt hatte. Hastig häufte sie Blätter auf und bedeckte ihn damit
notdürftig. Emilia wollte zuächst dem Bachlauf abwärts zu folgen. Vorsorglich
zog sie ihren Degen und marschierte los. Nach der ersten Biegung blieb sie
stehen und rief erneut nach Serafina. Stille. Außer dem Wispern der Bäume, dem
Zwitschern der Vögel und dem Rauschen des Wassers war kein anderer Laut zu
hören.
    Emilia
stolperte weiter. Mehrmals rutschte sie auf dem abschüssigen Boden aus und
landete unsanft auf ihrem Hosenboden. Nach einigen Minuten wechselte der Bach
erneut die Richtung und bog nach rechts in einen dichten Mischwald ein. Emilia
verharrte erneut. Sie glaubte etwas gehört zu haben. Sie lief weiter.
Tatsächlich konnte sie nun schwach die Schreie einer Frau unterscheiden. Ihr
Instinkt sagte ihr, dass es sich um Serafina handelte. Sie rannte los, zwängte
sich zwischen den alten Stämmen hindurch, stolperte über einen Ast, verlor den
Degen, fasste ihn wieder, rappelte sich auf und hastete weiter. Die Schreie
kamen näher. Plötzlich endete die Schonung und sie erreichte den Rand einer
kleinen Lichtung. Am anderen Ende, kaum zwanzig Meter von ihr entfernt, kämpfte
eine Frau alleine gegen zwei Männer. Einer hielt Serafina von hinten
umklammert, während der zweite versuchte, ihr die Hosen herabzustreifen.
    Ihre beiden
Pferde waren an einem Baum in der Nähe festgebunden. Unruhig scharrten die
sensiblen Tiere mit ihren Hufen. Emilia sah nur eins: Zwei Männer, die dabei
waren, Serafina Gewalt anzutun! Ohne zu überlegen, stürzte sie mit gezücktem
Degen über die Lichtung und schrie: „He, Ihr da! Lasst sie sofort los!“ Sie
hatte den Überraschungsmoment auf ihrer Seite und den ersten Mann durchbohrt, bevor
er noch sein Messer hatte zücken können. Er starb mit einem Ausdruck der
Verblüffung in

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