Das Hiroshima-Tor
berechnet, dass sie auf bestimmte Himmelskörper weisen. Und seismografische Messungen haben die Existenz bislang
unbekannter Kammern bewiesen. Was enthalten sie? Warum sind diese Konstruktionen angelegt worden?«
»Wie lautet Ihre Theorie?«
, fragte die Stimme des Besuchers.
»Kann es sein«, präzisierte Timo seine Frage, »dass diese unerklärlichen Dinge mit außerirdischem Leben zu tun haben?« Er
befürchtete, unweigerlich zynisch und argwöhnisch zu klingen.
»Ich kann nur eines sagen: Eine solche Möglichkeit kann man ebenso wenig ausschließen wie nachweisen. Wie gesagt, auf der
Erde ist eine enorme Menge von Asteroiden eingeschlagen. Ein solcher Aufprall kann durchaus schnelle Veränderungen in den
Klimaverhältnissen des Globus und gigantische Überschwemmungen zur Folge gehabt haben. Falls die Menschen, die damals gelebt
haben, oder ihre Nachkommen, fähig waren, zu erfassen, was passiert ist, könnten sie versucht haben, ihr Wissen an künftige
Generationen weiterzugeben. Sie können sogar ein Bewusstsein davon gehabt haben, dass sich dasselbe unter Umständen wiederholt.«
»Sie haben versucht, uns zu warnen?«
Zeromski zuckte mit den Schultern. »Es sieht immer mehr danach aus, dass die Pyramiden ein reales, sehr konkretes Geheimnis
bergen.«
Timo ging auf das Amulett zu. Er konnte sich nicht die ganze Nacht Zeromskis Theorien anhören, auch wenn sie noch so interessant
waren. Es war Zeit, den Stier bei den Hörnern zu packen.
»Was ist das hier?«, fragte er und nahm das Amulett in die Hand.
|245| Zeromski musterte ihn scharf. »Ich habe einmal an einem Latimeria-Kongress in Marburg teilgenommen. Alle Teilnehmer bekamen
so etwas als Souvenir.«
»Sie haben sich in Ihren Büchern auch mit dem Quastenflosser beschäftigt. Glauben Sie, frühe Zivilisationen hätten ihm Beachtung
geschenkt, obwohl sich die Einzigartigkeit des Tiers erst einige tausend Jahre später herausgestellt hat?«
Zeromski veschwand in der kleinen Küche, als hätte er Timos Frage nicht gehört. »Ich mache uns einen Tee.«
Die so explizite Meidung eines Gesprächsthemas war an sich schon fast eine offene Mitteilung. Timo ging zur Küchentür. Die
Wände in der Küche waren orange gekachelt, und über der schmalen Spüle leuchtete eine Neonröhre. Der Fußboden bestand allerdings
noch aus uralten Dielen.
»Sie scheinen nicht sonderlich gern über den Quastenflosser zu sprechen«, sagte Timo direkt.
Zeromski füllte den Kessel mit Wasser. »Ich weiß nicht, was es damit auf sich hat«, sagte er heiser. »Sie waren damals hier,
und jetzt kommen sie wieder.«
Timo spürte seine Wangen heiß werden und befürchtete, man könnte es sehen. »Wer?« »Ich weiß es nicht.«
Innerhalb eines Augenblicks schien Zeromski einige Zentimeter in sich eingesunken zu sein.
»Es waren wohl Russen, jedenfalls damals. Der Marburger Kongress fand Ende der achtziger Jahre statt ...«
Zeromskis Stimme wurde noch leiser. Er wirkte zerbrechlich und vorsichtig, fast ängstlich. Dann stellte er den Kessel ab und
griff nach den Streichhölzern. Timo trat näher.
»Wir waren ein Dutzend Leute beim Marburger Kongress. Archäologen, Paläontologen, Biologen. Am Abend des zweiten Kongresstages,
vor dem Aufbruch zum Bahnhof, kamen unbekannte Männer zu mir.«
Timo wartete, denn Zeromski konzentrierte sich darauf, den Gasherd anzuzünden. Die Hände des Mannes zitterten leicht. |246| »Sie gaben sich als Polizisten aus, zeigten mir aber keinerlei Dienstausweis, obwohl ich darum bat.«
Fauchend sprang die Flamme an. Zeromski sah Timo jetzt ganz anders an als zuvor, fast Schutz suchend. »Meiner Meinung nach
sprachen sie Englisch mit russischem Akzent. Erst später habe ich gehört, dass die Russen nach dem Kongress auch Vaucher-Langston
äußerst dreist zugesetzt hatten. Ich habe mehrmals mit ihm darüber gesprochen. Er war erschüttert und informierte die Polizei
darüber, wie man ihn behandelt hatte, aber es kam nichts dabei heraus.«
Timo konzentrierte sich darauf, jedes einzelne Wort Zeromskis bis in die Betonung hinein in seinem Kopf zu speichern.
Der Alte nahm den Kessel vom Herd. »Sie fragten nach einem Teilnehmer des Kongresses, einem Wissenschaftler namens Isama Nishikawa.
Ein Meeresbiologe, der auf Latimeria spezialisiert war. Ebenso nach seiner südafrikanischen Frau. Ich habe Isama kennen gelernt,
ein angenehmer Mensch und ein qualifizierter Wissenschaftler. Ich schenkte ihm einen
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