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Das Hospital der Verklärung.

Das Hospital der Verklärung.

Titel: Das Hospital der Verklärung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Gedanken Gebrauch davon!«
    »Selbstverständlich …«, erwiderte Stefan gedehnt. »Wenn Sie es wünschen, sage ich niemand etwas.«
    »Geben Sie mir die Hand darauf!«
    Zögernd reichte ihm Stefan die Rechte. Er wunderte sich über das Vorgefallene, vielleicht am meisten über Marglewskis Angst, die unverkennbar war. Sollte dieser Lulatsch aus der Schule geplaudert haben? Woher denn sonst die Wut? Sollte er wirklich mit der Untergrundbewegung etwas gemein haben? Einen – wie hieß es doch gleich – Kontakt?
    Mit höchst zwiespältigen Gefühlen verließ er Marglewski. Im Flur des Pavillons war es so heiß, daß er sich alle Augenblicke den Schweiß von der Stirn wischen mußte. Als er am Klosett vorbeischritt, vernahm er lautes Lachen. Das Organ kam ihm bekannt vor. Gleich darauf öffnete sich die Tür, und Sekulowski taumelte in Schlafanzughosen heraus. Die Stimme schlug ihm über vor Kichern, esschüttelte ihn wie ein Schlucken. Auf seiner blonden Brustbehaarung zitterten Schweißperlen.
    »Wollen Sie mir nicht die Ursache Ihrer guten Laune verraten?« fragte Stefan. Er mußte die Augen in dem grellen Licht zukneifen, das, durch das Glasdach gebrochen, in den Korridor fiel und sich an den Wänden vervielfältigte.
    Sekulowski lehnte sich, nach Atem ringend, an die Wand.
    »Doktor …«, stotterte er schließlich. »Doktor … der Hau … ha ha ha … ich kann nicht … Unsere ge … gelehrten Dispute fielen mir ein … die Phänomene … die Philosophie … die Upanischaden … Sterne … Geist und himmlische Sphären, und wenn ich dann einen Haufen sehe, dann … kann ich mich einfach nicht halten!« Er brach von neuem in Lachen aus. »Geist! Welch großes Wort! Was ist der Mensch? Ein Dreckhaufen!«
    Als der Poet sich ausgestöhnt hatte, denn noch immer bekam er Krämpfe vor Freude, entfernte er sich, immer wieder von Lachreiz geschüttelt. Stefan ging wortlos auf sein Zimmer. Zum Teufel, dieser Sekulowski konnte einen nervös machen mit seinem albernen Gehabe. Auf solche Entdeckungen muß der gerade jetzt kommen! dachte Stefan. Er war in einer mißlichen Lage. Nach seinem Besuch bei Marglewski hatte er eigentlich den Entschluß gefaßt, sofort zum Schalthaus zu gehen und Woch zu warnen. Das gegebene Wort bedeutete ihm nichts, wenn seine Einhaltung die Elektriker gefährden konnte, aber er war sich sogleich im klaren darüber, daß er sein Vorhaben nicht ausführen würde. Vor wem hätte er Woch denn warnen sollen? Vor Marglewski vielleicht? Unsinn. Na, und was sonst? Ihm auf den Kopf zusagen, er hielte Waffen versteckt? War es an dem, so wußte Woch das schließlich besser als er.
    Tagelang marterte er sein Hirn und klügelte immer kompliziertere Methoden aus, wie er Woch zur Vorsicht mahnen könnte: anonyme Zettel, den Werkmeister irgendwie zu einer nächtlichen Unterredung herauslocken; aber Sinn hatte das alles nicht für einen Sechser. Zu guter Letzt gab er es auf. Das Schalthaus zu besuchen, vermied er, da er sich Woch verpflichtet fühlte, aber er begann jetzt wieder in der Nähe umherzuschweifen. Eines frühen Morgens gewahrte er unverhofft auf einem der höchsten Hügel den alten Józef. Der Pfleger saß unbewegt im Gras und schien ganz und gar in den malerischen Anblick versunken, Stefan jedoch hielt ihn nicht für fähig, sich an der Schönheit der Natur zu weiden. Eine geraume Weile beobachtete er ihn verstohlen, schließlich, da er nichts Auffälliges bemerkte, ließ er davon ab. Kurz vor dem Sanatorium kam ihm der Gedanke Józef könnte Marglewskis Kundschafter sein. Er traf mit den Bauern zusammen, auf dem Lande aber bleibt nichts verborgen – zugleich arbeitete er ja auf Marglewskis Station, und der Arzt schenkte ihm bei all seiner Bissigkeit ein gewisses Vertrauen. Doch was sollte wohl Józef mit der Londoner Exilregierung zu tun haben? All das schien völlig ungereimt, unverständlich; und doch hätte Stefan Woch am liebsten gewarnt. Aber wenn er sich ein solches Gespräch mit dem Werkmeister konkret vorstellte, verlor er den Mut.
    In den letzten Tagen hatte es im Sanatorium allerhand Abwechslung gegeben. Stefan verfolgte mit wachem Interesse die Vorgänge in seinem Nachbarzimmer, das bisher leer gestanden hatte. Nun sollte es einen neuen Insassen bekommen, einen gewissen Professor Romuald Łądkowski, den ehemaligen Rektor der Universität. Der Gelehrte, weit über die Grenzen Polens bekannt durch seine Forschungen auf dem Gebiet der Elektroenzephalographie, war achtzehn Jahre lang Leiter

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