Das Inferno
Ziele für ihre zerstörerischen Ausschreitungen suchen. Ich glaube zwar nicht, dass sie in den nächsten Stunden losschlagen werden, aber ich kann Ihnen schon einige Orte nennen, die sie sich ausgeguckt haben.«
»Sind Sie sich da sicher?«
»Ich habe die Typen mit eigenen Augen gesehen. Sie treiben sich im West End und im East End herum und haben offenbar eine große Aktion vor. Haben Sie vielleicht ein paar Männer, harte Männer, meine ich, die Sie mitbringen könnten? Nur für den Fall, dass etwas passiert.«
»Ich glaube, wir werden mit ein paar Randalierern schon fertig werden, aber zuerst einmal kommen Sie bitte zu mir.
Wäre Ihnen halb sechs recht? Dann können wir alles in Ruhe besprechen. Meine Adresse haben Sie ja.«
»Ich werde um Punkt halb sechs bei Ihnen sein. Aber wundern Sie sich nicht, wenn ich etwas komisch angezogen bin.«
»Ich freue mich auf Ihren Besuch…«
Lisa dankte Tweed und legte auf. Dann wandte sie sich zu Herb um, der noch immer Eimer und Schrubber in der Hand hielt und sie kopfschüttelnd ansah.
»Du hast ja ganz schön übertrieben, findest du nicht? Organisierte Banden… So viele waren es nun auch wieder nicht. Und denk doch bloß dran, wie Delgado gerannt ist, als Millie mit dem Nudelholz auf ihn losgegangen ist.«
»Bert hat eine ziemlich lange Liste von den Orten im Westend zusammengestellt, die sie sich angesehen haben. Wenn Delgado ein so großes Gebiet terrorisieren will, braucht er eine Menge Leute. Deshalb bin ich mir sicher, dass er noch eine Anzahl von Schlägertypen in Reserve hat.«
»Wer ist dieser Tweed eigentlich?«
»Ein Bekannter. Aber erwähne seinen Namen unter keinen Umständen gegenüber irgendjemand anderem.«
»Ist schon wieder vergessen. Ich wollte, ich wüsste, wo du warst, als du wochenlang im Ausland gesteckt hast.«
»Darüber möchte ich nicht reden. Und jetzt würde ich mich gern noch ein bisschen aufs Ohr legen, damit ich bei meiner Verabredung richtig ausgeschlafen bin.«
Während Tweed seinen Mitarbeiten Paula, Newman und Butler erzählte, was Lisa ihm soeben berichtet hatte, ging die Tür auf, und Marier kam herein, ein weiterer von Tweeds wichtigsten Leuten.
Marier war Ende dreißig und wie üblich hervorragend gekleidet. Er trug einen beigefarbenem Wollanzug, ein blütenweißes Hemd mit Valentino-Krawatte und einen militärisch anmutenden Regenmantel mit breiten Kragenaufschlägen. Nachdem er den Mantel an die Garderobe gehängt hatte, lehnte er sich wie üblich mit dem Rücken an die Wand und zündete sich eine King-Size-Zigarette an.
»Mir scheint, hier liegt eine gewisse Spannung in der Luft«, bemerkte er mit seiner vornehm klingenden, leicht näselnden Stimme. »Ist denn etwas vorgefallen?«
Tweed gab auch Marier einen kurzen Bericht über das, was Lisa erzählt hatte, und informierte ihn auch über das, was in Alfriston geschehen war, einschließlich des Mordanschlags auf ihn selbst.
»Ich sag’s ja immer: Sie sind unverwundbar, Tweed«, sagte Marier. »Und Newmans Kombi ist offenbar schon wieder repariert – ich habe ihn jedenfalls draußen auf der Straße stehen sehen. Sieht aus wie neu. Kann man dieser Lisa Trent eigentlich vertrauen?«
»Ehrlich gesagt, das weiß ich nicht«, sagte Tweed. »Deshalb habe ich sie auch um halb sechs hierher gebeten. Wenn sie kommt, fühle ich ihr gründlich auf den Zahn. Ach, Harry, haben Sie eigentlich schon mit Pete Nield gesprochen? Er müsste seit heute aus dem Urlaub zurück sein.«
»Er hat mich heute früh angerufen«, antwortete Butler. »Der Arme langweilt sich zu Tode. Wenn Sie wollen, kann er in einer halben Stunde hier sein.«
»Ja, geben Sie ihm Bescheid.«
»Brauchen wir denn Waffen, wenn wir den Banditen auf den Zahn fühlen?«, fragte Butler.
»Keine Schusswaffen. Wir wollen jede Schießerei vermeiden.«
»Wie wäre es mit Tränengasgranaten?«
»Wenn Sie wollen, nehmen Sie welche mit. Aber wenn wir mit Lisa später rausgehen – wohlgemerkt, ich habe
wenn
gesagt –, dann nur, um die Lage zu sondieren.«
»Organisierte Banden«, sagte Newman. »Kommt mir ziemlich weit hergeholt vor. Ich glaube, diese Lisa übertreibt.«
»Ich nicht«, warf Paula ein. »Sie haben sie im Gegensatz zu mir noch nicht kennen gelernt. Sie kam mir vor wie eine Frau, die nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen ist.«
»Am Telefon kam sie mir auch nicht besonders aufgeregt vor«, sagte Tweed. »Obwohl ich aus ihrer Stimme eine gewisse Besorgtheit heraushören konnte.«
»Noch was zu
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