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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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habe, was er mit deiner Mutter gemacht hat, ist mir klargeworden, dass es zu spät ist. Niemand kann dir längere Zeit entkommen, Isaac. Ich habe erwartet, dass du kommst, um mich zu töten, Isaac.«
    Isaac warf die Knöpfe auf den Teppich.
    »Wovon zum Teufel redest du, Philip? Ich will nicht dein Racheengel sein. Du wirst ganz von selbst leiden. Ich will Fakten, nicht deine lausige Meinung. Warum hasst Rupert mich?«
    »Ich habe ihm gegenüber nie ein schlechtes Wort über dich geäußert, Isaac.«
    »Vielleicht liegt es gerade daran. Wer ist die Fotze, Philip? Das Mädchen, das mit Stanley und Rupert rumzieht.«
    »Das ist Esther Rose.«
    »Wo wohnt sie?«
    »Auf der Straße, Isaac. Sie hat kein Zuhause. Früher war sie bei der Jewish Defense League. Man hat sie rausgeworfen, da bin ich mir ziemlich sicher. Denen war sie zu verrückt.«
    »Ein Mädchen von der JDL? Rupert hat doch sicher ein Foto von ihr. Wo ist sein Zimmer?«
    Philip führte ihn in ein Zimmer, in dem sich Broschüren, Zigarrenkisten, Schachbretter mit gebrochenem Klavierband, Tischtennisschläger mit Narben in ihrem Gummifleisch, Werbeplakate für Nudistenkolonien, Backgammon und Guerilla-Kriegsführung häuften; darunter lag ein Wall von Büchern, hinter dem Ruperts Kommode verborgen war, Ruperts Kleiderschrank, Lampe und Bett. Bis zu den Knien in Büchern stehend, wühlte Isaac in dem Durcheinander herum. Er jonglierte mit einem Tischtennisschläger und knurrte böse. »Rupert sollte mal mit meinem Freund Coen spielen. Coen ist der Hammer. Coen könnte mit seinem Aufschlag einen Eisbären verführen.« In einer Zigarrenkiste fand er ein Bündel Fotos. »Ist sie das?«, fragte er und deutete auf ein Mädchen mit krausem Haar, vollen Brüsten und braunen Augen.
    »Ja, das ist Esther.«
    Isaac steckte das Photo ein. Dann entwendete er das Klassenfoto von Ruperts neunter Klasse – das Genie runzelte unter einem Barett finster die Stirn –, das an der Wand hing. Als Isaac das Foto aus dem Rahmen zog, begann das Glas zu splittern.
    »Wo ist Rupert jetzt?«
    »Seit zwei Wochen war er nicht mehr zu Hause, Isaac. Er ist mit Esther zusammen, das ist alles, was ich weiß.«
    »Philip, wenn du ihn erwischst, dann lass ihn nicht aus den Augen. Mit seiner Taktik hat er sich mit dem größten Spielclub der Mulberry Street angelegt. Die Garibaldis können es kaum erwarten, ihn in die Finger zu bekommen. Bring ihn zu mir, Philip.«
    »Im Revier tut ihm doch niemand was, oder, Isaac? … Er ist noch ein Baby … fünfzehn Jahre.«
    »Ich würde ihn aus dem Fenster stoßen, Philip, deinen Wunderknaben, aber ich brauche ihn noch, damit er singt. Keiner meiner Männer wird ihm etwas tun.«
    Isaac rief von einem öffentlichen Fernsprecher aus in St. Bartholomew an. »Inspektor Pimloe«, knurrte er ins Telefon. »Geben Sie mir Inspektor Pimloe.« Die Telefonistin knurrte zurück. Pimloes gäbe es nicht in diesem Krankenhaus. »Machen Sie keinen Ärger. Er drückt sich irgendwo im Gang rum. Lassen Sie ihn holen … Sagen Sie ihm, Isaac hätte gesagt, er solle seinen Arsch in Bewegung setzen, und zwar schnell.«
    Isaac vernahm ein Seufzen und das Klappern von Schuhen. Brodsky kam an den Apparat. »Ich bin’s, Boss.«
    »Quatsch mit wem du willst, Brodsky. Ich wollte Pimloe, nicht dich.«
    »Pimloe ist verschwunden. Vielleicht hat er sich durch den Keller verdrückt. Wer weiß … Wir sitzen ganz schön in der Scheiße, Boss.«
    »Wieso?«, fragte Isaac und bleckte die Zähne. »Hat sich Stanley Chin Flügel gekauft? Hat er diese Negerschwester mit seinen Verbänden gefesselt und sich aus dem Krankenhaus vertrollt?«
    »Cowboy ist hier, Isaac.«
    Isaac zischte ins Telefon. »Du Trottel, wie hat er dich gefunden?«
    »Er hat mich überrumpelt, Isaac. Seine Lederknaben haben mich überrannt. Er hat das Krankenhaus mit einer ganzen Armee gestürmt. Gewehre und alles. Newgate muss gepetzt haben. Das kommt davon, wenn man dem FBI traut!«
    »Das mit Newgate kannst du glatt vergessen. Pimloe ist unser Mann.«
    »Bist du verrückt, Isaac? Pimloe arbeitet für dich.«
    »Aber er denkt auch an sich. Er hält Barney Rosenblatts Schultern für den heißesten Tipp in New York City. Denk doch mal nach, Brodsky. Es ist Pimloe. Niemand sonst könnte es gewesen sein. Was hat Cowboy jetzt vor?«
    »Er will uns von der Bildfläche vertreiben, Isaac. Du kennst doch Cowboy. Er ist eine alte Sau. Der Chinese kann sich nicht rühren, stimmt’s? Also kidnappt Barney zwei

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