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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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besprochen: Zwei kleine Spieler von der zweiundneunzigsten Straße schworen bei den heiligen Gräbern ihrer Mütter, Zorro Guzmann werde an der Endstation in Port Authority auftauchen, um einen Schwung ausgerissener Mädchen aufzugabeln, die mit einem Bus aus Memphis kamen. Isaac hegte tiefes Misstrauen gegen Spieler, die sich dahin verstiegen, bei einem Grab zu schwören, aber er konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Zorro mit zwölf- und dreizehnjähriger Beute zu erwischen. Also kauerte er sich auf eine Plattform über der großen Uhr mit den vier Gesichtern, von der aus er die Schalterhalle des Busbahnhofs überblicken konnte.
    Er hielt sich eine Zeitung vors Gesicht und hatte ein Funkgerät unterm Gürtel, das ihm gestattete, Kontakt mit seinen Engeln aufzunehmen, die sich auf dem gesamten Busbahnhof rumtrieben, zum Teil in Frauenkleidern.
    »Isaac, wir erwischen die Guzmanns mit runtergelassenen Hosen, du wirst es erleben«, sagte Newgate, der FBI-Mann. Er war als unparteiischer Beobachter mit Isaac gekommen und versuchte, den Männern von der Abteilung des First Dep ihre Techniken abzugucken. Ende Februar lief er mit einer Sonnenbrille rum und hielt sich ein Stück von Isaacs Zeitung vor den Mund. Er wirkte so schmierig wie ein weißer Sklavenhändler.
    Das Funkgerät tickte in Isaacs Gürtel. Einer seiner Engel am Greyhound-Gepäckschalter in der Nähe des Ausgangs an der Ninth Avenue war drin. »Isaac, es geht los. Die beiden Gauner sind da. Zorro und sein Bruder.«
    »Nicht so laut«, murmelte Isaac in seinen Gürtel.
    »Sollen wir ihnen auf die Ohrenschützer pissen, Chef?«
    »Nein, bleib, wo du bist.«
    Zorro und Jorge Guzmann trotteten in Wollpullovern in die Haupthalle, von Isaacs Engeln gefolgt. Zorro war ohne seinen karierten Mantel und die schweinsledernen Schuhe gekommen. In Manhattan schienen Ohrenschützer seine Uniform zu sein. Newgate kicherte. »Denk dran, Isaac, wenn sie auch nur ein einziges Mädchen anfassen, das aus dem Bus aussteigt, gehören sie mir.«
    Jorge blieb unter der großen Uhr stehen, während sein Bruder in eine Telefonzelle trat. Newgate lutschte an seinen Fingern. Zorro kam raus, und die Guzmanns setzten ihren Spaziergang fort. Sie sahen nicht zu der Plattform über ihren Köpfen auf. Sie ignorierten die Engel auf den Rolltreppen und die eigentümlichen Frauen mit Walkie-Talkies in ihren Einkaufstaschen. Sie lächelten nicht und machten sich auch nicht an ihren Ohrenschützern zu schaffen. Sie verließen den Busbahnhof ohne die Mädchen aus Tennessee.
    Newgate war verdrossen. »Wie haben sie uns ausgemacht, Isaac? Wer hat ihnen einen Tipp gegeben?«
    Isaac eilte auf die Telefonzellen östlich der Uhr zu. Er fand einen kleinen Zettel in Zorros Zelle, auf dem stand: »Du kannst mich mal, Isaac.« Er schickte seine Engel wieder ins Präsidium. Jetzt musste er den FBI-Mann abschütteln. »Ich besuche jetzt meine Mutter, Newgate. Bis später.«
    Er fuhr mit einem Taxi quer durch die Stadt und ließ es eine Ecke vor Bellevue anhalten, neben der alten medizinischen Fakultät. Er bezahlte den Fahrer, stieg aus und stürzte sich auf ein Mädchen. Ihr Koffer sprang auf. Marilyn sammelte Unterhosen von der Straße auf. Isaac kam ihr nicht zu Hilfe.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Papa. Ich werde Manfred nicht mehr lästig werden. Er gehört dir. Mein Gott, sind dir deine Sklaven ergeben. Er hatte die Wahl. Blue Eyes wollte sich nicht von der Stelle rühren. Isaac, du musst die großartigste Hure von ganz New York sein.«
    Marilyn kroch über ihre Unterhosen. Isaac musste sie vom Boden aufheben. Als er sie festhielt, empfand er seine Scham. Er hatte Marilyn und Coen manipuliert, sie trickreich zusammengeführt, während Rupert durch die Gegend streifte. Trotzdem ergab ihr Geplapper keinen Sinn. Er hatte Coen zurückgepfiffen, als Rupert unter Marilyns Fenster im Schnee lag, aber das qualifizierte ihn nicht als »großartige Hure« oder sonst was. Isaac war auch nicht Manfred Coens Kuppler. Er trat gegen den Koffer mit den Strumpfhaltern und Hemdsärmeln, die auf den Boden baumelten. »Wo zum Teufel willst du damit hin?«
    »Aus der Stadt raus«, sagte sie.
    »Erzähl deinem Vater keinen Blödsinn. Du gehst jetzt sofort mit mir nach Hause. Ich binde dich dort an.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Du machst Blintzen für Ida und mich.« Sie rannte auf die medizinische Fakultät zu, den Koffer mit einem Arm an sich gedrückt. Isaac konnte das schwache Pumpen ihrer Knie

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