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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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vorhatte.
    Er wollte ihm das Messer aus der Scheide ziehen!
    Neue Hoffnung, dem Feuertod vielleicht doch noch entkommen zu können, verjagte die panische Angst, und Sebastian drehte sich ihm nun so zu, dass Bruder Scriptoris sein Messer zu fassen bekommen konnte.

    Der Mönch zog es aus der Lederscheide, hielt es mit festem Griff und blieb ganz ruhig liegen.
    Sebastian wusste, was er jetzt zu tun hatte. Er drehte ihm ebenfalls den Rücken zu, führte seine gefesselten Hände an das Messer heran und bewegte die Hände ruckartig über die scharfe Klinge. Mehrmals rutschte er ab und das Messer schnitt ihm in den Arm und in den Handballen. Aber den Tod so nah vor Augen, spürte er den Schmerz kaum.
    Plötzlich merkte er, wie sich der Strick um seine Gelenke lockerte. Ein letzter kräftiger Ruck zerriss die restlichen Fasern. Mit blutigen Händen befreite er sich vom Knebel, warf sich dann zu Bruder Scriptoris herum, nahm ihm das Messer ab und durchtrennte hastig seine Fesseln. Als Letztes durchtrennte er den Strick, der seine Beine zusammenschnürte.
    »Dem Himmel sei Dank, dass Ihr nicht den Kopf verloren und diesen genialen Einfall gehabt habt!«, stieß Sebastian hervor, dabei heftig nach Atem ringend.
    »Es ist wohl Gottes Wille, dass unsere Stunde noch nicht gekommen ist«, erwiderte der Mönch und warf einen besorgten Blick auf Sebastians Handgelenke, während er wankend auf die Beine kam. »Hast du dich sehr verletzt?«
    Sebastian schüttelte den Kopf. »Nur ein paar leichte Schnittwunden. Nichts, was nicht schnell verheilen würde, wenn...« Der immer dichter werdende Rauch ließ ihn husten und weiter nach hinten zurückweichen. Auch kehrten Todesangst und Hoffnungslosigkeit zurück. »... wenn wir denn nur eine schwache Chance hätten, dieser Feuersbrunst zu entkommen. Aber lebend schaffen wir es nie und nimmer durch die Flammenwand vor der Tür und den Fenstern. Zumal die von außen ja auch noch fest verriegelt sind! Dieser verfluchte Teufel hat dort alles Brennbare aufgetürmt, was er hier nur finden konnte! Wir sind verloren!«

    »Du irrst!«, widersprach Bruder Scriptoris, während er ihn am Arm packte und in Richtung der hinteren Seitenkammer zog. »Sulpicius hat bei seinem teuflischen Plan einen entscheidenden Fehler gemacht. Wäre er während der Stunden des Wartens auf uns in der vorderen Kammer nicht eingeschlafen, hätte er sicherlich gemerkt, dass ich nicht dort durch die Tür in die Werkstatt gekommen bin, sondern durch einen geheimen Zugang, von dem nur ich weiß.«
    Ungläubig sah Sebastian ihn an. »Es gibt einen geheimen Ausgang?«, wiederholte er erregt.
    »Ja, einen unterirdischen Geheimgang, der noch aus der Zeit stammt, als hier einmal ein Rittergut stand. Er diente den Bewohnern, um bei einem feindlichen Angriff unbemerkt von der kleinen Burganlage hier in die Mühle und hinunter ans Flussufer entkommen zu können. Aber halten wir uns nicht länger mit Reden auf!«, drängte der Mönch. »Es wird Zeit, dass wir verschwinden!«
    Sebastian folgte dem Mönch in den zweiten Lagerraum und zerrte hinter einer hohen Stellage, neben der eine verglaste Handlaterne mit brennender Kerze an einem Wandhaken hing, einen alten, abgewetzten Teppich zur Seite. Darunter kam eine quadratische Luke mit einem eisernen Zugring zum Vorschein.
    Bruder Scriptoris zog die Luke auf, nahm die Laterne vom Haken und stieg die schmale Steintreppe hinunter. »Zieh die Luke hinter dir zu!«, rief er Sebastian über die Schulter zu. »Mit etwas Glück wird nach dem Feuer, wenn hier alles in rauchenden Trümmern liegt, lange Zeit nichts auf den Geheimgang hinweisen. Und Sulpicius wird uns für tot halten. Ich denke, das dürfte auch in deinem Sinne sein.«
    Sebastian folgte seiner Anweisung. Augenblicklich umfing
sie modrig feuchte Dunkelheit, die vom Kerzenlicht nur wenige Schritte vor und hinter ihnen erleuchtet wurde.
    Der unterirdische, gemauerte Gang war gerade breit genug, um einem kräftigen Mann mit einem Schwert an seiner Seite ausreichend Platz zu bieten. Die niedrige, rundgewölbte Decke zwang sie jedoch dazu, sich in leicht geduckter Haltung vorwärts zu bewegen. Schimmelgewächse und moosige Flechten bedeckten das alte, teilweise schon sehr schadhafte Mauerwerk, über das der Lichtschein der Handlaterne tanzte. Auch fanden sich auf dem Boden zahlreiche Wasserlachen, die auf die Nähe des Flussufers und durchsickerndes Grundwasser hinwiesen.
    »Flüchten wir hinunter an den Fluss?«, fragte Sebastian mit

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