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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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geschlungen. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr, bevor er sprach. „Du weißt es also?“
    „Krieg.“ Sie versuchte dem Wort Gelassenheit einzuhauchen.
    „Die Schweden haben sich erklärt. Sie halten auf Kopenhagen zu und haben sich mit holländischen Geschwadern verstärkt.“
    „Du wirst in See stechen müssen.“
    „Ja.“ Er zeigte zum Hafen hinunter. „Wir müssen die Stadt verteidigen. Morgen werde ich an Bord gehen.“
    „Morgen schon.“ Wiebke hatte nicht erwartet, dass der Abschied so schnell kommen würde. Plötzlich schien sich die Erde zu drehen, um sie dann in einem schwarzen Strudel zu verschlucken. Sie schwankte, und Christian zog sie zu sich, lenkte ihren Blick in seine Augen.
    „Wiebke, hör mir zu. Wenn ich sterben muss, wird der Kronprinz für dich sorgen. Ich habe ihm Anweisungen gegeben, Gold ist hinterlegt. Unter seinem Schutz seid ihr sicher, du und die Kinder, auch wenn dich das feindliche Lager bedrängt. Folge seinen Anweisungen, vielleicht kannst du später nach Glückstadt reisen. Dort bist du sicher.“
    „Christian, du kannst nicht in die Schlacht ziehen und an den Tod denken.“ Wiebke spürte, dass Tränen über ihr Gesicht liefen. Hilflos wischte sie sich über die Augen. „Ich möchte bei dir bleiben.“
    „Engel, du kannst mir nicht in die Seeschlacht folgen.“ Christian drückte sie noch fester an sich und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Sie spürte, wie seine Hände ihren Zopf lösten, bis das lange Haar wild im Wind flatterte. „Auf dem Meer gibt es keinen Schutz, du wärst im Zentrum aller Kämpfe, und glaub mir, alle Angriffe werden sich auf das Schiff des Königs konzentrieren.“
    Sie löste sich von ihm und versuchte, ihr Haar zu bändigen.
    „Ich begleite dich seit so vielen Jahren. Ich habe dir zwei Kinder geschenkt, Christian, alle Anfeindungen ertragen, das Glück mit dir erlebt. Ich bin dein Leben, ganz und gar, und ich liebe dich mehr als mein Leben“, sagte sie atemlos. „Ich habe das Recht, dich zu begleiten.“
    Christian lächelte. „Du bist die eigensinnigste Frau, die ich kenne. Du bist sturer und furchtloser als die besten meiner Männer. Aber das ist ein Befehl: Du bleibst hier.“
    „Nein.“ Sie stampfte auf und drehte ihm den Rücken zu. Sie sah, dass sich ein Vogel auf die Brüstung gesetzt hatte. Ein kleines Rotkehlchen, ein Federball nur. Zaghaft hüpfte es auf der Mauer hin und her, und seine schwarzen Augen hielten sie fest im Blick. Plötzlich, ohne jeden Grund, stürzte es sich in die Tiefe, und sie fragte sich, ob in dem Tier etwas Göttliches wohnte. Sie drehte sich wieder zu Christian um. „Wir sind doch alle in Gottes Hand. Und wenn es unser Schicksal ist, werden wir zusammen zurückkehren.“
    „Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert.“
    „Ich ertrage es nicht, wenn ich nicht bei dir bin.“
    „Ich müsste dich heimlich an Bord bringen. Niemand sollte wissen, dass du auf dem Schiff bist.“
    Sie küsste ihn, und in diesem Kuss floss ihm ihre Dankbarkeit entgegen. „Ich könnte schon heute Abend an Bord deines Schiffes gehen und mich in deiner Kajüte versteckt halten.“
    „Du willst es nicht anders.“
    „Nein.“
    „Dann lass uns mit den Vorbereitungen beginnen.“ Christian zog sie mit sich. Während sie den Wendelgang hinabliefen, erwachte die Stadt. Die Kopenhagener eilten durch die Straßen, ihr Tagewerk zu vollbringen. Die Menschen waren unruhig, viele liefen zum Hafen, um ängstlich auf das Wasser zu schauen. Gerüchte kursierten, die Schweden würden sich hinter dem Horizont formieren, um ihre Stadt anzugreifen.
    Sie hatte es geschafft. Nach so vielen Jahren war es ihr gelungen, nach Kopenhagen zurückzukehren. Der Krieg hatte sie hierher gespült, von Jütland über Fünen hinein in die mit Kopfsteinen gepflasterte Pracht der Hauptstadt. Kirsten Munk lachte, und Hans Ulrich Gyldenløve, der neben ihr in der Kutsche saß, schaute sie belustigt an.
    „Wo werden wir leben?“
    „Meine Mutter besitzt ein Palais in der Stadt, nicht weit entfernt von Schloss Rosenborg. Sie hat mir angeboten, dort zu wohnen. Alles Weitere wird sich zeigen.“
    „Du willst zurück in den Palast.“
    „Wir. Wir beide werden den Platz, der uns zusteht, zurückverlangen. Das Reich löst sich auf, alle Bastionen fallen, und am Ende werden uns die Türen von Rosenborg weit offen stehen.“
    Hans Ulrich zog die Vorhänge zurück, die sie vor den neugierigen Blicken der Außenwelt schützten. Sie fuhren durch

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