Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
Vom Netzwerk:
Überrumpelt schmissen die beiden Beamten ihr Hundegepäck in den Kies und liefen hinterher.
    „Isaac, Isaac, hol ihn da raus, rette ihn!“, brüllte Claire atemlos. Auch Isaac sprang daraufhin ins Wasser und war nach wenigen Paddelbewegungen seiner kräftigen Pfoten bei Newton. Fachgerecht schnappte er Newtons Halsband mit den Zähnen und begann mit der Bergung des Ertrinkenden. Er zog ihn mühsam Richtung Poolleiter. Newton spielte dabei seine Rolle bis zur Perfektion und machte einen auf toten Hund.
    „Oh nein“, schluchzte Claire und ließ sich am Eingang des Beckens an der Einstiegsleiter auf die Knie sinken. Wenn der Schlüssel sich jetzt nicht am gewohnten Platz befindet, dachte sie ängstlich, war diese ganze Schmierenkomödie umsonst. Sie lag bäuchlings vor der Leiter und hielt den näher kommenden Hunden die linke Hand ausgestreckt entgegen. Mit der rechten hielt sie sich augenscheinlich an der ersten Sprosse fest. In Wirklichkeit tastete sie die Unterseite der Sprosse ab. Mehrfach griff sie ins Leere. Dann lachte sie in sich hinein. Wie schon gesagt, auf Bernd war Verlass. Er hatte sein Geheimversteck für den Zweitschlüssel nicht gewechselt, sondern diesen, dafür etwas ausgefallen Ort beibehalten. Andere Leute legten ihn einfach unter einen Blumenkübel. Aber hier hing er unter der Leitersprosse. Mit einem Kettchen an einem kleinen Haken. Die Hunde hatten die Leiter erreicht. Claire zog mit beiden Händen an Newtons Halsband. „Braver Junge, toll gemacht“, flüsterte sie ihm zu. Sofort war Newton wieder quicklebendig, kletterte aus dem Wasser und tobte stolz und fröhlich mit Isaac um die Wette. Natürlich bekamen die beiden ungläubig drein schauenden Polizisten noch eine Dusche ab, als die Hunde sich kräftig das Wasser aus dem nassen Fell schüttelten.
    Auch Claire war nicht ganz trocken geblieben. Sie trug ein weißes Top als Oberteil und das war nun ganz durchgeweicht. Die Polizisten konnten sich das Grinsen kaum verkneifen, als sie sie anstarrten. Eigentlich wollte ich ja an keinem Wet–T–Shirt-Contest teilnehmen, dachte Claire, aber was soll’s, so hatten die beiden jungen Beamten eben auch was von dieser Aktion. Sie hatte den Schlüssel zu Bernds Haus.
     
    Ambrosius Carove, Teil III
     
    Die Länge des Kahns maß 60 Schritte, wenn Ambrosius weit ausholte. In der Mitte stand ein hoher Mast. An Tagen mit Rückenwind wurde daran ein riesiges Segel gespannt. Dann kamen sie schneller voran. Ansonsten musste die Strömung des Rheins allein die Arbeit übernehmen und das Schiff mit sich tragen. Vorn am Bug war noch ein Mast. Kleiner als der in der Mitte. An ihm wurde nie ein Segel angebracht. Ambrosius fragte sich, wozu er gut war. Sie lagen sehr tief im Wasser. Wenn Ambrosius sich über die Reling aus dicken Holzbalken streckte, konnte er mit den Fingerspitzen die Wasseroberfläche erreichen. Das Schiff ließ lang gezogene Wellen nach hinten wegschwappen, wenn es sich mit dem flachen Kiel seinen Weg durch das Wasser bahnte.
    Der Strom war breit und groß, die Ufer zu beiden Seiten weit entfernt.
    Ambrosius saß auf den abgewetzten Holzplanken des Decks. Heute war es windstill und der Kahn floss träge flussabwärts. Unter ihm, im Bauch des Schiffes befand sich die Ladung. Der Raum war erfüllt vom Geruch der vielen unterschiedlichen Handelsgüter, Tiere und Menschen. Viele waren dabei, die schon von Chur bis Basel unter Johann Borse zusammen gereist waren. Ihr Ziel hieß Koblenz.
    „Ad confluentes“, hatte Onkel Ambros ihm erklärt. „Bei den Zusammenfließenden. So hatten die Römer das Kastell benannt, welches sie an der Mündungsstelle des Flusses Mosel in den Rheinstrom erbauten.“ Ambrosius hatte genickt. „Ich weiß. Das taten sie kurz nach der Geburt Christi.“ Ambros war zufrieden. „Gut aufgepasst, Ambrosius. Heute gehört Koblenz zum Kurfürstenstaat Trier. Wir werden uns dort nicht lange aufhalten und bald nach Trier aufbrechen …“
    Nun gut. Ambrosius seufzte tief und erhob sich. Er schaute über den Rand des Schiffs hinaus nach vorn. Noch war nichts von Koblenz zu sehen. Also konnte er noch ein wenig seinen Gedanken nachhängen.
    Ambrosius grübelte über eine neue Aufgabe für Giulia. Sie war ein kluges Mädchen und hatte auf der Fahrt bis hierher schon so viel gelernt. Sie begriff schnell und konnte bereits alle Buchstaben des Alphabets lesen.
    Seit sie von ihrem Lagerplatz nahe Luzern aufgebrochen waren, war Giulia mit auf seinem Karren gereist. Onkel Ambros hatte

Weitere Kostenlose Bücher