Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Maréchal, nach seinem Vater. Er ist der Lehrmeister unseres jungen Königs!«, erklärte Baudouin stolz.
Ellen spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich. Damit es möglichst niemand bemerkte, drehte sie sich um und holte einen Strick.
»Nun, dann werde ich mal messen. Den Arm locker hängen lassen«, murmelte sie und vermied es aufzusehen. »Ihr seid Rechtshänder?«
»Ich kämpfe mit beiden Händen, aber meistens mit rechts.«
Ellen nickte bedächtig. Woher konnte Guillaume eines ihrer Schwerter haben?
»Wie sieht es mit besonderen Wünschen aus?« Inzwischen hatte sie sich wieder gefangen und konnte Baudouin ungeniert in die Augen sehen. »Stellt Ihr Euch bestimmte Verzierungen vor? Edelsteine vielleicht?«
Baudouin verzog angewidert sein Gesicht. »Selbst wenn ich dieMittel dafür hätte, mit Edelsteinen am Schwert könnte ich mich nicht mehr bei Guillaume blicken lassen. Er verachtet solches Glitzerzeug und ist der Meinung, das sei nur etwas für Männer, die nicht kämpfen können und ihre Gegner deshalb mit dem Funkeln der Steine blenden müssen, um Eindruck zu schinden.«
Ein Lächeln zuckte um Ellens Mund. In dieser Beziehung waren sie immer einer Meinung gewesen.
»Guillaume hat selbst natürlich eine Menge Schwerter. Hat bei Turnieren einen ganzen Haufen einkassiert. Deshalb besitzt er auch ein paar hübsch geschmückte, aber er benutzt sie nie. Eine leicht nach unten gebogene Parierstange finde ich angenehm«, erklärte er, »ansonsten vertraue ich Eurem Geschmack voll und ganz.«
Ellen nahm an ihm Maß, zeichnete ein paar kurze Entwürfe auf eine Wachstafel und machte Baudouin schließlich einen guten Preis.
»Wann kann ich es abholen?«, fragte er voll freudiger Ungeduld.
»Ihr hättet es sicher am liebsten schon vorgestern, aber wir haben viel zu tun. Natürlich werden wir uns Euch zuliebe beeilen, aber gute Dinge brauchen ihre Zeit.« Sie sah Isaac an. »Zwei Monate werden wir wohl brauchen, meinst du nicht auch?«
Isaac runzelte kurz die Stirn. »Früher geht es beim besten Willen nicht, ich werde sogar einen Auftrag verschieben müssen, denn für die Politur brauche ich genügend Zeit.«
Baudouin seufzte ergeben. »Nun gut. Ich hoffe, ich bin dann noch in England!«
»Wenn nicht, wird Euer Schwert hier auf Euch warten, bis Ihr es holt!«, versicherte Ellen.
»Ihr habt mir schon einmal das Leben gerettet, nun könnt Ihr es noch tausendfach retten, liebe Ellenweore. Macht mir ein gutes Schwert, denn mehr als einmal noch wird mein Leben von meiner Waffe abhängen.«
»Seid versichert, Baudouin, Euer Schwert wird ein ganz besondereswerden!« Ellen begleitete den jungen Ritter hinaus. Sie verabschiedeten sich herzlich, und Baudouin winkte ihr zu, als er davonritt.
»Du hast ihm mal das Leben gerettet?«, fragte Jean ungläubig, als sie wieder in die Schmiede kam.
»Einem Ritter des Königs!« Peter strahlte seine Meisterin beeindruckt an.
»Los, erzähl uns alles – und nichts auslassen!«, drängte Jean.
Ellen lächelte und erzählte ihnen, wie sie das Kind vor dem Ertrinken gerettet hatte.
»Mir hat sie auch das Schwimmen beigebracht!«, sagte Jean stolz zu Peter und Isaac. Es war ihm, als fiele dadurch auch etwas Glanz auf ihn ab.
»Dann hast du ihn aber lange nicht gesehen, bestimmt hat er sich sehr verändert!«, sagte Rose, als Ellen auf Jeans Drängen hin die Geschichte beim Abendessen noch einmal zum Besten gab.
»Natürlich hat er sich verändert, er war damals ein Knabe von fünf Jahren und ist heute ein erwachsener Mann. Aber er sieht seiner Mutter sehr ähnlich, deswegen kommt es mir vor, als hätte ich ihn schon immer gekannt.« Ellen lächelte versonnen. »Sie war ein guter Mensch, und ich glaube, er ist auch kein schlechter Kerl.«
»Und du sagst, er ist in Diensten des jungen Königs?«, erkundigte Rose sich bang.
»Er ist Guillaume le Maréchal unterstellt!«, sagte Ellen und sah Rose streng an. Jean hatte sie schon zuvor klargemacht, dass er niemandem gegenüber auch nur ein Wort über den Maréchal zu verlieren hatte.
Aber Rose beschäftigte etwas ganz anderes. Sie fürchtete, Thibault könne ebenfalls in der Nähe sein. Wer konnte schon wissen, was er ihr antäte, wenn er sie bei Ellen entdeckte! Rose stand auf und räumte in Gedanken versunken den Tisch ab.
»He! Ich habe noch gar nicht fertig gegessen, setz dich wieder, Rose!«, sagte Isaac freundlich.
Rose schüttelte den Kopf. »Bin gleich wieder da«, sagte sie gereizt und ging nach
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