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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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es als Ruhmesblatt betrachtet, daß er zurück nach Moskau kam. Niemand hier hatte darunter zu leiden. Sonst wäre er auf der Party nicht so stürmisch begrüßt worden.«
    »Was haben die Amerikaner im Sender davon gehalten?«
    »Gilmartin, unserer oberster Boß, war natürlich wütend. Max war immer der Hahn im Korb gewesen. Die Vorstellung, daß der KGB den Sender womöglich infiltriert hatte, war für uns alle ein Schock. Sie haben Michael Healey ja auf meiner Party getroffen. Er ist Chef der Sicherheit. Er hat den Sender auseinandergenommen und überall nach Maulwürfen gesucht, aber jetzt sieht’s so aus, als ob Max nur zurückgegangen ist, um Geld zu scheffeln. Wie ein Kapitalist. Man kann ihm keinen Vorwurf daraus machen.«
    »Hat Michael Healey auch mit Benz über Max gesprochen?«
    »Ich glaube nicht, daß Michael von Benz wußte. Michael Healey ist nicht der Typ, dem man gern Privatangelegenheiten anvertraut. Wie auch immer - alles war schließlich okay. Und Max kam zurück, duftend wie eine Rose.« Tommy versuchte, deutlicher zu werden. »CNN hat ein Interview mit ihm gebracht.«
    Arkadi schaute sich wieder nach hinten um. Was ihn auch beunruhigen mochte - es war nichts zu sehen als der Dunst der Stadt.
    Die Straße vor ihnen gabelte sich, führte in nördlicher Richtung nach Nürnberg, in südlicher Richtung nach Salzburg. Tommy bog ab und gelangte nach einer Unterführung an eine weitere Kreuzung, an der er die Abzweigung Richtung Norden nahm. Nach einer Weile sah Arkadi eine rosige Insel in der Dunkelheit auftauchen. Er wußte nicht, was er hier, nicht weit von der Autobahn, erwartet hatte - die Kremlmauern; oder die Kuppeln der Basilius-Kathedrale? Was es auch gewesen sein mochte, es war nichts im Vergleich zu dem einstöckigen, weißgekalkten und von rotem Neonlicht angestrahlten Gebäude mit seinem grellroten Quadrat, das neben einem Schild glühte, auf dem »ROTER PLATZ« und darunter, in bescheidenerer Kursivschrift, »Sexclub« stand. Nichts in deinen Träumen ist so seltsam wie das, was du siehst, dachte er, als er aus dem Trabi stieg.
     
    Das Innere des Clubs war so tief in rotes Licht getaucht, daß es schwerfiel, überhaupt etwas zu erkennen. Arkadi nahm undeutlich Frauen in Strapsen, schwarzen Strümpfen, offenen Büstenhaltern und Korseletts wahr. Der Club versuchte, seinem Namen durch Samoware auf den Tischen und fluoreszierende Sterne an den Wänden gerecht zu werden.
    »Wie finden Sie’s hier?« Tommy stopfte sein Hemd wieder in den Gürtel.
    »Wie zu Zeiten Katharinas der Großen«, sagte Arkadi.
    Es war interessant zu beobachten, wie schüchtern die Männer in einem Bordell waren. Sie hatten das Geld, konnten zwischen den Frauen wählen oder das Haus auch einfach wieder verlassen. Die Frauen waren die Dienerinnen, die Sklavinnen. Doch die Macht, jedenfalls vor dem Sex, war anders verteilt. Die Frauen, von den Männern mit den Blicken verschlungen, räkelten sich wie Katzen auf ihren Liebessitzen, und die Männer verrieten durch ihre Nervosität, wie unbehaglich sie sich letztlich fühlten. Amerikanische Soldaten standen an einer hufeisenförmigen Bar. Wenn sich ihnen eine der Prostituierten näherte, entfalteten sie einen unbeholfenen Charme, während die Frau einen Ausdruck so träger Langeweile bewahrte, als schliefe sie fast. Was Arkadi erstaunte, war die Tatsache, daß die Frauen fast durchweg Russinnen zu sein schienen. Er hörte es an ihrem Akzent, wenn sie miteinander flüsterten, erkannte es an der Blässe ihrer Haut, den schräggestellten Augen. Er sah eine Frau in rosa Seide, breitschultrig wie ein Bauernmädchen aus der Steppe, die in ihrer Reizwäsche offensichtlich geradewegs aus dem Osten kam. Sie unterhielt sich leise mit einer zierlicher gebauten Freundin mit großen armenischen Augen und einem Bodystocking aus schwarzer Spitze. Als Arkadi zu ihnen hinüberblickte, fragte er sich, worin sich die importierten russischen Prostituierten wohl von ihren deutschen Kolleginnen unterschieden. In der Spannbreite ihres sexuellen Angebots, ihrer Unterwürfigkeit, ihrer Fähigkeit zu heilen? Sie zeigten mit dem Finger auf ihn. Sie spürten es, auch er war ein Russe. Er fragte sich, wie dringend sein Bedürfnis nach Liebe oder zumindest ihrem Faksimile war. War ihm sein Bedürfnis anzumerken, oder machte er den Eindruck, ausgebrannt wie ein verkohltes Streichholz zu sein?
    Er erinnerte Tommy: »Sie sagten, daß Max Albow nach München zurückgekommen ist, duftend wie eine

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