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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Kopfhörern. Unter dem Bett fand er Zigaretten. Er wußte, daß er sich hinlegen und die Augen schließen sollte, dennoch ertappte er sich dabei, daß er wieder zurück durch die Diele ging. Nur um sich zu beschäftigen, sah er noch einmal in den Kühlschrank. Er fand eine Safttüte mit der Aufschrift »Waldbeere« und eine Flasche Wodka. Die Tüte mußte aufgerissen werden, ehe sie ihren Inhalt in ein Glas entleerte. Nach dem Geschmack zu urteilen, war es entweder Apfel-, Pflaumen- oder Birnensaft. Der Wodka ließ ihn auch nicht besser schmecken.
    »Auf Rudi.« Arkadi trank das Glas aus und füllte es wieder.
    Da Jaaks Radio schon einmal da war, stellte er es auf den Tisch und schaltete es ein. Er drehte den Knopf der Kurzwellenskala. Fetzen eines aufgeregten Arabisch und die runden Vokale der BBC drangen an sein Ohr. Zwischen den einzelnen Sendern schien der Planet selbst wirr zu summen, vielleicht waren das die positiven Kräfte, von denen der Hypnotiseur gesprochen hatte. Auf Mittelwelle gab es eine Diskussion über den asiatischen Geparden, auf russisch: »Diese prächtigste aller Wüstenkatzen beansprucht einen Lebensraum, der sich über das südliche Turkmenistan bis zum Tafelland von Ustjurt erstreckt. Über die heutige Verbreitung dieses herrlichen Tieres wissen wir allerdings wenig, da es seit dreißig Jahren niemand in freier Wildbahn gesehen hat.« Was alle »Gebietsansprüche« des Geparden so gültig macht wie zaristische Geldscheine, dachte Arkadi. Aber ihm gefiel die Vorstellung, daß in sowjetischen Wüsten noch immer Geparden lauerten, hinter dem Wildesel und der Gazelle herjagten, Geschwindigkeit aufnahmen, zwischen Tamarisken hindurchliefen und in die Luft sprangen.
    Er fand sich erneut vom Schlafzimmerfenster angezogen. Veronika, die direkt unter ihm wohnte, hatte gesagt, er lege jede Nacht Kilometer zwischen seinen Zimmern zurück. Aber er beanspruchte nur seinen Lebensraum, das war alles.
    Eine andere Stimme, die einer Frau, verlas im Radio die Nachrichten über die jüngste Krise im Baltikum. Er hörte nur mit halbem Ohr zu, während er an die Tretmine in Kims Zimmer dachte. Waffen wurden jeden Tag aus Militärdepots gestohlen. Würden Armeewagen bald Läden an den Straßenecken eröffnen? War Moskau das nächste Beirut? Dunstiger Rauch hing über der Stadt, wirbelte unten auf der Straße um leere Wodkakisten.
    Er ging zurück ins Wohnzimmer. Die Übertragung wurde leicht verzerrt, doch klang die Stimme seltsam vertraut. »Die rechtsgerichtete Organisation >Rotes Banner< läßt verlauten, daß sie zu einer Massenversammlung auf dem Puschkin-Platz aufgerufen hat. Obwohl die notwendigen Spezialeinheiten alarmiert worden sind, glauben Beobachter, daß die Regierung wieder einmal tatenlos zusehen wird, bis das Chaos derartige Ausmaße annimmt, daß sie mit der Entschuldigung, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, politische Gegner auf dem rechten wie dem linken Flügel beseitigen kann.«
    Die Anzeigenadel stand zwischen 14 und 16 auf der Mittelwellenskala, und Arkadi begriff, daß er Radio Liberty eingestellt hatte. Die Amerikaner betrieben zwei Propagandasender, die Voice of America und Radio Liberty. VOA, mit Amerikanern besetzt, war die butterweiche Stimme der Vernunft, Liberty dagegen hatte mit seinen russischen Emigranten und Abweichlern beträchtlich mehr Biß. Im Süden Moskaus war eine Reihe von Störsendern errichtet worden, nur um den Empfang von Radio Liberty zu blockieren. Obwohl die Störsignale mittlerweile nicht mehr rund um die Uhr ausgestrahlt wurden, war dies das erste Mal, daß Arkadi den Sender wieder empfangen konnte.
    Gelassen sprach die Ansagerin über Aufstände in Taschkent und Baku, berichtete über neue Giftgasfunde in Georgien, weitere durch Tschernobyl verursachte Fälle von Schilddrüsenkrebs, Kämpfe an der iranischen Grenze, Überfälle in Nagorny-Karabach, islamische Demonstrationen in Turkestan, Bergarbeiterstreiks im Donez-Kohlenbecken, Eisenbahnerstreiks in Sibirien, eine Dürre in der Ukraine. Was den Rest der Welt betraf, so schien das übrige Osteuropa sein Rettungsboot immer noch weiter von der sinkenden Sowjetunion wegzurudern. Der einzige Trost war wohl, daß auch Inder, Pakistani, Iren, Engländer, Zulus und Buren in ihrem Teil der Welt dazu beitrugen, das Leben auf dieser Erde unerträglich werden zu lassen. Die Ansagerin schloß mit der Ankündigung, daß die nächsten Nachrichten in zwanzig Minuten beginnen würden.
    Jeder vernünftige Mann

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