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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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er das Innere des Schuppens, soweit er sich daran erinnern konnte: Tür, Tisch, die aufgestapelten Videorecorder und Computer, die Regale mit den Kleidungsstücken, das Kopiergerät, die Dominosteine und die verräterische Grosni-Zeitung auf dem Tisch und den Gebetsteppich auf dem Boden. Entsprechend der Skizze des Bauernhofs fügte er wieder einen nach Norden weisenden Pfeil hinzu.
    Ihm war eingefallen, daß der Teppich neu gewesen war, ohne Spuren von Knien oder einer Stirn. Außerdem hatte er in ostwestlicher Richtung gelegen. Aber von Moskau aus lag Mekka genau südlich.
    »Haben Sie eine Zwei-Kopeken-Münze?« fragte Arkadi.
    »Für einen Rubel?«
    Der Bettler holte eine Geldbörse aus seinem Hemd und gab ihm die Münze. »Sie machen einen Geschäftsmann aus mir.«
    »Einen Bankier.«
    Er benutzte dasselbe Telefon, mit dem er Polina angerufen hatte. Endlich einmal hatte er das Gefühl, im Vorteil zu sein. Rodionow war nicht daran gewöhnt, verwirrt zu sein und im dunkeln zu tappen. Arkadi war es.
     
    In Weschki, am Rande der Stadt, schien die Moskwa langsamer zu fließen, als verharrte sie zwischen Seggen und Schilf, unwillig, das Dorf zu verlassen, wo Frösche quakten, das Wasser die Mückenjagd der Schwalben spiegelte und der Dunst des Morgens Seerosen umhüllte.
    Hier war Arkadi als Junge gesegelt. Er und Below pflegten hin und her zu kreuzen, Enten aufzuscheuchen und die Schwäne zu verfolgen, die in Weschki den Sommer verbrachten. Der Unteroffizier zog dann anschließend gewöhnlich das Boot auf den Strand und ging mit Arkadi durch ein Labyrinth von Feldwegen und Kirschgärten ins Dorf, um frische Sahne und saure Fruchtdrops zu kaufen.
    Die Sonne schien über den Hügeln zu stehen, hinter den Krähen, die sich als Silhouetten neben dem Glockenturm der Kirche abzeichneten.
    Das Dorf war umgeben von der üppigen Vegetation und der herrlichen Unordnung eines sich selbst überlassenen alten Waldes. Dichte Reihen von Birken, Eschen, breitblättrigen Buchen, Lärchen, Fichten und Eichen und ein Himmel, dessen Sonne nur gelegentlich mit einzelnen Strahlen nach Pilzen suchte. Alles schien stillzustehen und sich zugleich zu bewegen: das Laub am Boden, unter dem Erdhörnchen und Maulwürfe ihre Gänge gruben, plötzlich eine Explosion von Nadeln und Blättern, wenn ein Hase seinen Bau verließ, Grasmücken und Meisen, die die Zweige nach Raupen absuchten, Spechte an den Baumstämmen, die summenden Celli der Insekten. Weschki war der Wunschtraum aller Russen, das Dorf mit den schönsten Datschen.
    Nichts hatte sich verändert. Als er den Wald betrat, folgte er Pfaden, die ihm selbst im Nebel vertraut waren. Dieselben vereinzelten Eichen, nun vielleicht nicht mehr ganz so dunkel und gewaltig. Eine Gruppe von Birken mit blassen, zitternden Blättern. Jemand hatte einst versucht, eine Reihe von Kiefern anzupflanzen, aber Kletterpflanzen und kleinere Bäume waren um sie herum aus dem Boden geschossen und hatten sie unter sich begraben. Überall Farne und Efeu, Unterholz, das einem den Weg versperrte.
    Fünfzehn Meter weiter links schwang sich ein Eichhörnchen auf einen niedrigen Ast und beschimpfte, mit dem Rücken nach unten hängend, einen Mantel, der in den Blättern lag. Minin hob sein Gesicht, was das Eichhörnchen noch mehr erzürnte. Arkadi entdeckte eine Windjacke unter den Büschen und Minins ausgestrecktes Hosenbein. Er wandte sich nach rechts und verschwand hinter einem Kiefernstand.
    Als er an die Straße kam, blieb er stehen. Sie war kleiner und der Schotter abgefahrener, als er ihn in Erinnerung hatte. Ein Jogger in einem Trainingsanzug kam vorbei, ein Zigeuner mit den hohlen Wangen und den schwarzen Augen der Wälder. Dann eine Frau auf einem Fahrrad, die von einem Terrier gejagt wurde. Als sie verschwunden war, trat er ins Freie.
    In der einen Richtung verlief die Straße noch etwa fünfzig Meter weiter, ehe sie nach rechts abbog, sich einem hohen Tor, einem schwarzen, von grünen Bäumen eingefaßten Viereck, näherte und sich wieder von ihm entfernte. In der anderen Richtung, nur zehn Meter weiter weg, standen Rodionow und Albow. Der Oberstaatsanwalt schien überrascht zu sein, seinen Chefinspektor zu sehen, obwohl er hier und jetzt mit ihm verabredet war. Manche Leute können es nicht ertragen, einmal eine Nacht nicht zu schlafen, dachte Arkadi. Rodionows Bewegungen waren steif, als sei es kalt und nicht der Beginn eines wirklich herrlichen Sommertags. Albow, in Tweedjacke und bequemer Hose, mit einer

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