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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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erinnerte sich, mit welcher Geringschätzigkeit Gennadi Obuchow von Aligarch gesprochen hatte, offenbar konnte er ihm die gescheiterte Anwerbung nicht verzeihen. Auch Kitajew hatte nichts Gutes über ihn gesagt. Und dann das wutverzerrte Gesicht von Vitas Taurage, als der Kolossow mit Gasarow verwechselt hatte . . .
    »Kolossow, Leiter der Mordkommission. In welchem Fall ich ermittle, können Sie sich sicher denken. Ich fange bei Ihnen gleich mit den üblichen Fragen an, wenn Sie nichts dagegen haben. Wo in Moskau wohnen Sie?«
    »Meine Adresse steht in meinem Pass, aber den haben Ihre Leute ja eingezogen«, sagte Gasarow.
    »Ja, die haben wir überprüft, aber die dort angegebene Wohnung haben Sie vor einem halben Jahr verkauft. Wo leben Sie jetzt? Nicht zufällig in der Mytnaja-Straße 14, Wohnung 7?«
    »Zufällig doch.«
    »Allein?«
    »Mit meiner Frau.« Gasarow stieß einen kunstvollen Rauchkringel aus.
    »Ihre Frau ist, wenn ich mich nicht irre, Egle Taurage – die Schwester von Vitas Taurage?«
    »Ja.«
    »Aber in Ihrem Pass ist kein Stempel vom Standesamt.«
    »Wer braucht einen Stempel? Wir sind auch ohne Stempel Mann und Frau.«
    »Verstehe.« Kolossow nickte. »Womit verdienen Sie sich Ihren Lebensunterhalt?«
    »Mal so, mal so, wie’s gerade kommt. Geschäfte.«
    »Besuchen Sie den › Roten Mohn ‹ häufig?«
    »Manchmal.«
    »Ihre Frau arbeitet dort?«
    »Sie hat dort niemals gearbeitet und wird es auch nie tun.«
    »Ich verstehe.« Kolossow nickte wieder nachgiebig. »Sie fahren also einfach ab und zu mit ihr zusammen dorthin, um sich einen netten Abend zu machen. Spielen Sie?«
    »Natürlich. Wozu sonst fährt man dorthin?«
    »Mit Erfolg?«
    »Unterschiedlich.«
    »Am Abend des fünften Januar, als der Angestellte Teterin ermordet wurde, waren Sie da im › Roten Mohn ‹ ?«
    »Ja.«
    »Allein oder zusammen mit Egle Taurage?«
    »Allein.« Gasarow räusperte sich.
    Nikita schwieg eine Weile. Das war die erste Lüge. Er erinnerte sich deutlich an die Szene auf dem Video, wo die beiden gemeinsam im Spielsaal zu sehen waren: Das Mädchen redete ihm offensichtlich zu, das Spiel zu beenden, er aber wollte nicht auf sie hören.
    »Kannten Sie den verstorbenen Teterin?«, fragte er Gasarow.
    »Ja. Alle Stammgäste kannten ihn.«
    »Haben Sie ihn am Abend des fünften Januar gesehen?«
    »Meinen Sie damit, ob ich die Toilette aufgesucht habe? Ja, das habe ich. Aber glauben Sie mir, auf den Alten habe ich gar nicht geachtet, ob er hinter seinem Tisch saß oder nicht. . . wenn der Durchfall einen plagt. . .«
    »Durchfall ist eine tückische Sache«, pflichtete Nikita mitfühlend bei. »Im Volksmund heißt er die Bärenkrankheit. Kommt gewöhnlich, wenn man Angst hat.«
    »Angst?«
    »Nun, du hast zum Beispiel auf so einen armen alten Opa geschossen, der fällt mausetot um und sein Gehirn spritzt in alle Richtungen. Da kommt dann alles zusammen – die schwachen Nerven, der Schreck über die Tat, die Furcht vor der Strafe«, zählte Kolossow an den Fingern auf. »Da ist es kein Wunder, wenn du den ganzen Abend aufs Klo rennen musst.«
    »Was wollen Sie damit sagen? Dass ich Teterin getötet habe?«
    »Sie selber haben doch von dem Durchfall angefangen. Ich suche nur nach einem Grund für Ihr Unwohlsein an jenem Abend.«
    »Jetzt hör mal, du . . . Machst du dich etwa über mich lustig?« Gasarow funkelte mit seinen Augen, die schwarz wie die südliche Nacht waren. Gleich zieht er noch einen Dolch, so wie seine kriegerischen Vorfahren, dachte Nikita. »Willst du mich verhöhnen? Erniedrigen?«
    »Aber nicht doch.« Kolossow seufzte traurig. »So kommt kein vernünftiges Gespräch zwischen uns zustande.«
    »Was nervst du mich denn mit diesem Opa? Überleg doch mal – wozu sollte ich den umbringen?«
    Nikita schwieg listig. Bei sich dachte er: Ach, Aligarch, vielleicht weißt du es wirklich nicht, oder vielleicht spielst du auch nur den Dummen – das Motiv liegt in diesem Fall doch auf der Hand . . .
    »Na schön, und wie sind Sie dann ins Kaminzimmer und neben die Leiche von Vitas Taurage gekommen?«, fragte er. »Ganz zufällig?«
    »Natürlich! Ich habe den Schuss gehört. Es hat derartig gekracht, dass ich fast taub geworden bin. Wie ich ins Zimmer gerannt bin, lag er auf dem Boden, daneben die Pistole, und es stank wie in einer Pulverkammer. Ich wollte um Hilfe rufen, ich dachte, dieser Idiot hat sich erschossen. Aber da drehten mir auch schon Saljutows Wachhunde die Arme auf den Rücken.«
    »Wo

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