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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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los: »Das ist doch mal wieder so ein richtiger Idiot gewesen. Da kannst du verblutend im Straßengraben liegen und die fragen dich echt noch, ob du ihnen nicht mal schnell was aufladen kannst. Ich glaube, wenn du stirbst, fragen die höchstens noch deine Hinterbliebenen, ob sie nicht vielleicht von denen Prozente kriegen.«
    Nein, der Kollege Huber neigt nicht zu Übertreibungen. Niemals. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hat, legen wir auch noch die restlichen beiden Arbeitsplatten des Planzeichners auf die Säge. Dieses Mal allerdings, ohne die Finger als Kantenschutz zu missbrauchen. Als die Platten endlich fertig sind, mache ich mich wieder auf die Suche nach dem Kollegen Meier und finde ihn kurz darauf in der Werkzeugabteilung. Er steht da vor einem Regal und ... ja, was macht er da eigentlich? Er steht einfach vor einem Regal und bewegt sich kein bisschen. Da ich neugierig bin, was er treibt, beschließe ich, ihn erst einmal zu beobachten. Nach einer Minute ist immer noch nichts passiert. Er steht da, ohne sich zu bewegen. Nach über zwei Minuten ist die Situation weiterhin unverändert und ich muss einsehen, dass er einfach mehr Ausdauer hat als ich. »Thomas?«, spreche ich ihn an, »Thomas? Was machst du da eigentlich?«
    Er zuckt erschrocken zusammen und antwortet: »Ich, ähh. Ich schau nur, was hier die, ähh, Zangen so kosten.«
    »Geht’s noch? Du stehst hier was weiß ich wie lange bewegungslos in der Gegend rum, um zu schauen, was die Zangen kosten? Aber sonst läuft bei dir schon noch alles ganz rund, oder? Wenn du jetzt fertig bist mit Zangenpreiseanschauen, wäre es schön, wenn du mit in unsere Abteilung kommen könntest und mir endlich mal die blöde Liste vom Chef geben würdest.«
    »Ach ja, die Liste. Ja, die gebe ich dir gleich«, antwortet er und wir gehen gemeinsam zurück in unsere Abteilung. Dort angekommen, erwarten uns wie üblich gleich mehrere Kunden.
    »Egal was die jetzt du dir sagen: Du holst mir als Allererstes die Liste und legst sie in mein Fach«, raune ich Meier zu. Während er nur wortlos nickt, fange ich den ersten Kunden ab.
    »Sie können mir sicher sagen, wo es Hackschnitzel gibt.«
    »Hackschnitzel?«, frage ich. »Die gibt es beim Metzger.«
    »Nein, nein, die sind in so großen Säcken. Kann man in den Garten streuen, damit das Unkraut nicht so wächst.«
    Jetzt dämmert es mir: »Ach, Rindenmulch suchen Sie.«
    »Ja genau, Rindermulch«, stimmt er zu. In dem Moment wird mir klar, wie er auf Hackschnitzel gekommen ist, denn anscheinend geht er davon aus, dass der Mulch statt aus Baumrinde aus Rindern gemacht wird.
    »Den finden Sie in der Gartenabteilung«, verrate ich ihm und zeige ihm die Richtung.
    Kaum ist er weg, ruft mir auch schon ein kleiner, südländisch aussehender Mann Anfang 40 entgegen: »Eh Chef! Bist du Fliese?«
    Dazu muss man wissen, dass die Ansprache »Eh Chef« eine Begrüßung wie etwa »Guten Tag«, »Grüß Gott« oder einfach »Hallo« ist und meistens mit anschließenden Rabattforderungen einhergeht. Wir gehen also aufeinander zu und er streckt mir auch schon seine Hand zur Begrüßung entgegen. So etwas kann ich eh schon leiden wie Bauchweh. Weil ich aber höflich bin, schlage ich ein und mache bei seinem Spielchen mit.
    »Was brauchen Sie?«, frage ich, und dann fängt er auch schon an.
    »Eh Kollega, weißt du, brauch isch Fliese. Hab isch schon gesehen, geh ma hin.«
    Alles klar, gehen wir also mal hin zu der Fliese, und sein Text geht weiter: »Kumma, diese, is gute Fliese?«
    Ich sage: »Ja klar, super.«
    »Was is Preis? Brauch ma 25 Meterquadrat.«
    »8,50 Euro der Quadratmeter.«
    Dann passiert das, worauf ich schon die ganze Zeit gewartet habe. Er tritt ganz nah an mich heran und raunt mir zu: »Aaach komm, machst du gute Preis für misch. Machst du bissi billiger. Weißt du, bin isch arme Mann.«
    Genau in diesem Moment unterbricht mich der Kollege Meier: »Du, das mit der Liste. Ich glaub, die hab ich doch gestern oder vorgestern schon in dein Fach gelegt.«
    Oh neiiiiin!! Doch obwohl ich innerlich koche, bleibe ich nach außen ruhig und säusele: »Da reden wir gleich noch drüber.« Dann wende mich wieder dem Kunden zu.
    »Was war noch mal die Frage?«
    »Ob du machen kannst bissi billiger«, antwortet er.
    Ich erkläre ihm kurz, dass ich die Preise nicht mache und dass diese von der Zentrale festgelegt werden. Damit gibt er sich aber natürlich nicht zufrieden. »Aaaach komm, bist du Chef, kannst du schon bissi billiger

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