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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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also seine Frage: »Wo haben Sie die denn?«
    Ich merke, wie mir langsam warm wird: »Wo ich die habe??? Sie haben doch gerade noch selbst mit dem Finger darauf gezeigt!«
    Jetzt sollte man aber nicht meinen, dass er sich vielleicht noch daran erinnern könnte, weit gefehlt, stattdessen fragt er lieber noch mal nach: »Ja und wo sind die jetzt?«
    Ich zeige fassungslos auf die Regale auf der anderen Seite vom Gang.
    Er scheint echt ein gewiefter Hund zu sein und legt zur Verabschiedung noch mal nach: »Ach, ich wusste gerade nicht, wo ihr die habt.« Dann dreht er sich um und geht. Da frage mich dann schon, wie solche Leute überhaupt herfinden, geschweige denn wieder nach Hause kommen.
    Leider ist mir durch das nette Gespräch der Kollege Meier abhandengekommen. Also mache ich mich auf die Suche nach ihm. Ihn per Durchsage auszurufen, wäre sicherlich das Einfachste, aber nicht besonders effektiv. Denn dann telefoniert er wieder durchs ganze Haus und fragt jeden, ob es sein kann, dass er ihn gerade ausgerufen hat, weil er die Durchsage nicht richtig verstanden hat. Also muss ich mich wohl selbst auf die Socken machen. Als Erstes schaue ich mal gegenüber beim Kollegen Huber in der Schreinerei vorbei. Der hat allerdings auch keine Ahnung, wo der Meier hin ist, erzählt mir aber von einem Kunden, der heute bei ihm war, um eine maßgefertigte Arbeitsplatte für seine Küche abzuholen. Damit auch alles ganz genau passen würde, hatte der Kunde extra einen Plan seiner Küchenzeile angefertigt. Aus unerklärlichen Gründen war der Plan aber leider spiegelverkehrt und somit auch die zugeschnittenen Arbeitsplatten vollkommen unbrauchbar. Jetzt sollte man eigentlich meinen, dass der Kunde da eben Pech gehabt hat und für seinen Schaden selbst aufkommen muss. Aber wie gesagt: sollte man meinen. Da sich der Kunde lauthals über den Scheißservice und die Unfähigkeit der Mitarbeiter beschwert hat, braucht er die Platten natürlich nicht zu bezahlen und Huber muss ihm zudem auch noch neue anfertigen. Allerdings diesmal spiegelverkehrt zum Plan. Da zeigt sich mal wieder, dass der recht bekommt, der am lautesten brüllt.
    Gerade als ich mich wieder auf die Suche nach Meier begeben will, bittet mich Huber: »Kannst du mir nicht schnell noch helfen, die Arbeitsplatten von dem Planzeichner auf die Säge zu heben? Ich bin nämlich gerade allein.«
    »Frag doch mal den Meier, wenn du ihn findest«, schlage ich vor. »Der hat wahrscheinlich gerade sowieso nichts Besseres zu tun.«
    Daraufhin sieht er mich vorwurfsvoll an und meint: »Der Meier? Der ist so langsam, dem kann man im Laufen die Schuhe besohlen. Außerdem tut sich der doch eh bloß wieder weh.«
    Na ja, so unrecht hat er damit gar nicht. Langsam ist der Meier wirklich. Neulich hat er es sogar geschafft, sich von der zugehenden Glasschiebetüre am Ausgang einklemmen zu lassen, obwohl die ja einen Bewegungsmelder und eine Lichtschranke hat.
    »Na ja, was soll’s. Hilft ja nix«, denke ich und wuchte mit Huber die erste Arbeitsplatte auf die Plattensäge. Prompt bleibe ich dabei an der Kante eines hervorstehenden Führungsprofiles hängen und reiße mir den Finger auf. Die Wunde sieht eigentlich nicht schlimm aus und scheint auch nicht besonders tief zu sein, blutet aber dafür recht ordentlich. Huber rennt sofort los, um etwas zum Abwischen und ein Pflaster zu holen, während ich an Ort und Stelle stehen bleibe, damit wir nachher nicht den halben Laden durchwischen müssen.
    »Mist, hätte ich das doch mal lieber den Meier machen lassen!« Kaum habe ich den Satz zu Ende gedacht, steht plötzlich wie aus dem Nichts ein Kunde neben mir und meint: »Autsch! Das tut bestimmt weh. Aber vielleicht können Sie mir trotzdem schnell helfen, ein paar Spanplatten aufzuladen.«
    »Sieht es wirklich so aus, als ob ich das gerade könnte? Vielleicht kann Ihnen ja meine Krankenschwester helfen«, erwidere ich und deute dabei auf den zurückkehrenden Kollegen Huber.
    Der fährt den Kunden gleich an: »Sehen Sie denn nicht, dass ich erst mal den Kollegen versorgen muss?«
    Ich sage zu ihm: »Passt schon. Hilf du ihm bei den Platten. Scheint ein echter Notfall zu sein und nicht so eine Lappalie wie mein Finger.«
    Der Kunde steht wortlos daneben. An seinem Gesichtsausdruck ist deutlich zu erkennen, dass er gerade begriffen hat, dass sein Verhalten etwas unpassend war. In der Zwischenzeit schaffe ich es, mich selbst zu verarzten, und als Huber wieder zurück in der Schreinerei ist, poltert er

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