Das Leben ist ein Baumarkt
ich meiner Sekretärin gegeben.«
»Was? Doch nicht etwa dem Meier?«, ruft er.
Ich habe wirklich keine Ahnung, wie er bei dem Wort »Sekretärin« auf den Kollegen Meier kommt, aber ehrlich gesagt ist mir das auch vollkommen egal. »Jetzt bloß nicht auf ein Gespräch einlassen«, denke ich, und da sich an meiner Information inzwischen eine kleine Menschentraube gebildet hat, versuche ich den gleichen Trick wie vorher: »Ich muss weitermachen. Die Kunden warten. Sehen Sie ja selbst.«
»Ja, machen Sie mal, aber wir reden nachher noch über die Sache mit dem Meier. Und denken Sie daran, dass hier später alles ordentlich aussieht. Denn wir bekommen ja heute noch Besuch von ganz oben.«
Jetzt weiß ich natürlich auch, warum er hier den ganzen Morgen rumhängt. Er hat wieder mal die Hosen voll, weil sein Chef heute zum Kontrollieren vorbeikommt. Dabei braucht vor dem wirklich keiner Angst zu haben. Im Gegenteil. Ist ein ganz netter.
Da ich sowieso gerade an meiner Information bin, um die wartenden Kunden abzufertigen, werfe ich schnell noch einen Blick in den Mülleimer beziehungsweise in die Ablage meiner Sekretärin, um nach der Liste zu suchen, die meinem Chef so sehr am Herzen liegt. Dummerweise ist der Eimer aber schon leer. Da kann man sagen, was man will, fleißig ist sie ja, meine Sekretärin.
Wenig später bekomme ich ein Gespräch meines Kollegen Meier mit, der gerade Schichtbeginn hat. Er versucht, einem Rentner zu erklären, dass Gipskartonplatten absolut ungeeignet sind, um damit einen Carport zu verkleiden, da es da ja oft nass wird und die Platten dann aufweichen würden. Ist aber gar nicht so leicht, denn schließlich weiß der rüstige Rentner ja genauestens Bescheid und macht schon seit über 40 Jahren alles selbst an seinem Haus. Na, wenn der über alles so genau Bescheid weiß wie über die Verwendung von Gipskartonplatten im Außenbereich, dann möchte ich die Bude doch gerne mal sehen. Ist bestimmt ein Musterhaus für die Vorführung bei der Messe für Abrissunternehmen und Schuttentsorgung.
Während ich noch überlege, ob ich mich vielleicht besser in das Gespräch einmischen soll, sehe ich, wie meine Sekretärin ihren Aktensammelwagen auf der anderen Seite des Hauptganges abstellt. Das ist die Gelegenheit, doch noch an die Liste zu kommen. Also starte ich sofort einen Versuch. An leeren Flaschen und allerhand Süßwarenverpackungen vorbei grabe ich mich langsam in Richtung Grund des blauen Plastiksackes vor. »Anscheinend bin ich hier nicht der Einzige, der haufenweise Nervennahrung braucht«, überlege ich gerade, als mich plötzlich jemand von der Seite anspricht: »Sag mal, zahlen die hier so schlecht, dass ihr euch das Essen schon aus dem Müll fischen müsst?«
Gott sei Dank ist es nur ein Kunde, der anscheinend zum Frühstück schon einen Clown verspeist hat, und nicht der Chef.
Ich suche also gemütlich weiter, und gerade als ich den Stapel Papier finde, der meiner zu sein scheint, steht auch schon der Kollege Meier neben mir und fragt: »Sag mal, was suchst du da eigentlich?«
»Arbeit für dich.«
»Im Müll?«
»Das musst du schon mir überlassen, wo ich mein Zeug aufbewahre. Hauptsache ist doch, dass man weiß, wo man etwas hingetan hat, und dass man es wiederfindet, wenn man es braucht, oder?«
»Ja schon, aber im Müll …«, wundert sich Meier weiter.
So langsam geht mir der Hut hoch und ich fahre ihn an: »Oh Mann. Wonach sieht das denn hier aus? Ich hab halt aus Versehen die Liste vom Chef weggeschmissen und jetzt brauche ich sie wieder, weil er sie ja unbedingt zurückhaben muss.«
»Ach die«, meint Meier, »die brauchst du nicht zu suchen. Die liegt bei mir im Fach. Hab ich vorgestern fertig gemacht, als du frei hattest. Wollte ich dir eigentlich gestern schon sagen, hab ich aber dann vergessen.«
Also ehrlich gesagt glaube ich ja manchmal, dass bei ihm irgendwas nicht ganz richtig läuft im Oberstübchen, aber in solchen Momenten finde ich ihn einfach genial. Nur auf die Sache mit dem Müll hätte ich gerne verzichten können. Noch bevor ich Meier sagen kann, dass er mir die Liste doch bitte in mein Fach legen soll, kommt mir ein Kunde dazwischen und plappert einfach drauflos: »Ich hab da mal ’ne Frage zu den Regalen.«
»Welche Regale denn?«, frage ich ihn.
»Na, die Metallregale da drüben«, sagt er und zeigt mit dem Finger darauf. »Die, die Sie auch in der Werbung haben.«
»Ah ja, und was wollen Sie dazu wissen?«, forsche ich nach.
Er stellt
Weitere Kostenlose Bücher