Das Leben ist ein Baumarkt
machen.«
»Wenn die Fliese zu teuer ist, dann müssen Sie eine aussuchen, die günstiger ist, aber die hat dann vielleicht auch nicht die gute Qualität.«
»Na gut«, gibt er schließlich auf, »nehma diese. Muss schon gute sein, weißt du, is für Geschäft. Aba weißt du, machst du misch arm.«
»›Arm‹ ist das Stichwort«, denke ich, denn arm dran ist jetzt der Meier. Da der sich aber schon wieder in Luft aufgelöst hat, beschließe ich, lieber selbst noch mal in seinem Fach nachzusehen. Vielleicht hat er die Liste auch einfach nur in dem ganzen Papiergewühl übersehen. Wie ich jedoch sehr schnell erkennen muss, ist der Meier ein sehr ordentlicher Mensch. Kein Papiergewühl. In seinem Fach liegen genau vier Blätter. Seine letzte Stundenabrechnung, ein noch nicht ausgefüllter Urlaubsantrag und zwei Preislisten. Eine von der Pizzeria um die Ecke, die andere vom Chinesen ein paar Straßen weiter. Wirklich sehr ordentlich. Hat zwar mit Arbeit relativ wenig zu tun, aber sehr ordentlich.
Jetzt kommt auch noch mein Kollege Paul dazu, dessen Schicht gerade erst beginnt. »Na, was ist denn los? Du schaust irgendwie gestresst aus!«, meint er.
»Gestresst sehe ich aus?«, frage ich zurück. »Warte mal, wie der Meier gleich aussieht, wenn ich ihn erwische.«
»Apropos Meier«, sagt Paul, »der hat mir vorgestern ’ne Liste vom Chef in mein Fach gelegt. Ich wusste nicht, wie dringend das ist, also hab ich die gleich abgearbeitet und alles als erledigt vermerkt. Du warst ja nicht da.«
Ich ahne Schlimmes und frage Paul: »Lass mich raten. Du hast sie dann in mein Fach gelegt, oder?«
»Nee«, antwortet Paul zu meiner Erleichterung, »die hab ich hier. Ich weiß doch, dass die zurück zum Chef muss.«
Er greift kurz in sein Fach, zieht die Liste hervor, und mir fällt ein Riesenstein vom Herzen. Aber das lasse ich mir natürlich nicht anmerken und sage zu ihm: »Ach, danke! Wird schon nicht so dringend sein. Aber vielleicht sollte ich sie ihm doch lieber gleich auf den Schreibtisch legen. Nicht dass sie nachher noch verloren geht. Wäre ja irgendwie ärgerlich.«
Jetzt frage ich mich natürlich nur noch, was für eine Liste der Kollege Meier glaubt bearbeitet zu haben. Aber ehrlich gesagt habe ich für heute gar keine Lust mehr, ihn zu suchen. Wahrscheinlich ist er sowieso wieder am Zangenpreisevergleichen.
Der Rückstauklappenreklamierer
Mitten in einem Kundengespräch fällt mir plötzlich ein doch eher übel gelaunter Typ ins Wort. Ziemlich barsch lässt er mich wissen, dass er eine Reklamation wegen einer Rückstauklappe hat. Ich erkläre ihm, dass ich mich sofort um ihn kümmern werde, sobald mein Gespräch beendet ist, und dass er sich noch ein paar Minuten gedulden muss.
»Keine Angst, ich lauf nicht weg«, sagt er daraufhin, und ich denke mir: »Das ist wohl meine kleinste Sorge, dass jemand mit einer Reklamation einfach wieder weggehen könnte.«
Während ich mein Kundengespräch weiterführe, läuft der Rückstauklappenreklamierer ungeduldig den Gang auf und ab, bis ich endlich fertig bin. Dann kommt er sofort auf mich zugestürmt und ruft: »Das Scheißding ist schuld, dass mein Keller tagelang unter Wasser gestanden ist. Wer ersetzt mir jetzt den ganzen Schaden und die Arbeit? Ich hab voll die Sauerei im Keller und sämtliche Wände sind bis auf ’nen Meter hoch nass.«
Also schaue ich mir die Klappe mal genauer an und muss feststellen, dass sie vollkommen in Ordnung ist. Betont beiläufig frage ich ihn, ob es sein kann, dass Wasser zwar in den Keller hineingelaufen, aber danach nicht mehr abgelaufen ist. Mit den Worten »Ja, genau so war das« bestätigt er meine schlimmsten Befürchtungen.
»Na, dann ist das ja recht offensichtlich«, fahre ich fort. »Da hat jemand die Rückstauklappe verkehrt herum eingebaut. Dadurch läuft dann das Wasser aus dem Kanal in den Keller. Wenn dann der Druck nachlässt und das Wasser aus dem Keller wieder zurück in den Kanal laufen will, macht die Klappe zu. Das kann man sich ungefähr wie ein Autoventil vorstellen. Die Luftpumpe ist der Kanal und der Reifen ist dann der Keller. Allerdings ist auf der Klappe extra die Durchlaufrichtung mit einem Pfeil gekennzeichnet.«
Auf meine freundliche Erklärung reagiert der Kunde etwas gereizt und schimpft: »Ihr wollt euch doch bloß herausreden, oder meinen Sie, ich wäre zu blöd, um so ’ne Scheißklappe einzubauen? Aber das ist mir jetzt wurscht. Dann geh ich eben gleich zum Anwalt und dann kann das ein
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