Das Leben ist ein Baumarkt
von denen hier?«, fragt er mich und deutet auf die eigenartige Farbkombination.
»Super!«
»Jetzt echt?«
»Nee, das geht gar nicht. Aber das müssen Sie natürlich selbst entscheiden, ist ja schließlich Ihr Bad und nicht meines.«
»Ja, das stimmt schon«, seufzt Rolf, »aber es ist echt schwierig.«
Ich empfehle ihm, sich vielleicht doch besser etwas Neutraleres auszusuchen. Zum Beispiel Bodenfliesen in einem dezenten Beige mit einer einfachen weißen Wandfliese. »Oder noch besser, rufen Sie einfach Ihre Frau an, die kann Ihnen das bestimmt sagen.«
»Ich weiß nicht«, meint er. »Ich schau jetzt noch ein bisschen weiter.«
Während Rolf also weiter nach den ultimativen Fliesen für sein Bad sucht, nutze ich die Gelegenheit und gehe kurz zur Toilette. Der Weg von dort zurück in meine Abteilung führt mich durch »Feindesland«, also andere Abteilungen. Nach ein paar Metern spricht mich auch prompt der erste Kunde an: »Wo ist denn hier der Unterschied bei den Lampen? Die sind doch beide gleich. Aber die eine kostet 10 und die andere 15 Euro.«
Ich schaue kurz auf die Packung und antworte: »200 Watt sind der Unterschied. Der eine Strahler hat 300 Watt, der andere 500 Watt.«
Da es dick und breit auf der Verpackung steht, hätte er eigentlich auch selbst darauf kommen können.
Schon kommt der nächste Kunde daher und fragt mich, wie viel Gewicht denn die Regalträger aushalten. Da ich das aber nun wirklich nicht weiß, rufe ich einen Kollegen, der sich damit auskennt. Witzigerweise steht hinter dem Kunden ein weiterer, der sich das Ganze anhört, um mir dann die gleiche Frage noch einmal zu stellen. »Jetzt aber nichts wie weg hier«, denke ich, »sonst halte ich mich mit einer einzigen Frage den ganzen Tag auf.«
Als ich endlich wieder in meiner Abteilung eintreffe, ruft mir Rolf schon entgegen: »He, Meister? Bringen Sie mir mal ’nen Kaffee, bei mir dauert’s noch länger.«
»Kaffee ist aus. Ich hab nur noch Schampus«, erwidere ich. »Aber wenn es wirklich noch länger dauert, dann müssen Sie mit einem Kollegen vorliebnehmen. Denn ich hab gleich Feierabend.«
»Kein Problem«, meint er, »auf mich brauchen Sie nicht zu warten.«
Froh über sein Verständnis begebe ich mich kurz darauf auf den Nachhauseweg.
Am nächsten Morgen staune ich nicht schlecht. Denn der erste Kunde, der den Laden betritt, ist Rolf. Und er hat mir etwas mitgebracht. 29 Pakete mit hellgrünen Wandfliesen, die er jetzt umtauschen will.
»Da hätte ich doch besser mal auf Sie gehört«, erklärt er. »Aber Ihr Kollege meinte, das passt schon.«
»Was passt schon?«, frage ich. »Grün und Blau?«
»Ja genau. Aber die blauen Bodenfliesen sind schon in Ordnung. Nur brauche ich jetzt weiße Wandfliesen anstatt der grünen.«
Ich tausche ihm also die grünen Wandfliesen gegen weiße um und Rolf sagt: »Also mir hätte das Grün mit dem Blau ja gut gefallen. Aber wissen Sie, was meine Frau gesagt hat?«
»Nein, was denn?«
»Grün und Blau schmückt die Sau.«
Die Dönerbrüder
Ich berate gerade ein älteres Ehepaar, das sich für Küchenfliesen interessiert. Das mag im ersten Moment einfach klingen, ist es aber nicht. Denn es gibt Leute, die aus allem eine Wissenschaft machen müssen und sich selbst mit ein paar einfachen Küchenfliesen stundenlang aufhalten können. Jedenfalls erkläre ich den beiden gerade zum fünften Mal, dass es je nach Brand zu farblichen Abweichungen der Fliesen kommen kann und dass sich das auch nicht vermeiden lässt, als ein Kollege zu mir kommt und sagt: »Deine Freunde sind wieder da.«
Ich weiß natürlich sofort, wer gemeint ist: die Dönerbrüder. Also eigentlich heißen sie ja Erkan und Jupp. Weil sie aber angeblich irgendwo eine Dönerbude betreiben, von der niemand weiß, wo genau sie ist, nennen wir sie die Dönerbrüder. Auch Brüder sind sie nicht wirklich, aber sie kommen immer zu zweit. Beide sind recht groß, und wenn sie nebeneinanderstehen, nehmen sie locker den Platz eines großen Schlafzimmerschrankes ein. Vom Aussehen her könnte man vermuten, das es sich um zwei wirklich böse Buben handelt, die in einem ganz anderen Gewerbe tätig sind. Aber in Wirklichkeit sind es zwei ganz nette Typen. Dass die beiden jetzt »meine Freunde« sind, liegt übrigens daran, dass sich bei ihrem ersten Besuch alle anderen Mitarbeiter schnell genug aus dem Staub gemacht haben und ich als Einziger übrig geblieben bin. Ja, ich war einfach zu langsam.
Zu langsam scheint es heute auch
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