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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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wirklich solche Angst hat, dann ist es bestimmt ganz schön schwer, ein normales Leben zu führen. Also schlage ich ihr vor, dass sie sich vielleicht eine Katze zulegen sollte, damit diese dann die Vögel vertreibt.
    »Das habe ich auch schon probiert«, erwidert sie. »Zwei Stück hatte ich. Aber das hat auch nichts geholfen. Und irgendwie sind die mir auch unheimlich gewesen. Weil ich hatte die ja nur draußen und dann haben die abends immer durchs Fenster reingeschaut und an der Scheibe gekratzt. Nee, das mit den Katzen war auch nichts für mich.«
    Auch wenn ich ihr leider nicht wirklich weiterhelfen kann, höre ich ihr wenigstens noch ein wenig zu. Dabei stellt sich heraus, dass sie tatsächlich schon in ärztlicher Behandlung ist und sich eigentlich nur noch mit Pfefferspray bewaffnet aus dem Haus traut. Sie hat zwar keine Ahnung, ob das tatsächlich gegen einen plötzlichen Vogelangriff helfen würde, aber wenigstens fühlt sie sich damit etwas sicherer.
    Ich hoffe nur, dass sie auf der weiteren Suche nach einer Lösung für ihr Vogelproblem nicht in einem dieser Läden landet, in denen statt Musik Vogelgezwitscher im Hintergrund läuft. Denn dann könnte es sein, dass dort ein paar Tränen fließen.

 
Faule Hunde
    Bisher dachte ich immer, dass man als Analphabet besonders gut Rückschlüsse aus Bildern ziehen kann oder sich sonst irgendwie unauffällig durchs Leben schummelt. Doch anscheinend geht man heutzutage viel offener damit um und macht kein großes Geheimnis mehr daraus, dass man geistig etwas minderbemittelt ist. Jedenfalls mault mich gerade ein Kunde lautstark an, dass er jetzt schon eine Viertelstunde auf einen Verkäufer wartet, weil er dringend eine Beratung braucht. Und keiner von diesen »faulen Hunden« lässt sich blicken.
    Ich wende mich also freundlich dem Kunden zu und frage ihn, worum es denn geht.
    »Na, das Zeug da«, er meint eine Abdichtungsmasse für Dachflächen, »geht das auch für draußen?«
    »Na ja, da steht ja drauf: ›Für innen und außen‹, und die Abbildungen zeigen eine Dachfläche, die damit abgedichtet wird. Und so ein Dach befindet sich ja doch meistens draußen ...«
    Daraufhin er, diesmal allerdings schon nicht mehr ganz so lautstark: »Na also, das wollte ich ja nur wissen.«
    Was? Und dafür hat er eine Viertelstunde gewartet? Na, da nehme ich den »faulen Hund« doch glatt mal als Kompliment. Denn ich bin dann doch lieber faul als blöd. Und mit beidem scheint er sich ja bestens auszukennen, denn wäre er in der Schule nicht so faul gewesen ...

 
Der Opa eines Kollegen
    Da ich gerade Urlaub habe und das Wetter absolut super ist, beschließe ich, mit meiner Frau einen Kurztrip in die österreichische Bergwelt zu unternehmen. Einfach nur so, ohne festes Ziel und ohne einen festen Zeitplan. Da es dorthin auch nur knapp zwei Stunden Autofahrt sind, ist es auch nicht wichtig, einen genauen Plan zu haben. Denn im Notfall ist man ja auch ganz schnell wieder zu Hause.
    Jedenfalls fahren wir gerade auf einer kleinen Bergstraße und genießen die wunderbare Aussicht, als ich am Straßenrand einen kleinen Pfeil entdecke. Darauf steht »Marmorsteinbruch« und der Pfeil zeigt auf einen kleinen Weg, der sich den Berg hinaufschlängelt. »Den könnten wir uns doch mal anschauen«, schlage ich meiner Frau vor, woraufhin sie nur meint: »Wenn du dann auch wieder zurückfindest, können wir das schon machen. Ist bestimmt interessant.«
    Da ich schon bei der Hauptstraße keinen blassen Schimmer hatte, wo sie eigentlich hinführt, macht es für mich keinen großen Unterschied, ob ich auf der jetzigen Straße weiterfahre oder dem kleinen Schild in Richtung des Steinbruches folge. Dazu muss man vielleicht noch erwähnen, dass ich grundsätzlich ohne Navigationssystem unterwegs bin. Denn mir reicht es schon, dass ich in der Arbeit dauernd durch irgendwelche Zwischenfragen und Kommentare unterbrochen werde. Da will ich wenigstens beim Autofahren meine Ruhe haben. Und schließlich habe ich ja für Notfälle noch einen Straßenatlas dabei, der übrigens ein Werbegeschenk meines Arbeitgebers war.
    Ich drehe also kurzentschlossen um und biege in den kleinen Weg ein, der zum Marmorsteinbruch führen soll. Nach ein paar Hundert Metern wird aus diesem Weg allerdings ein noch kleinerer, der sich zu allem Überfluss auch noch gabelt. Da in so einem Fall langes Nachdenken auch nichts bringt, folge ich einfach meinem Bauchgefühl und entscheide mich für den linken Weg. Das Ganze wiederholt

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