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Das Leben meiner Mutter (German Edition)

Das Leben meiner Mutter (German Edition)

Titel: Das Leben meiner Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Maria Graf
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böse war, der die Amerikafahrt so unbedacht beschleunigt hatte. Vielleicht aber war ihr auch ein wenig weh ums Herz, jetzt, da es in ihrem Elternhaus so schnell und scheinbar ungehemmt aufwärts ging, in die ungewisse Fremde zu müssen. Dort hieß es, von vorne anzufangen, und wenn es mißlang, stand man verlassen und verloren da. In der Heimat aber konnte man doch von den Menschen allerhand erhoffen, wenn einen das Elend anfiel.
    Die Stasl schluckte trocken und zerdrückte etliche Tränen.
    Schweigsam war sie am andern Tag, und so blieb sie bis zur Abreise. Die alte Stellmacherin und die Kathl legten das als Abschiedstraurigkeit aus und sagten manches trostreiche Wort. Sie nickte dabei nur und seufzte kaum hörbar. Der Maxl vermied jedes längere Gespräch mit ihr. Er war aber den Voshanks gegenüber gewinnend freundlich.
    Der Landregen hatte immer noch nicht nachgelassen, als in einer dunstigen Frühe die geschlossene Kutsche vom Wiesmaier vor das Bäckerhaus fuhr. Vor den Türen der Nachbarhäuser standen etliche Leute. Der Voshank und der Maxl trugen schwere Koffer aus dem Haus, und der Kutscher verstaute sie im Innern des Wagens. Endlich kam die reisefertige Stasl zum Vorschein, und hinterdrein schritten die Stellmacherin und die Kathl. Beide weinten. Die alte Mutter bekreuzigte sich öfter, und die zarte Kathl, die schon seit mehr als einem Monat ziemlich einsilbig herumging und seit dieser Zeit an auffällig plötzlichen Übelkeiten litt, war leichenblaß und ganz verstört. Merkwürdig, daß sie dieser Abschied derart aufregte. Sie hatte sich doch mit ihrer scheidenden Schwester nie allzu gut vertragen. Als nun Maxl und Voshank aus dem Dunkel des Hausganges traten und einander die Hand drückten, umschlang die zitternde Kathl ihre verschlossen dreinschauende Schwester ungewohnt innig. Sie weinte noch weher auf und drückte ihren Mund auf die Wange der Stasl. Wimmernd stammelte sie aus sich heraus: »Viel Glück! Vie-iel Glück, Stasl! Je-jetzt bin ich ganz allein!« Was hatte sie nur? Eine solche jähe Gefühlsaufwallung bei ihr, die doch sonst so ausgeglichen war, erschien rätselhaft. Schmerzlich erschrocken schaute die alte Stellmacherin auf sie, dann drückte sie der Stasl die Hand und sagte bedrückt: »Schreib uns recht bald, und laß dir’s gut gehen, Stasl! Vergiß unsern Herrgott nicht!«
    Die Stasl nickte nur immerzu und brachte kein Wort über die fest verschlossenen Lippen. Nur ihre Wangen zuckten hin und wieder ein wenig. Jetzt stand sie dem Maxl gegenüber und hielt seine Hand in der ihren. Die beiden sahen sich unverwandt in die Augen. »Auf Wiedersehen, Stasl«, sagte der Maxl endlich, »hart wird’s sein in der Welt draußen! Dank dir schön, daß du mir so viel geholfen hast. Wenn’s einmal schiefgeht bei euch, dann schreib … Was ich tun kann, tu’ ich!« Da wurde die Stasl blaß und schlug fast beschämt die Augen nieder.
    »Ja, Maxl! Vergelt’s Gott!« sagte sie kaum hörbar, nickte und ging rasch auf die Kutsche zu. Der Voshank folgte, und nur einige Male streckten die Davonfahrenden ihre Arme winkend aus dem schiefen, wackelnden Ledervordach der Kutsche. Matt winkten die Zurückgebliebenen ein paarmal.
    »Es ist ihr doch schwer gefallen, sehr schwer, der Stasl«, sagte der Maxl bewegt, als man wieder in das Haus zurückging, »wie sie gestern vom Lorenz und vom Schmalzer-Franzl Abschied genommen hat, hat sie’s gesagt.«
    Der Zwerg, der, weil er den Regen nicht leiden konnte, auf dem Kanapee in der Stube sitzengeblieben war, plapperte: »Sta-l-ll weit furt! Sta-l-ll nimmer kimmt!«
    »Jaja, weit fort! Kommt nimmer!« wiederholte die Kathl wehmütig, fing auf einmal zu zittern an, umklammerte schnell die Tischkante, wie von einem Schwindel ergriffen. Es würgte sie, und sie preßte die Lippen aufeinander. Ab und zu atmete sie schwer und gab einen unterdrückten Wimmerlaut von sich.
    »Hm, was hast du denn immer? Bist du denn krank?« fragte der Maxl unruhig.
    »Ah nichts! Ich weiß nicht«, wehrte die Kathl ab, und jetzt brachen ganz große Tränen aus ihren Augen.
    »Ja, hm, bist du denn vielleicht gar –« rief die Stellmacherin sichtlich entsetzt und musterte sie argwöhnisch.
    »Ja! Ja!!« plärrte die Kathl und lief heulend aus der Stube. Es blieb eine Weile totenstill.
    »Um Gottes willen! Hm! Jetzt ist die schwanger! Mein Gott!« klagte die Stellmacherin vergrämt und schüttelte den alten eisgrauen Kopf. »Jetzt das auch noch! Hmhmhm!«
    Der Maxl hatte ein finsteres

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