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Das Leben meiner Mutter (German Edition)

Das Leben meiner Mutter (German Edition)

Titel: Das Leben meiner Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Maria Graf
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allen Seiten denkt.
    »Bauen muß ich, geht’s, wie es mag, Mutter! Gleich nach der Hochzeit muß ich anfangen, da hilft mir alles nichts!« sagte er und wartete die Antwort der bekümmert dreinschauenden Stellmacherin nicht ab. Er ging aus der Stube, besah sich jeden Raum des Hauses, landete schließlich auf dem kleinen Hof hinter der Backofen-Mauer, wo die Holzhütte stand. Zwischen ihr und dem schmalen Gäßlein, das am Stall vorüber- und zum Dorf hinausführte, erhob sich das unbeachtete, zerfallene Gemäuer des ehemaligen Backund Waschhäuschens der Stellmacherleute, in welchem Maxls seliger Vater auch die rohen Stangen für seine Rechen und Heugabeln unterzubringen pflegte. Der Maxl verharrte lange vor diesem Häuschen und überlegte hin und her. Er merkte nicht, wie ihn langsam zu frieren begann und ihm die Nase tropfte. Er schneuzte sich endlich, schnupfte und ging wieder zurück ins Haus.
    In den darauffolgenden Tagen suchte er etliche Male den Baumeister Fischhaber in Starnberg auf und kam auch einmal mit ihm daher. Lang standen die beiden Männer vor dem Wäscherhäusl. Der Fischhaber stach mitunter in das morsche Gemäuer, und der Mörtel fiel zerstiebend zur Erde herab.
    »Hmhm, ist kein Schuß Pulver mehr wert, die Kalupp’n. Hm, das ausbauen? Ich weiß nicht recht«, sagte der Fischhaber und zuckte die Achseln.
    »Aber der Grundriß! Da ist doch was zu machen!« hielt ihm der Maxl entgegen. Das mußte auch der Baumeister zugeben. Endlich einigten sie sich, daß jeder eine Planskizze anfertige. Mit wahrer Leidenschaft zeichnete der Maxl nun jeden Tag auf große weiße Papierbogen Raumeinteilungen, maß sie ab und rechnete, ganz in sich versunken. Mitunter sah ihn die Stellmacherin an, als sei er nicht mehr ganz bei Verstand, und schüttelte mürrisch den Kopf, denn der Maxl gab ihr kaum Antwort auf ihre Fragen und wurde sogar heftig, wenn man ihn störte.
    Die Stellmacherin fing indessen an, die Böden aller Kammern zu scheuern, sie wusch den ganzen Tag und brachte das Haus in Ordnung. Die Heimraths sollten ihr nicht nachsagen können, daß sie etwas vernachlässige. Dadurch erfuhren Kathl, Lorenz und der Schmalzer-Franz und der Geselle schließlich doch von der baldigen Hochzeit. Seltsamerweise aber sprach niemand darüber mit dem Maxl, und der schien ganz froh zu sein, in Ruhe gelassen zu werden. Er ging auch richtig eines Tages zum Stuhlfest mit der Resl. Die hatte sich allem Anschein nach mittlerweile an den Gedanken, Maxls Weib zu werden, gewöhnt und wurde recht lustig, als sie nachher beim Klostermaier etliche Halbe Bier tranken. Sie lachte viel über das Gespött des Wirtes, der ihr immer wieder entgegenhielt, ob er jetzt recht gehabt habe mit seiner damaligen Prophezeiung, daß sie ausgezeichnet zum Maxl passe und eine gute Bäckerin abgebe?
    »Jaja! Ihr habt ja alle zusammengeholfen, daß es was wird!« sagte sie heiter, »zum Weibsbilderfang, da seid ihr immer aufgelegt, Malefizlumpen, elendige!«
    »Aber ein Paar gibt das, Resl! Großartig! Und eine Hochzeit muß das werden, Maxl, die muß sich sehen lassen können!« rief der Wirt ebenso und musterte die zwei wohlgefällig.
    Am dritten Tag darauf kam der Klostermaier nach Berg ins Bäckerhaus und sagte zum Maxl: »Du, hm … der alte Kastenjakl gefällt mir gar nicht mehr! Er liegt schon die ganze Woche. Zuerst haben wir gemeint, er spinnt wieder einmal, aber jetzt hab’ ich zum Doktor nach Wolfratshausen geschickt … Ich glaub’, es geht aufs End’ zu mit dem alten Mann, Maxl!«
    Das bestürzte den Maxl nicht wenig. Morgen sollten die Heimraths kommen. Am nächsten Sonntag verkündigte der Pfarrer zum erstenmal die bevorstehende Hochzeit, die kurz nach der Novembermitte stattfinden sollte. Starb der Kastenjakl wirklich inzwischen, so mußte alles wenigstens auf einige Monate verlegt werden. Bis dahin konnte vielleicht schon das Kind der Kathl geboren sein.
    Am liebsten hätte der Maxl erregt zu poltern angefangen, aber er hielt sich zurück, murrte nur mißmutig in sich hinein und fuhr mit dem Klostermaier nach Aufkirchen. Als sie in der Wirtsstube der Postwirtschaft ankamen, standen alle um den Wolfratshausener Doktor und hatten ernste Gesichter.
    »Er braucht mich nicht mehr … Er hat schon ausgelebt«, sagte der Doktor zum Klostermaier.
    »Wa-was? Gestorben?« entfuhr es dem Maxl, und er machte große Augen. Die Stubentür ging auf, und der Pfarrer rief nüchtern herein: »Die Leiche kann fürs Begräbnis hergerichtet

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