Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben nach dem Happy End

Das Leben nach dem Happy End

Titel: Das Leben nach dem Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Juul
Vom Netzwerk:
Teufel sollte es sonst regnen«, sagte ich und knallte den Brotkorb mit voller Wucht auf den Tisch. Sie lächelte und war kurz davor zu lachen, dann bemerkte sie meinen Gesichtsausdruck und beherrschte sich.
    »Es gibt Knäckebrot und getoastetes Roggenbrot und keine Milch zum Kaffee«, sagte ich. »Ich habe vergessen einzukaufen, es gab einen Trauerfall in der Familie.«
    Ich drehte mich um und lauschte nach Schluchzern im Rücken. Ja, da waren sie auch schon. Gut.
    »Ich fahre dich gleich zum Bahnhof«, sagte ich und setzte mich. »Ich kann dich nicht um mich haben. Du nimmst mir meine Trauer weg.« Das sagte ich tatsächlich.
    »Du machst ansonsten nicht den Anschein, als wärst du besonders traurig«, sagte sie.
    »Nein! Und genau das ist es! Ich ertrage es nicht, dass du hier rumsitzt und heulst – ich habe ihn verloren, nicht du!«
    »Das habe ich doch auch!« Wie verletzt sie gucken konnte. Ich biss wütend ins Knäckebrot, und als ich die Brotmasse in meinem Mund bewegte, stimmte etwas nicht. Ich spuckte alles in meine Hand, Knäckebrotkrümel, Speichel und einen halben Backenzahn.
    »Scheiße!«, schrie ich. »Du hast hier nichts zu suchen!«
    »Ich gehe nach oben und hole meine Sachen«, wisperte sie und verschwand.
    Ich betrachtete den Zahn, pulte ihn heraus, als sei er es Wert, aufgehoben zu werden, fühlte mit der Zunge nach, wo er gesessen hatte. Als ich spürte, wie die Tränen in mir hochstiegen, schämte ich mich. Heulte ich jetzt etwa über einen abgebrochenen Zahn? Zu gern hätte ich mich diesem Weinen hingegeben, doch mit dem Mädchen im Haus war das nicht möglich. Ich kniff die Augen fest zusammen und lehnte mich zurück.
    Als ich zum Auto ging, kam mir Funder entgegen, er hielt sich eine gefaltete Zeitung über den Kopf, ein wenig halbherzig, als sei es ihm peinlich, dass er nicht gern nass wurde.
    »Ich wollte gerade fahren«, sagte ich, ohne Pernille und das Auto anzusehen.
    »Ich muss auch nicht mit Ihnen sprechen, ich wollte mir nur ein wenig Hallands Sachen ansehen, den Schreibtisch und so weiter, seinen Computer.«
    Ich trabte zurück, steckte hastig den Schlüssel ins Schloss und sah im selben Moment Hallands leeren Schreibtisch vor mir. Wo um alles in der Welt war sein Laptop? »Gehen Sie einfach hinein. Ich habe einen Zweitschlüssel im Auto – Hallands Büro ist oben. Lassen Sie meine Papiere bitte in Ruhe? Es ist ziemlich unordentlich, aber gehen Sie nur …«
    Er schüttelte den Kopf und sah mich an. Ich sprach zu schnell, war zu eifrig, und der Regen allein reichte als Erklärung dafür nicht aus. Was erzählst du mir nicht, sagte sein Blick, glaubte ich, und ich steckte meine Hand in die Tasche mit Hallands Schlüsseln. »Ja, Sie können den Schlüssel dann einfach in den Briefschlitz werfen, wenn Sie gehen«, sagte ich.
    »Wollen Sie denn gar nicht wissen, ob wir etwas herausgefunden haben?«, fragte er.
    »Sollte ich denn wollen?«, fragte ich. Flirtete ich? Konnte ich nicht einfach normal antworten, wenn ein Polizist mich etwas fragte? Warum war er schon so sonnengebräunt, jetzt im Mai? Er lächelte. Jetzt begann der Regen langsam von seinem Haar hinabzutropfen. Ich wirkte nicht wie eine Trauernde. War ich eine Trauernde? Es war mir egal, was er dachte. Nein, war es nicht.
    Ich kehrte erst zum Auto zurück, als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Pernille wartete mit einem Regenschirm in der Hand, trippelnd, und ich beeilte mich, die Wagentür aufzuschließen. »Falls du diesen Zug nicht schaffst, fährt in einer Stunde der nächste«, sagte ich schnell. »Aber jetzt erzähl mal, was mit dem Zimmer ist.« Ich parkte aus, ein Auto fuhr vorbei, ich wartete, setzte zurück und fuhr aus der Parklücke.
    »Das weißt du nicht?«, fragte sie.
    »Was?« Ich stieg auf die Bremsen. Holte tief Luft. Startete erneut den Motor, die Scheibenwischer, ruhig.
    »Warum hältst du an?«, fragte sie.
    »Ich halte überhaupt nicht an«, sagte ich. An einem Radfahrer vorbei, ruhig, jetzt noch nicht in den nächsten Gang schalten, den Hügel hinab bis zur asphaltierten Straße.
    »Du hast aber schon einen Führerschein, oder?«, fragte sie. Jetzt goss es wie aus Kübeln.
    »Hast du auch einen Schlüssel zu Hallands Zimmer?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Ist es denn abgeschlossen?«
    »Ja, ist es. Manchmal lässt er seinen Computer dort stehen, und – ja, er schließt einfach ab.«
    »Wie oft ist er dort?«
    »Das weißt du nicht?«
    Ich antwortete nicht.
    »Er war vor zwei Wochen das

Weitere Kostenlose Bücher