Das letzte Opfer (German Edition)
Karen, dass du sie beseitigt hast, wird sie nicht so einfach hinnehmen.»
Alle schauten auf Marko: Klinkhammer und die beiden Polizisten aus beruflicher Neugier. Sarah mit einem Gemisch aus Abscheu und Furcht. Christa starrte ihn an, als müssten ihm in der nächsten Sekunde ein paar Hörner aus der Stirn sprießen oder unter einem Hosenbein ein Pferdefuß zum Vorschein kommen. Die beiden kleinen Kinder drückten sich eng an ihre Großmutter. Jasmin stand bei der Terrassentür, kaute auf ihrer Unterlippe und weinte bereits seit ein paar Minuten, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre.
«Ich kann’s nicht beweisen», erklärte Norbert. «Aber ich kann eins und eins zusammenzählen.» Mit dem nächsten Satz packte er Marko am Hemdkragen und schüttelte ihn durch: «Wenn der Bauer nicht gewesen wäre, hättest du sie damals schon kalt gemacht. Kein Hahn hätte danach gekräht, wenn man sie mit gebrochenem Genick aus dem Wrack gezogen hätte. Wo hast du sie hingebracht, du Schwein?»
Klinkhammer hatte Mühe, die beiden Männer zu trennen. Sie anschließend auseinander zu halten, gelang ihm nur mit Hilfe der beiden Polizisten. Sarah packte Norbert beim Arm und verlangte: «Komm jetzt. Du hast genug gesagt. Und er wird dir nicht sagen, was er mit ihr gemacht hat. Überlass es der Polizei.»
Norbert wischte sich über die Augen und wandte sich noch einmal an Klinkhammer: «Sie hat noch angerufen heute morgen, wollte unbedingt auf ihn warten und sagte, der Telefonstecker wäre ausgezogen gewesen.»
Jasmin schluchzte laut auf und jammerte: «Es ist meine Schuld. Wenn ich bei ihr gewesen wäre …»
«Wärst du jetzt auch weg», sagte Norbert, legte ihr einen Arm um die Schultern und ging mit ihr in die Diele. Sarah griff nach der Hand ihres Sohnes und folgte rasch.
Christa nahm Kevin auf den Arm. Marko nahm ihr den Jungen ab. «Er bleibt hier, Christa.»
Karens Mutter schaute Klinkhammer an, als erwarte sie von ihm einen Widerspruch. «Ja, aber», begann sie hilflos, «musst du denn jetzt nicht mit zur Polizei?»
«Ich denke nicht», antwortete Marko. «Karen war nicht hier, als ich nach Hause kam. Oder glaubst du diesen Unsinn?»
«Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll», murmelte Christa und trottete hinter den anderen her in die Diele. Klinkhammer machte nicht den Versuch, sie oder sonst jemanden aufzuhalten. Für den Anfang hatte er genug gehört. Jetzt wollte er sich in Ruhe mit Marko unterhalten, was in Gegenwart von Norbert kaum möglich gewesen wäre. Als die Haustür hinter Christa zufiel, schüttelte Marko den Kopf: «Was unterstellt er mir da?»
Eine Antwort erübrigte sich, fand Klinkhammer. Norbert war deutlich gewesen und hatte seine Ansicht zum nackten Mann im Teich bestätigt. Aber es war kaum der richtige Moment für Genugtuung. Er wollte nur Auskunft auf seine Fragen. Die bekam er auch. Marko gab an, um halb zwölf in ein verlassenes Haus gekommen zu sein. Das bedeutete, er hatte sich eine halbe Stunde Zeit für den Heimweg gelassen. Klinkhammer und Scheib hatten nur gute zehn Minuten gebraucht. Natürlich kam man früh an einem Samstagmorgen schneller voran. Aber auch um die Mittagszeit war die Strecke Bergheim – Sindorf in einer Viertelstunde zu schaffen.
Die Haustür sei ordnungsgemäß verschlossen gewesen. Nichts habe darauf hingedeutet, es könne etwas Ungewöhnliches geschehen sein. Wegen der fehlenden Handtasche sei er sicher gewesen, dass seine Frau mit ihrer Familie durchs Phantasialand schlenderte. Er habe daran gedacht, sie auf Norberts Handy anzurufen. Aber dann hätte man auch erwartet, dass er nachgekommen wäre. Und er sei nach den Stunden in Klinkhammers Büro nicht mehr in der Stimmung für einen Ausflug gewesen, habe nicht auch noch den anderen mit seinen Sorgen den Tag verderben wollen.
Er sei zur Agentur gefahren, um Abzüge der Aufnahmen zu machen, die er nach München schicken sollte. Um halb fünf sei er zurückgekommen. Da standen die Autos von Norbert und Sarah schon vor der Tür. Sarah, Christa und die Kinder warteten auf der Straße. Norbert hatte bereits die Nachbarn befragt, war auf das Garagendach gestiegen und von dort durchs Fenster des Arbeitszimmers ins Haus eingedrungen. Er fiel in der Diele über ihn her, überhäufte ihn mit wüsten Anschuldigungen, griff ihn auch tätlich an. Er habe gerade noch einen Nachbarn bitten können, die Polizei zu rufen. Soweit er wisse, sei den Nachbarn am Vormittag nichts aufgefallen. Keine Besucher, kein fremdes
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