Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
schließlich ein kleines, in Leder gebundenes Buch hervor und reichte es Krieg, der soeben mit einer gepanzerten Faust auf den Tisch hämmerte.
    »Das ist ›Nasenwurz Einführung in die Kunst des Kartenspielens‹«, sagte Zweiblum. »Ein gutes Werk, in dem ausführlich auf Besonderheiten wie Schneiden und Impaß eingegangen…«
    Tod schnappte sich das Buch mit einer knöchernen Hand, blätterte darin und schenkte den beiden Menschen überhaupt keine Beachtung.
    »GENAU«, sagte er. »AUF EIN NEUES, PESTILENZ. ICH WILL DIESER SACHE ENDLICH AUF DEN GRUND GEHEN, UND WENN’S MICH DAS LEBEN KOSTET – IM ÜBERTRAGENEN SINNE NATÜRLICH.«
    Rincewind packte Zweiblum am Kragen und zerrte ihn aus dem Zimmer. Als sie durch den Flur liefen – der Koffer folgte ihnen dichtauf –, sagte der Zauberer:
    »Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Nun, sie haben eine Menge Zeit, und ich dachte, sie fänden Spaß daran«, schnaufte der Tourist.
»Woran? Am Kartenspielen?«
    »Weißt du, es handelt sich um ein ganz besonderes Spiel«, erwiderte Zweiblum. »Man nennt es…« Er zögerte. Sprache war nicht gerade seine Stärke. »Bei euch heißt es wie eine Vorrichtung, die es einem gestattet, auf die andere Seite eines Flusses zu gelangen«, fügte er hinzu. »Glaube ich jedenfalls.«
    »Aquädukt?« vermutete Rincewind. »Wehr? Damm? Seil? Trittsteine?«
    »Ja, vielleicht.« Sie erreichten die Eingangshalle, in der das Ticken der großen Uhr Myriaden von Leben um weitere Sekunden verkürzte. »Was glaubst du, wie lange der Tod und die anderen damit beschäftigt sein werden?«
    Zweiblum zögerte. »Ich weiß es nicht genau«, entgegnete er nachdenklich. »Wahrscheinlich bis zum letzten Trumpf. Was für eine interessante Uhr…«
    »Versuch bloß nicht, sie zu kaufen«, riet ihm Rincewind. »Ich fürchte, damit würdest du hier nur Unwillen erregen.«
    »Wo ist ›hier‹ überhaupt?« fragte Zweiblum, winkte die Truhe herbei und öffnete die Klappe.
    Rincewind sah sich um. Die Eingangshalle war leer und dunkel, und an den hohen, schmalen Fenstern glitzerten Eisblumen. Der Zauberer senkte den Kopf und blickte auf das dünne blaue Band, das noch immer von seinem Fußknöchel hing. Erst jetzt stellte er fest, daß auch der Tourist eins hatte.
    »Wir sind sozusagen inoffiziell tot«, erwiderte er. Eine bessere Antwort fiel ihm nicht ein.
    »Oh.« Zweiblum kramte noch immer im Koffer.
»Gibt dir das nicht zu denken?«
    »Nun, für gewöhnlich nimmt alles ein gutes Ende, nicht wahr? Außerdem glaube ich fest an die Reinkarnation. Als was möchtest du ins Leben zurückkehren?«
    »Ich will es erst gar nicht verlassen«, sagte Rincewind gepreßt. »Komm, laß uns von hier ver… Oh, nein, nicht das!«
    Zweiblum zog einen Kasten aus den unauslotbaren Tiefen der Truhe. Er war groß und schwarz, wies an der einen Seite einen Griff auf und vorn ein kleines rundes Fenster. Der Tourist tastete nach einem Riemen und hängte sich die seltsame Vorrichtung um den Hals.
    Früher einmal hatte Rincewind großen Gefallen an dem Ikonoskop gefunden. Im Gegensatz zu all seinen Erfahrungen war er nach wie vor davon überzeugt, daß man die Welt grundsätzlich verstehen konnte und es nur die richtigen mentalen Werkzeuge erforderte, um die Fassade abzuschrauben und festzustellen, wie das Universum funktionierte. Mit dieser Annahme lag er natürlich völlig daneben. Nun, das Ikonoskop hielt keine Bilder fest, indem es Licht auf ein Spezialpapier fallen ließ, wie der Zauberer zunächst vermutete. Statt dessen nutzte es die weitaus einfachere Methode, einen kleinen Dämon gefangenzuhalten, der durch das winzige Fenster starrte und mit flinken Händen einen Pinsel schwang. Rincewind fühlte sich von dieser Entdeckung zutiefst enttäuscht.
    »Es bleibt uns nicht genug Zeit, um Bilder aufzunehmen!« zischte er.
    »Es dauert nicht lange«, sagte Zweiblum fest und klopfte auf den Kasten. Eine Klappe öffnete sich, und der dämonische Maler streckte den Kopf heraus.
    »Zum Teufel auch«, brummte er. »Wo sind wir hier?«
    »Spielt keine Rolle«, entgegnete Zweiblum. »Zuerst die Uhr.« Der Winzling kniff die Augen zusammen.
»Ziemlich miese Beleuchtung«, sagte er. »Schon mal was von Blenden und Belichtungsmessern gehört, hm?« Er wartete keine Antwort ab und schlug die Klappe zu. Eine Sekunde später hörte Rincewind ein leises Kratzen: Der Dämon schob seinen kleinen Stuhl vor die Staffelei.
    Der Magier knirschte mit den Zähnen.
»Es ist doch unnötig, irgendwelche

Weitere Kostenlose Bücher