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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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trotzdem konnte ich nicht das Geld aufbringen, um meine Schulden zu bezahlen. Schließlich verkaufte ich meine Villa, doch der Erlös reichte kaum aus, um mir diese Werkstatt leisten zu können. Und seitdem bin ich hier.«
    Eine Zeit lang saßen sie da und stellten sich die Szenen vor, die sich in jener Nacht abgespielt haben mussten. In Gedanken sahen sie, wie die Horclinge inmitten der Flammen und des Gemetzels tanzten.

    »Glaubst du immer noch, dass es sich gelohnt hat, dieses Risiko einzugehen, um einen Traum zu verwirklichen?«, fragte Arlen nach einer Weile. »Dass alle Städte durch sichere Straßen miteinander verbunden sind und ihre überschüssigen Güter miteinander teilen können?«
    »Ja, bis zum heutigen Tag«, entgegnete Cob voller Inbrunst. »Selbst wenn mir vom Hin- und Herschleppen der Siegelpfosten der Rücken wehtut und mir mein selbstgekochtes Essen nicht schmeckt.«
    »Das hier ist doch nichts anderes«, meinte Arlen und tippte auf das Buch mit den Schutzzeichen. »Wenn alle Bannzeichner ihr Wissen miteinander teilten, wäre jedem Menschen gedient. Ist eine sichere Stadt nicht mehr wert als ein bisschen Profit?«
    Cob starrte ihn lange an. Dann ging er zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du hast Recht, Arlen. Es tut mir leid. Wir werden Kopien dieses Buches anfertigen und sie an die anderen Bannzeichner verkaufen.«
    Allmählich breitete sich ein Lächeln auf Arlens Zügen aus.
    »Was ist?«, fragte Cob misstrauisch.
    »Vielleicht sollten wir eine Art Tauschhandel betreiben«, schlug Arlen vor. »Wir überlassen ihnen unsere Geheimnisse, wenn sie uns ihre Geheimnisse verraten.«

    Das Glockenspiel bimmelte, und mit einem strahlenden Lächeln betrat Elissa die Werkstatt. Sie begrüßte Cob mit einem Kopfnicken, trug einen großen Korb zu Arlen und küsste ihn auf die Wange. Verlegen zog der Junge eine Grimasse und wischte sich die Wange ab, aber das übersah Elissa.

    »Ich habe euch Jungs etwas Obst, frisch gebackenes Brot und Käse gebracht«, verkündete sie und holte die Sachen aus dem Korb. »Wahrscheinlich habt ihr seit meinem letzten Besuch nichts Ordentliches in den Magen gekriegt.«
    »Getrocknetes Fleisch und hartes Brot sind die übliche Kost eines Kuriers, meine Lady«, erklärte Cob schmunzelnd, ohne von dem Schlüsselstein hochzuschauen, den er meißelte.
    »Blödsinn«, schimpfte Elissa. »Du hast dich aus dem aktiven Kurierdienst zurückgezogen, Cob, und Arlen ist noch kein Kurier. Du bist nur zu faul, um zum Markt zu gehen, und dieses markige Geschwafel, wie genügsam die Kuriere leben, dient dir lediglich als Vorwand, um deine Bequemlichkeit zu beschönigen. Arlen befindet sich noch im Wachstum und braucht ein nahrhaftes Essen.« Während sie sprach, zauste sie seinen Schopf und lächelte auch dann noch, als er vor ihr zurückwich.
    »Komm heute zum Abendessen zu uns, Arlen«, lud Elissa den Jungen ein. »Ragen ist unterwegs, und ohne ihn fühle ich mich einsam im Haus. Ich lasse dir eine deftige Mahlzeit zubereiten, damit du ein bisschen Fleisch auf die Knochen kriegst, und du kannst in deinem Zimmer übernachten.«
    »Ich … glaube nicht, dass ich hier weg kann«, erwiderte Arlen, ohne sie anzusehen. »Cob braucht mich, um diese Siegelpfosten für die Gärten des Herzogs zu schnitzen. Sie müssen bald fertig …«
    »Unsinn«, widersprach Cob und wedelte mit der Hand. »Die Siegelpfosten können warten, Arlen. Mit der Fertigstellung haben wir noch eine Woche Zeit.« Grinsend fasste er Lady Elissa ins Auge, wobei er Arlens Unbehagen ignorierte. »Sowie die Abendglocke läutet, schicke ich ihn rüber, Lady.«
    Elissa bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln. »Das wäre also abgemacht. Wir sehen uns dann heute Abend, Arlen.«
Zum Abschied gab sie ihm noch einen Kuss, dann rauschte sie aus dem Laden.
    Cob sah flüchtig zu Arlen hin, der sich stirnrunzelnd über seine Arbeit beugte. »Ich verstehe nicht, warum du die Nächte lieber auf einem Strohsack hinten in der Werkstatt zubringen willst, wenn du in einem warmen Federbett schlafen und dich von einer Frau wie Elissa verwöhnen lassen kannst«, sagte er, ohne ihn dabei anzuschauen.
    »Sie benimmt sich, als sei sie meine Mutter«, beklagte sich Arlen. »Aber das ist sie nicht.«
    »Du hast Recht, sie ist nicht deine Mutter«, stimmte Cob zu. »Aber sie macht dir unmissverständlich klar, dass sie gern Mutterstelle an dir vertreten möchte. Wäre es so schlimm, ihr ihren Willen zu lassen?«
    Arlen erwiderte

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