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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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schon vor sechs Monaten nach Miln gehen. Wenn du noch ein paar Tage hier bleibst, schreiben die Leute bestimmt noch etliche mehr. Du sammelst sie ein, hilfst womöglich beim Schreiben, und ich bezahle dich dafür. Nicht mit Gold«, stellte er klar, »aber Jenya freut sich gewiss auch über ein Fässchen Reis, ein paar geräucherte Fische oder einen Sack Mehl.«
    »Ganz sicher«, bekräftigte Ragen.
    »Für deinen Jongleur finde ich auch eine Beschäftigung«, legte Rusco nach. »Hier im Ortskern zieht er auf jeden Fall mehr Zuschauer an, als wenn er von einem Bauernhof zum nächsten hüpft.«
    »Abgemacht«, erklärte Ragen. »Aber Keerin wird sich nur mit Gold zufrieden geben.« Rusco warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, und Ragen lachte schallend. »Ich musste es einfach versuchen … weißt du«, prustete er. »Na schön - Silber tut es auch.«
    Rusco nickte. »Für jede Vorstellung kassiere ich einen Silbermond. Davon behalte ich einen Stern, und die drei anderen Sterne bekommt er.«
    »Sagtest du nicht, die Leute hier hätten kein Geld?«, hakte Ragen nach.
    »Die meisten haben wirklich keines«, antwortete Rusco. »Aber ich verkaufe ihnen die Monde für … sagen wir fünf Kredits.«
    »Und so profitiert Rusco der Vielfraß von beiden Seiten, nicht wahr?«

    Der Vielfraß erwiderte nichts, sondern setzte nur ein hintergründiges Lächeln auf.

    Während der gesamten Rückfahrt war Arlen ganz zappelig vor Aufregung. Der alte Vielfraß hatte ihm versprochen, er dürfe sich die Vorstellungen des Jongleurs kostenlos ansehen, wenn er die Nachricht verbreitete, dass Keerin am nächsten Tag um die Mittagsstunde im Dorf Stadtplatz auftreten würde; der Preis fürs Zuschauen betrüge fünf Kredits oder einen silbernen Milneser Mond. Viel Zeit blieb Arlen nicht, um die Botschaft auszuposaunen; sowie er und Ragen zurückkehrten, würden seine Eltern sich zum Aufbruch rüsten, aber er war sich sicher, dass er die Neuigkeit unter die Leute bringen konnte, ehe seine Mam und sein Dad ihn auf den Karren zerren würden.
    »Erzähle mir etwas über die Freien Städte«, bettelte Arlen, als der Karren auf der Straße dahinrollte. »Wie viele hast du gesehen?«
    »Fünf«, erwiderte Ragen, »Miln, Angiers, Lakton, Rizon und Krasia. Hinter den Bergen oder der Wüste gibt es vielleicht noch mehr, aber ich kenne niemanden, der jemals dort war.«
    »Kannst du mir die Städte ein bisschen näher beschreiben?«
    »Fort Angiers, die Waldfestung, liegt südlich von Miln am anderen Ufer des Grenzflusses«, hob Ragen an. »Angiers beliefert die anderen Städte mit Holz. Weiter südlich erstreckt sich der Große See, und auf seiner Oberfläche steht Lakton.«
    »Ist ein See dasselbe wie ein Teich?«, erkundigte sich Arlen.
    »Ein See verhält sich zu einem Teich wie ein Berg zu einem Hügel«, erklärte Ragen und gab Arlen einen Moment Zeit, diese Vorstellung zu verdauen. »Draußen auf dem Wasser sind
die Laktonianer sicher vor Flammen-, Felsen- und Walddämonen. Ihr Siegelnetz schützt sie vor Winddämonen, und sie verstehen es vortrefflich, sich gegen Wasserdämonen zu behaupten. Die Laktonianer sind ein Volk aus Fischern, und Tausende von Einwohnern der südlichen Städte ernähren sich von ihren Fängen. Diese Leute sind auf die Laktonianer angewiesen.
    Westlich von Lakton liegt Fort Rizon, das technisch gesehen gar keine Festung ist, da man problemlos die Mauern übersteigen kann, doch es schützt die größten Ackerflächen, die du je gesehen hast. Wenn es Rizon nicht gäbe, müssten die anderen Städte Hunger leiden.«
    »Und Krasia?«, fragte Arlen.
    »Fort Krasia habe ich erst ein einziges Mal aufgesucht«, erwiderte Ragen. »Die Krasianer verhalten sich Fremden gegenüber nicht besonders gastfreundlich, und um dorthin zu gelangen, muss man eine Woche lang durch eine Wüste reisen.«
    »Wüste?«
    »Sand«, erläuterte Ragen. »Meilenweit in jede Richtung gibt es nichts als Sand. Nahrung und Wasservorräte musst du dir mitnehmen, weil man unterwegs nichts Essbares findet, auch keine Wasserstellen oder Bachläufe. Und kein Schatten schützt dich vor der sengenden Sonne.«
    »Und dort leben Menschen?«, wunderte sich Arlen.
    »Oh ja«, behauptete Ragen. »Früher gab es sogar mehr Krasianer als Milneser, aber langsam sterben sie aus.«
    »Warum?«
    »Weil sie die Horclinge bekämpfen.«
    Arlens Augen weiteten sich vor Verblüffung. »Man kann gegen Horclinge kämpfen?«, vergewisserte er sich.
    »Man kann gegen alles kämpfen,

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