Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
verletzt, um mitzukommen. Während sie auf die Scheune zuliefen, sah Arya das weinende Mädchen, das inmitten des Durcheinanders aus Rauch und Gemetzel saß. Sie packte die Kleine an der Hand und zog sie auf die Beine, während die anderen schon vorausrannten. Das Mädchen wollte nicht gehen, auch nicht nach einem Klaps. Arya nahm Nadel in die Linke und zerrte das Mädchen mit der Rechten mit sich. Vor ihr erglühte die Nacht in dumpfem Rot. Die Scheune brennt , dachte sie. Flammen leckten an den Wänden, wo die Fackeln das Stroh entzündet hatten, und sie hörte die Schreie der Tiere, die darin gefangen waren. Heiße Pastete trat aus der Scheune. »Arry, komm schon! Lommy ist schon da, lass die Kleine stehen, wenn sie nicht mitwill!«
Stur zerrte Arya nur umso heftiger und schleifte das Mädchen hinter sich her. Heiße Pastete verschwand wieder im Inneren der Scheune und ließ sie allein … doch dann war Gendry wieder da, auf dessen poliertem Helm sich der Feuerschein so hell spiegelte, dass die Hörner orange leuchteten.
Er eilte zu ihnen und warf sich die Kleine über die Schulter. » Lauf! «
Als sie in die Scheune kam, hatte sie das Gefühl, einen Ofen zu betreten. In der Luft wirbelte Rauch, die Rückseite war vom Boden bis zum Dach eine einzige Feuerwand. Ihre Pferde und Esel traten schreiend um sich und versuchten sich loszureißen. Die armen Tiere , dachte Arya. Dann sah sie den Wagen und die drei Männer, die darauf angekettet waren. Beißer warf sich mit aller Kraft in die Ketten, die Stellen, wo die Fesseln ihn hielten, bluteten bereits. Rorge fluchte und brüllte und trat gegen das Holz. »Junge!«, rief Jaqen H’ghar. »Süßer Junge!«
Die offene Falltür lag nur ein paar Meter vor ihr, doch das Feuer breitete sich rasch aus und verzehrte das alte Holz und das trockene Stroh so schnell, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Arya erinnerte sich an das schrecklich verbrannte Gesicht des Bluthundes.
»Gute Jungen, liebe Jungen!«, rief Jaqen H’ghar und hustete.
»Nimm uns diese verfluchten Ketten ab!«, kreischte Rorge.
Gendry beachtete sie nicht. »Du zuerst, dann die Kleine, zuletzt ich. Beeil dich, es ist weit.«
»Als du Feuerholz gespalten hast«, erinnerte sich Arya, »wo hast du die Axt liegen lassen?«
»Draußen vor dem Haus.« Er warf einen Blick auf die gefesselten Männer. »Ich würde eher die Esel retten. Komm, wir haben keine Zeit mehr.«
»Nimm das Mädchen!«, schrie sie. »Bring sie raus! Los!« Das Feuer trieb sie mit heißen roten Flügeln, als sie aus der Scheune floh. Die Kälte draußen war ein Segen, wenn auch überall um sie herum Männer im Sterben lagen. Sie sah Koss, der seine Klinge fallen ließ und sich ergab, und sie beobachtete, wie sein Gegner ihn an Ort und Stelle tötete. Überall war Rauch. Von Yoren war nichts zu sehen, aber die Axt lag noch dort, wo Gendry sie zurückgelassen hatte, bei dem
Holzstapel vor dem Haus. Während sie das Beil aus dem Hackklotz zog, packte eine Hand, die in einem gepanzerten Handschuh steckte, ihren Arm. Arya fuhr herum und wuchtete dem Mann die Axt zwischen die Beine. Das Gesicht hinter dem Helm bekam sie nicht zu sehen, nur das dunkle Blut, das zwischen den Gliedern des Kettenhemds hervorquoll. In die Scheune zurückzukehren war das Schwerste, was sie je getan hatte. Aus der offenen Tür kroch einer schwarzen Schlange gleich der Rauch, und Esel und Pferde und Männer schrien. Sie biss sich auf die Unterlippe, rannte hinein und duckte sich tief auf den Boden, wo der Rauch nicht ganz so dicht war.
Ein Esel war vom Feuer eingeschlossen und brüllte vor Schmerz und Todesangst. Sie roch den Gestank brennender Haare. Das Dach stand inzwischen ebenfalls lichterloh in Flammen, überall regnete brennendes Holz und Stroh herab. Arya hielt sich die Hand vor Mund und Nase. Inmitten des Qualms konnte sie den Wagen nicht erkennen, doch sie hörte Beißer kreischen. Auf diesen Laut kroch sie zu.
Plötzlich ragte ein Rad über ihr auf. Der Wagen machte einen Satz , als Beißer sich abermals in die Ketten warf. Jaqen bemerkte sie, bloß konnte man kaum atmen, geschweige denn sprechen. Sie warf die Axt in den Wagen. Rorge fing sie auf und hob sie hoch über den Kopf. Rußige Schweißbäche rannen über sein nasenloses Gesicht. Arya rannte los, hustete. Der Stahl krachte durch das alte Holz, wieder und wieder. Einen Augenblick später gab es ein donnerndes Krachen , der Boden des Wagens brach los, und ein Hagel von Spänen flog durch
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