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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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übersetzen?«
    »Nicht notwendig!«, raunzte Henri und setzte mit kraftvollen Schwüngen seine Unterschrift auf das Blatt. Als der Mönch es zu sich ziehen wollte, war es diesmal Henri, der es festhielt.
    »Einen Moment noch!«, sagte er bestimmt. Mittlerweile hatte er seine Selbstsicherheit wiedergefunden. Hier ging es um nichts anderes als um Geld, und dies war sein Spezialgebiet.
    »Wie passt das überhaupt zusammen: Lotto und Gott?« Henri deutete mit dem Kugelschreiber in der Hand auf das große Kreuz der Anstaltskirche an der Wand hinter ihnen. »Du bist doch so etwas wie ein Mönch, oder?«
    »Pater Pius. Wie kommst du darauf, dass Lottospielen und Gott nicht zusammenpassen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Henri und zuckte mit den Schultern. »Ich meine hier das Los. Das ist Glücksspiel. Das ist doch bestimmt verboten, in der Bibel oder so.«
    Der Mönch wiegte den Kopf und lächelte. »Keineswegs. Im dritten Buch Mose wird für die Wahl des Opfertiers das Los geworfen, Josua wirft es zur Verteilung des Landes unter den Stämmen, und die Apostel werfen es, um den Nachfolger des Judas zu wählen. Das Los ist also etwas sehr Biblisches.«
    »Aber wie passt das zusammen – Losglück und Gott?«
    »Schau in die ›Sprüche‹: sechzehn, dreiunddreißig«, antwortete der Mönch.
    Henri zögerte. Er hatte in seinem Leben viele Bücher gelesen, die Bibel gehörte jedoch nicht dazu.
    »Ein Zitat aus der Bibel. Aus dem ›Buch der Sprüche‹. Kapitel sechzehn, Vers dreiunddreißig. Dort heißt es: ›Die Menschen werfen das Los, aber die Entscheidung kommt vom Herrn.‹«
    Henri atmete lautstark aus und ließ sich in seinem Sitz zurückfallen. »Dann hoffe ich, dass er sich für mich entscheidet!«, bemerkte er lakonisch.
    »Bete dafür«, antwortete der Mönch und zog das von Henri unterzeichnete Dokument nun zu sich, begutachtete sorgfältig die Unterschrift und faltete es dann viermal, bevor er es wieder in einer unsichtbaren Tasche unter seinem Gewand verstaute.
    Henri griff nach seinem Becher. Der Kaffee war kalt geworden. Der Mönch schob ihm nun den Umschlag zu.
    »Darin ist dein Los, eine Zusammenfassung der Spielregeln in deutscher Sprache und eigentlich zweitausend Dollar.«
    »Eigentlich zweitausend Dollar?«, wiederholte Henri. Er schielte zu der Wache, die inzwischen das Geschehen an ihrem Tisch aufmerksam beobachtete.
    »Als Übergangsgeld bis zur Ziehung«, erklärte der Mönch. »Du hast ja dein Vermögen soeben auf uns übertragen.«
    »Ich darf als Gefangener nichts von Besuchern annehmen, erst recht kein Geld«, stellte Henri fest und machte keine Anstalten, nach dem Umschlag zu greifen.
    »Ich weiß«, entgegnete der Mönch. »Ich habe es mit der Gefängnisleitung vorab geklärt. Das Geld wird deinem Haftkonto gutgeschrieben. Die Spielregeln und das Los darfst du ausnahmsweise an dich nehmen.«
    Henri überlegte kurz, dann nahm er den Umschlag und schaute dabei den Wachhabenden herausfordernd an. Der machte tatsächlich keinerlei Anstalten, einzugreifen. Henri öffnete den Umschlag. Darin war ein Blatt mit vier Regeln aufgeführt.
    Er las laut vor: »Erstens: Das Los gegen das gesamte Vermögen. Zweitens: Die Ziehung findet statt, wenn alle teilnahmeberechtigten Familien oder deren Nachfahren den Einsatz erbringen und ein Los gezeichnet haben. Drittens: Das einmal gezeichnete Los ist nicht übertragbar. Stirbt der Losbesitzer vor der Ziehung, verfällt es. Viertens: Zur Teilnahme ist die persönliche Anwesenheit bei der Ziehung im Notariat Aurelio in der Lungotevere Delle Armi in Rom erforderlich …« Henri stockte und warf dem Mönch einen verärgerten Blick zu.
    Als der Ordensbruder nicht darauf reagierte, rief Henri: »In Rom? Persönliche Anwesenheit? Was soll das? Selbst nach Rom führt von hier kein Weg.« Er lachte bitter und legte das Blatt mit den Regeln vor sich auf den Tisch. »Ich fürchte, wenn die Ziehung nicht hier stattfindet, werde ich nicht daran teilnehmen können!«
    »Das wäre schade, denn die Teilnahme an der Ziehung ist Pflicht, um den Preis zu erhalten«, stellte der Mönch trocken fest.
    »Du veräppelst mich, oder?«, fragte Henri drohend.
    »Keineswegs. Stand alles in den Bedingungen, die du vorhin unterzeichnet hast.« Der Mönch klopfte auf sein Gewand, in dessen Tiefen er irgendwo das Dokument mit Henris Unterschrift verstaut hatte.
    Henri schlug auf den Tisch und sicherte sich damit die Aufmerksamkeit des Aufsehers. »Du weißt genau, dass das Lateinisch war und ich

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