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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Vorstellung, wie der Italiener sich durch seine deutschen Depeschen kämpfte, musste er grinsen.
    Wieder las Hainchelin den kleinen Brief, den er in der rechten Hand hielt.
    Verehrter Hofrat,
    zu Eurem Schreck muss ich mitteilen, dass der Mann, der sich Calzabigi nennt, ein Hochstapler ist. Wenn Ihr mehr über dessen feige Pläne erfahren und zum unumstößlichen Beweis entsprechende Dokumente entgegenzunehmen bereit seid, solltet Ihr am Nachmittage des kommenden Sonnabend um Punkt drei Uhr in den Park Sanssouci nach Potsdam kommen. Ich werde Euch ansprechen.
    A.
    Mit schneller Hand geschrieben auf teurem Papier.
    Kein Bote, sondern ein Knabe – einer derjenigen, die an den Regimentsplätzen um milde Gaben bettelten – hatte den Brief am Morgen vorbeigebracht.
    Hocherfreut war er zunächst gewesen über diese vielversprechende Nachricht. Sie bestätigte seinen Verdacht, dass der Italiener Dreck am Stecken hatte. Doch dann fiel ihm plötzlich auf, dass der unbekannte Informant ihn zur selben Uhrzeit nach Sanssouci bestellte, zu der im neu gegründeten General-Lotterieamt die Tagung der Lotterieeinnehmer stattfinden sollte. Und als er sich gerade dazu entschlossen hatte, die einmalige Gelegenheit dennoch wahrzunehmen und nach Sanssouci zu fahren, hatte er dieses Kitzeln in der Nase verspürt; und er hatte sich umgedreht, weil ihm mit einem Mal war, als hätte dieser Calzabigi, über den er grübelte, den Raum betreten. Doch er war allein in seinem Arbeitszimmer. Da hatte er nach einem kleinen Augenblick der Irritation, einem Anflug von Geisterglauben, gewusst, welch unsichtbares Gespenst ihm erschienen war.
    Abermals führte er das kleine Briefchen in seiner Hand nah an seine Nase heran, bis er es mit deren Spitze fast berührte, und zog mit einem scharfen Laut die Luft ein.
    Mit geschlossenen Augen lehnte er sich zurück und verharrte wie betäubt. Dann schnitt ein breites Grinsen eine Furche in sein Gesicht.

17
    H AMBURG , S ANTA F U
    Henri lag auf seinem Bett und starrte auf das Los in seiner Hand.
    Es schien tatsächlich sehr alt zu sein, und nach längerer Betrachtung im grellen Licht der Gefängnisbeleuchtung hatte er am unteren rechten Rand die Jahreszahl 1764 entziffern können. Es war schwer zu glauben, dass er ein fast zweihundertfünfzig Jahre altes Dokument in der Hand hielt. Dies bestärkte jedoch den merkwürdigen, vielleicht sogar beängstigenden Eindruck, den der Besuch des Mönchs bei ihm hinterlassen hatte.
    Auf dem Los stand ein einziger Satz in Frakturschrift.
    Als dass der Besitzer dieses Loses mit der Nummer 1049 als Anwärter oder Abkömmling eines Anwärters legitimiert sei, an der heiligen Lotterie des römischen Bischofs Clemens XIII. teilzunehmen und am Ende als Glücklicher unter den Suchenden zu erlangen den Preis von unermesslichem Wert.
    Henri kannte diese altertümlichen Schriften aus der Zeit seiner Dissertation, die er einem rechtsgeschichtlichen Thema gewidmet, jedoch aus Zeitmangel nicht selbst verfasst hatte.
    Schon als Student, noch vor der Dissertation, hatte er damit begonnen, für eine Gruppe von Geschäftsleuten auf dem Hamburger Kiez Rechtsangelegenheiten zu regeln, für die ein normaler Anwalt nicht infrage kam. In Anlehnung an den Film Der Pate , in dem der anwaltliche Berater des Don consilieri genannt wurde, hatte man ihm damals den Spitznamen »Der Konsul« verpasst. Zwischen Leuten mit Namen wie »Messer Manni« und »Der Eitle« war er damit noch gut bedient gewesen. Als er nach dem Examen seine eigene Kanzlei eröffnete und wegen seiner halbseidenen Klienten aus dem Nachtleben rasch zu einem der schillerndsten Anwälte der Hansestadt aufstieg, blieb der Name an ihm haften. Erst im Gefängnis hatte er es geschafft, ihn abzulegen, was ihn einige Paketmarken und auch zwei Schlägereien gekostet hatte.
    Das Manko an Zeit, das schon während des Studiums durch seine Nebenbeschäftigung entstanden war, hatte er mithilfe des vielen Geldes ausgleichen können, das er verdiente. So hatte dann auch ein von ihm gut bezahlter Kommilitone den Großteil seiner Doktorarbeit geschrieben. Jedoch hatte er zur Vorbereitung auf die Verteidigung der Dissertation viele Rechtsschriften aus dem 18. Jahrhundert durchgearbeitet. Das Entziffern der alten Buchstaben fiel ihm daher auch heute noch leicht.
    Unterzeichnet war der Text auf dem Los mit
    Dato da Castel Gandolfo, il giorno 26 luglio 1764, settimo anno del Nostro Pontificato.
    Er hatte es also tatsächlich mit so etwas wie einer

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