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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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in sein Zimmer und zog sich um. Die Schuhe drückten. Als er in die Küche kam, klatschte Sonja leise Beifall. »Kleider machen Leute. So nehme ich Sie mit«, sagte sie.
    Sie fuhren mit der Stadtbahn zur Friedrichstraße, den Rest des Wegs gingen sie zu Fuß. »Standesgemäß wäre jetzt natürlich eine Droschke«, sagte Sonja. »Na ja, nach der Revolution, man muss warten können.«
    Sie betraten durch die große Drehtür das Adlon, Sonja hakte sich bei Zacharias ein und führte ihn im Empfangssaal umher, bis sie flüsterte: »Da ist er.«
    Jetzt sah ihn auch Zacharias. Unter dem Berliner Lokal-Anzeiger schauten Hosenbeine hervor, die viel zu weit und viel zu lang waren. Eine Qualmwolke nebelte Radek ein. Zacharias erinnerte sich an Radeks Auftritt im Smolny, wo der sich immer wieder die Hose hochgezogen hatte, während er über die Gegner herfiel. Radek mochte einem lächerlich erscheinen, aber Zacharias wusste, er war mit allen Wassern gewaschen. Und vor allem war er Lenins Mann in Berlin.
    Radek linste über den Rand des Lokal-Anzeigers. Er hatte sich bemüht, seine Locken zu bändigen, und war sogar rasiert. Und doch schien es Zacharias, dass Radek sein Aussehen nicht verändern konnte, sosehr er es auch versuchte. Radek stand auf und gab Sonja die Hand, er deutete einen Handkuss an. Dann musterte er Zacharias, lächelte kurz und sagte: »Ich habe ein Nebenzimmer gebucht. Gehen wir dorthin.«
    Sie folgten ihm in ein Zimmer, in dem ein Tisch mit fünf Stühlen stand, an der Wand eine Kommode, darauf eine Karaffe mit Wasser und einige Gläser. Darüber hing das Porträt des Kronprinzen. Radek deutete grinsend darauf und sagte: »Da hängt er nun.«
    Zacharias musste lachen, aber eher, um seine Anspannung zu lösen. Sonja zeigte keine Regung. Radek schaute Zacharias an durch dicke Brillengläser, die seine Pupillen starren ließen. Eine Haarlocke fiel ihm in die Stirn. Er zeigte auf die Stühle, und sie setzten sich.
    »Sie haben mit Wladimir Iljitsch gesprochen, er hat Ihnen Ihren Auftrag genannt. Meine Aufgabe ist es, Sie kurz einzuweisen in die Lage und unsere Ziele. Sie können sich künftig, wenn Sie Rat brauchen, jederzeit an mich wenden. Fragen Sie die Genossin Sonja, sie weiß, wo ich mich aufhalte.«
    Zacharias erinnerte sich an Lenins Worte, Weisungen erhalte er nur von Dserschinski. Er fürchtete, dass Radek sich nicht darum scheren würde. Und konnte Zacharias dann einfach nein sagen? Radek war nicht irgendwer.
    »Unsere Aufgabe ist klar: Wir müssen die Macht erobern. Allerdings ist die Partei, deren Daseinszweck das ist, ein Trümmerhaufen.«
    Sonja schnaufte.
    »Doch, doch«, sagte Radek. »Dieser Aufstand letzten Monat, das waren zwar nicht die Kommunisten, obwohl alle es behaupten. Aber Liebknecht ist aus dem Ruder gelaufen, hat ein Revolutionskomitee gegründet, hat auf die Beschlüsse der Partei gepfiffen. Und wenn die Arbeiter auf die Straße gehen, wenn sie sich bewaffnen, dann dürfen natürlich die Kommunisten nicht dozieren: Es ist zu früh, wir sind zu wenige, es ist nichts geplant, der Feind ist zu stark. Nein, dann müssen wir die Niederlage zu einer Lehrstunde machen. Die Niederlage haben wir uns redlich erkämpft, aber eine Lehrstunde war es nicht. Die Partei ist verboten, ihre Presse sowieso. Und wenn die Arbeiter nicht die Rote Fahne lesen können, was sollen sie dann lernen? Nichts.«
    Radek stand auf und ging ein paar Schritte. Draußen knatterte ein Automobil vorbei, die Doppelfenster dämpften den Krach. »Vielleicht ist das gut so, dass die Rote Fahne nur illegal und sporadisch erscheint. Seit es sie gibt, kennt sie nur die höchsten Töne. Immer am Anschlag, ohne Möglichkeit, sich noch zu steigern. Wie sagte die Genossin Luxemburg?« Er kratzte sich am Kopf. »Das Proletariat piepst nicht, es brüllt.« Er kratzte sich wieder am Kopf. »Das Proletariat piepst nicht.« Er lachte. »Wenn es denn nur das Proletariat wäre. Ach, die Genossin Luxemburg …« Er sprach den Satz nicht zu Ende. »Es gibt kaum eine klügere Genossin als unsere Rosa. Aber leider auch keine schwierigere. Das ist das Privileg der Außergewöhnlichen. Wir armen Erdenbürger müssen uns damit abfinden.« Er grinste. »Sie kennen die Genossin Luxemburg.«
    »Sie war meine Lehrerin.«
    »In gewisser Hinsicht ist sie unser aller Lehrerin. Und sie hat für uns im Gefängnis gesessen.«
    Zacharias lachte kurz, während er sich Rosa mit geschultertem Kreuz vorstellte.
    »Doch, doch«, sagte Radek mit hartem

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