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Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Titel: Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)
Autoren: Anne Alexander
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Verstand verloren hatte. „Georg Winslow ist nicht nur Maler gewesen, sondern hat auch Bücher illustriert und Bilder zu Comics gezeichnet. Nach allem, was ich so gehört habe, muss er sehr begabt gewesen sein.“
    „Ich kann mich nicht erinnern, jemals von ihm gehört zu haben“, bekannte ihr Schwiegervater. „Allerdings soll das nichts heißen. Verzeih mir, Lovely, ich habe mich nie besonders für Maler der Gege nwart interessiert.“
    „Was willst du von deinem Schwiegervater anderes erwarten?“, fragte Ireen lachend.
    Gleich nach dem Frühstück fuhr Janice nach London. Sie hatte sich fest vorgenommen, einen Einkaufsbummel zu machen, später essen zu gehen und danach kurz ihre Wohnung aufzusuchen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Auch wenn es ihr widerstrebte, durch die leeren Räume zu gehen, sie musste irgendwann einen Anfang wagen.
    Der Portier war überrascht, die junge Frau zu sehen. Es hatte ihm keiner gesagt, dass Mrs. Baker an diesem Tag kommen würde. Seit Silvester hatte er sie nicht mehr gesehen. Verlegen drückte er ihr die Hand und sagte ihr, wie leid es ihm tat, was passiert war.
    Janice dankte ihm, wandte sich der Treppe zu und stieg sie hinauf. Sie benutzte absichtlich nicht den Aufzug, weil sie den Moment, in dem sie ihre Wohnung betreten musste, noch hinauszögern wollte.
    Und dann stand sie vor ihrer Tür und es gab nur zwei Wege. Entweder sie schloss ihre Wohnung auf und ging hinein, oder sie kehrte um. Janice holte tief Luft und steckte den Schlüssel ins Türschloss. Mit geschlossenen Augen betrat sie den Korr idor.
    Es kostete die junge Frau Kraft, die Augen wieder zu öffnen. Sie wunderte sich nicht darüber, wie frisch die unbewohnten Räume rochen und dass sie nirgends Staub oder Schmutz sah. Ihre Schwiegermutter hatte dafür gesorgt, dass hier regelmäßig geputzt und gelüftet wurde.
    Die Wohnung wirkte noch genauso wie an jenem Tag, an dem Janice mit ihrem Mann und ihrem Sohn nach Canterbury gefahren war. Das Bett im Schlafzimmer hatte noch sie gemacht, und am Schrank hing ein Anzug, den sie am Tag vor Silvester aus der Reinigung geholt hatte.
    Halb benommen vor Schmerz ging Janice durch die Räume, schaute sich in ihnen um und rief sich den Morgen, an dem sie nach Canterbury aufgebrochen waren, ins Gedächtnis zurück. Sie hörte ihren Sohn fragen, ob den Großeltern auch sein Bild gefallen würde und sah sich mit Edward und ihm am Frühstückstisch sitzen.
    Es gab nur weniges, was die junge Frau an diesem Tag aus der Wohnung mitnahm. Einige Andenken von Edwards Schreibtisch und aus Davids Zimmer ein paar Zeichnungen, verschiedene Kinderbücher und ein Auto aus Legosteinen, das er mit seinem Vater zusammengebaut hatte.
    Sie verstaute den Karton in ihrem Wagen und verließ die Stadt in Richtung Windsor. Das Heim, in dem Maureen Winslow lebte, befand sich in einem Vorort Londons. Es handelte sich um ein Schloss aus der Tudor-Zeit mit einem mächtigen Torbau und starken Mauern, die an ein Gefängnis denken ließen. Doch innerhalb der Mauern gab es einen weiten, mit Arkaden umstandenen Hof, Bäume, Rasen und Blumen.
    „Es ist lange her, seit Maureen das letzte Mal Besuch bekommen hat“, sagte Mrs. Long, die das Heim leitete. „Seit ihr Vater tot ist, kümmert sich keiner mehr um sie.“
    „Hat sie denn keine Verwandten?“, fragte Janice bestürzt. Wie einsam musste dieses Kind sein!
    „Sie hatte Großeltern, leider sind sie auch inzwischen gestorben.“ Alice Long sah die Besucherin interessiert an. „Man sagte mir, dass sie das Haus der Winslows in Cornwall gekauft hätten, Mrs. Baker.“
    Janice bestätigte es. „Ich habe in Saint Vincent von Maureen erfahren und beschlossen, sie kennen zu lernen“, erwiderte sie. „Immerhin lebe ich jetzt dort, wo sie mit ihren Eltern glücklich gewesen ist. Im Seerose House erinnert noch sehr viel an die Winslows. Auf dem Dachboden habe ich Maureens Spielsachen gefunden, Bücher, Kleidung, Fotoalben und dergle ichen.“
    „Maureen hat seit dem Tag, an dem ihre Mutter ermordet wurde und auch sie fast umgebracht worden wäre, kein Wort mehr gesprochen“, sagte die Heimleiterin. „Ich kann mich noch erinnern, wie Georg Winslow uns seine Tochter brachte. Sie bewegte sich nur wie eine Marionette, schien im Grunde genommen kaum da zu sein. Sie blieb sitzen, wo man sie hinsetzte, stand nicht von allein auf, wenn sie im Bett lag, konnte nicht einmal allein essen und trinken. Mr. Winslow hoffte, dass wir ihr helfen könnten, aber wir
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