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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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gewesen. Bei Bonny Lee würde es beträchtlich mehr brauchen, bevor sie über sich verblüfft war.
    Er überlegte, ob er den Strand entlang wandern sollte, um zu sehen, was los war. Aber Bonny Lee würde ihn vermutlich hier bei der Bank suchen.
    Zwei Gestalten kamen über den Strand gelaufen. Sie rannten zielstrebig, aber nicht unbedingt schnell. Er beobachtete sie, als sie bei ihm vorbeikamen. Zuerst lief die eine voraus, dann ging die andere an die Spitze. Sie liefen offenbar auf den Parkplatz zu. Es waren zwei junge Frauen, ziemlich üppig gebaut und nackt wie Gott sie geschaffen hatte.
    Ein ältlicher Tourist, der gerade vorbeiging, blieb unvermittelt neben der Bank stehen und starrte den laufenden Frauen nach. Er trug ein buntes Hemd, einen Strohhut, Bermuda Shorts und blaue Turnschuhe. Er sah ihnen zu, wie sie schwungvoll in den Parkplatz einbogen und verschwanden. Dann drehte er sich zu Kirby um und sah ihn fragend an.
    »Noch vor einer Minute war ich stolz auf meinen Adlerblick, mein Sohn.«
    »Entschuldigen Sie. Sir?«
    »Würden Sie mir bitte sagen, was da soeben vorbeilief?«
    »Äh ... zwei junge Frauen.«
    Der Mann kam näher. »Was haben sie Ihrer Meinung angehabt?«
    »Offensichtlich nichts.«
    Der alte Mann blinzelte ihn an. »Wenn ich so jung wäre wie Sie, mein Sohn, dann würde ich wie ein Hirsch hinterher rennen. Scheint Sie gar nicht zu interessieren. Sind Sie krank?«
    »Ich ... ah ... habe an etwas anderes gedacht.«
    »Ich bin vorgestern aus Michigan gekommen. Vielleicht sehe ich das Ganze falsch, und so etwas ist hier gar nichts Ungewöhnliches.«
    »Nun ja, ich würde es nicht gerade ...«
    »Das kann doch nicht wahr sein! Da kommt noch eine!«
    Sie war eine kleine Rothaarige mit Sonnenbrand. In der einen Hand trug sie ein Transistorradio, in der anderen eine Thermosflasche. Sie war am Ende ihrer Kräfte und schwankte bei jedem Schritt hin und her.
    Nachdem sie ebenfalls außer Sicht war, seufzte der alte Mann tief. »Eines muß ich Ihnen lassen, junger Mann, Sie haben sich den richtigen Platz ausgesucht. Glauben Sie, daß es eine neue Mode ist?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hoffentlich schlägt sie ein.« Er beschattete die Augen und spähte über den Strand.
    Plötzlich war Bonny Lee zum Greifen nahe, und auf Kirbys Schoß türmte sich ein Berg Papiergeld. Es flatterte auf die Bank und in den Sand. Sie lachte und war verschwunden.
    Der alte Mann fuhr herum. »Sie kichern ja, junger Mann ... aber... aber Sie verschütten da etwas!«
    »Ach das hier?«
    »Das ist doch Geld, oder?«
    »Ja«, antwortete Kirby begeistert und schnappte nach den Scheinen, die davonzufliegen begannen. »Das ist zweifellos Geld.«
    »Ich glaube, ich war zu viel in der Sonne«, sagte der alte Mann. »Es ist besser, wenn ich so rasch wie möglich verschwinde.« Damit stapfte er davon.
    Auch andere Leute waren nähergekommen und starrten neugierig auf das Geld, das Kirby rasch einsammelte. Mit Ein-Dollar-Noten hatte sie sich gar nicht abgegeben, und es waren nur wenige Fünfer darunter. Nachdem er die Banknoten gefaltet hatte, war der Packen so dick, daß ihn Kirby nur mit Mühe in die Tasche der geborgten Hose stopfen konnte. Er hob Bonny Lees Kleider auf und ging am Strand nach Norden. Sie würde ihn immer finden; solange sie sich in der roten Welt befand, war er für sie bewegungslos. Er bemerkte jetzt, daß es auf der Zufahrtsstraße hinter ihm zu einem riesigen Stau gekommen war. In der Ferne heulten Polizeisirenen. Er traf auf einen Mann, der langsam und nachdenklich im Kreis ging und sich dabei mit der geballten Faust auf die Stirn schlug.
    Eine neue Pfeife steckte plötzlich in Kirbys Mund, und unter dem Arm hatte er einen Strauß Rosen geklemmt. Am kleinen Finger seiner linken Hand steckte ein goldener Ring mit einem großen gelben Diamanten, und Bonny Lee ging in ihrer hübschen Unterwäsche vergnügt lachend neben ihm. Er wollte sie verzweifelt festhalten, aber sie wich ihm aus, fingerte an der Uhr herum und hatte sich aus seiner Welt hinausgeschnippt. Wo sie eben noch gegangen war, entdeckte er undeutliche Fußabdrücke, die nach Norden führten. Wenn die Abdrücke nicht scharf, sondern verwischt waren, dann mußte sie bereits anderswo wieder aufgetaucht sein. Er überlegte: Seine Welt war für sie statisch, doch mit seiner Zeit gemessen, mußte sie in dem Augenblick, in dem sie vor ihm verschwand, woanders wieder auftauchen.
    Später erfuhr er, daß sie während der fünfzehn Minuten, die sie

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