Das Maerchen der 1001. Nacht
Kronprinzen schon näher kennengelernt?“ Ihre Mutter sah sie aufmerksam an. „Was ist er für ein Mensch?“
„Dass er sehr attraktiv ist, hast du wahrscheinlich vorhin selbst festgestellt.“ Beth konnte nicht verhindern, dass sie errötete. „Außerdem ist er sehr freundlich, rücksichtsvoll, intelligent, und er hat Humor.“
„Hm, ich möchte behaupten, deine Schwester ist nicht die Einzige, die einen Mann gefunden hat, den sie mag.“ Sameera lächelte wissend.
„Nein, so ist es nicht“, protestierte Beth. „Oder vielleicht doch. Ich habe ihn gern, das stimmt, aber es ist nicht so, wie du denkst. Ich finde ihn einfach nett. Er ist jedoch nicht mein Typ. Es wäre also falsch, ihn … auf eine andere Art gernzuhaben.“
„Hast du vor, nach Hause zurückzufliegen, sobald alles geklärt ist?“
„Natürlich“, antwortete Beth, ohne zu zögern.
„Lass es mich anders ausdrücken. Könntest du dich auch dann noch ohne Bedauern von ihm verabschieden, wenn du mehr für ihn empfinden würdest? Würde es dir nicht das Herz brechen?“
„Mir ist bewusst, dass ich nur hier bin, um Addie zu helfen, und sobald sie sich entschieden hat, ist meine Mission beendet.“ Es klang wenig überzeugend. Ihre Mutter hatte das ausgesprochen, was Beth schon eine Zeit lang befürchtete: Sie fühlte sich zu sehr zu diesem attraktiven und mächtigen Mann hingezogen.
Jetzt war sie sogar froh und dankbar, dass er sie am Abend zuvor nicht geküsst hatte. Wenn sie sich nach einem Kuss ernsthaft in Malik verliebte, hätte sie vermutlich ein großes Problem. Sie hatte das Gefühl, sie würde ihn nie vergessen können. So weit durfte sie es jedoch nicht kommen lassen.
6. KAPITEL
Während Kardahl und Jessica das Eheversprechen im Beisein ihrer Familien vor vielen Freunden, Bekannten und Würdenträgern aus der ganzen Welt ablegten, fiel Beth auf, dass die Begriffe „Gehorsam“ und „gehorchen“ in dem in Bha’Khar üblichen Gelübde nicht vorkamen.
Verstohlen wischte sie die Tränen weg, die ihr über die Wangen liefen. Die Wände und sogar die Decke des Salons waren über und über mit Blumen geschmückt, und man hatte das Gefühl, sich in einem Märchengarten zu befinden. Kardahl sah in dem Smoking ungemein gut aus, und Jessica in ihrem traumhaft schönen cremefarbenen Brautkleid aus kostbarer Seide wirkte wie eine Märchenprinzessin. Wehmütig gestand Beth sich ein, dass sie wahrscheinlich nie die große Liebe finden und selbst keine Traumhochzeit erleben würde.
Sie konnte den Blick nicht von Malik abwenden, der neben seinem Bruder stand. Auch er trug einen eleganten dunklen Anzug und war so unglaublich attraktiv, dass es ihr den Atem raubte. Seine dunklen Augen wirkten noch dunkler und seine Lippen noch sinnlicher als sonst.
Ihr Puls fing an zu jagen, als sie sich vorstellte, wie es wäre, von ihm geliebt zu werden. Ich muss mich zusammennehmen, mahnte sie sich sogleich und atmete tief durch. Das elegante blaue Seidenkleid, ein Designermodell, das Malik zu ihrer Überraschung aus Paris hatte kommen lassen, schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihren Körper. Die goldenen Ohrringe mit funkelnden Saphiren und die Tiara in ihrem hochgesteckten Haar machten das Outfit perfekt. Der Schmuck stammte aus der Kollektion der Königin, die ihn Beth für dieses Ereignis geliehen hatte.
Beth kam sich wirklich vor wie eine Prinzessin. Vielleicht war es ganz normal, dass es ihr gefiel, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, ihre Seele zu verkaufen.
Als die Trauungszeremonie beendet war, kam Malik auf Beth zu und reichte ihr den Arm, um sie in den Bankettsaal zu führen, in dem der Empfang stattfand. An seine höflichen Gesten gewöhnte sie sich immer mehr, sie ließen sie innerlich dahinschmelzen. Und was sie in seinen Augen las, wenn er sie anschaute, tat ein Übriges: Sie fand ihn immer unwiderstehlicher. Beth hakte sich bei ihm ein, bemühte sich jedoch, Abstand zu wahren.
Malik ahnte nicht, was in ihr vorging. Lächelnd nickte er all den hochgestellten Persönlichkeiten im Vorbeigehen zu. Beth war so nervös, dass ihr ganz übel wurde. An solche Auftritte würde sich die Frau, die er heiratete, gewöhnen müssen. Glücklicherweise war ihr Vater nicht gekommen. Er hatte sich zu ihrer Erleichterung entschuldigt.
Ehe sie den Saal betraten, zögerte sie. „Ich möchte erst mein Make-up erneuern“, erklärte sie.
„Okay. Ich warte hier auf dich.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das ist nicht nötig. Du musst doch die
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