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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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an einem Heiratsvermittlungsprogramm.“ Cristof klang angestrengt. „Das ist in der Tat eine Hilfe.“ Er zog den Stapel Karten aus der Tasche, bei deren Übergabe Taya ihn in der Nacht zuvor beobachtet hatte. „Was könnt ihr mir zu diesen Lochkarten sagen? Jemand hat sie aus dem Maschinenraum geschmuggelt.“
    „Wieso habt Ihr die denn immer noch?“, wollte Taya aufgebracht wissen. Emelies Bemerkung über Alister hatte sie so deprimiert, dass ihr nach Widerspruch zumute war. „Ich dachte, man hätte Euch vom Dienst suspendiert?“
    „Offiziell stehen diese Karten nicht mit dem Mordanschlag in Verbindung.“ Cristof kniff die Augen zusammen. „Wenn sich herausstellt, dass es doch einen Zusammenhang gibt, dann ist das nicht mein Fehler.“
    „Augenblick – was soll das heißen: vom Dienst suspendiert? Arbeitet Ihr nun mit den Liktoren zusammen oder nicht?“ Lars musterte Cristof misstrauisch.
    „Ich arbeite mit den Liktoren zusammen und stelle Nachforschungen zum Tod meines Bruders an.“ Cristofs hagere, lange Gestalt wirkte fast zierlich im Vergleich zu dem stämmigen Körper des Programmierers. „Aber nicht beides gleichzeitig.“
    „Kriegen wir Ärger, wenn wir Euch helfen?“
    „Ich werde versuchen, es zu vermeiden. Garantieren kann ich freilich nichts.“
    Die fünf sahen einander an.
    „Ach, sei’s drum“, sagte Victor dann. „Alister ist sein Bruder. Ein Mann muss seinen Bruder rächen.“
    „Jawohl!“
    „Da hast du recht.“
    „Ich würde das auch tun.“
    „Geht in Ordnung für mich.“
    „Er hielt viel von Euch, wusstet Ihr das?“ Kyle nahm Cristof die Lochkarten aus der Hand. Die anderen vier waren aufgestanden und drängten sich um ihn. Bald wanderte das Bündel von Hand zu Hand. „Er hat gesagt, Ihr wärt ein logisch denkender Mensch und sehr genau und wenn die Leute im Rat nicht nur Perlen am Kopf hätten, sondern innen drin auch noch Hirn, dann hätten sie Euch zum Dekatur gemacht und nicht ihn.“
    „Mir hat er einen anderen Eindruck vermittelt, wenn wir miteinander sprachen“, murmelte Cristof leise.
    „Ach ja?“ Kyle warf dem Erhabenen über die Köpfe seiner Freunde hinweg einen prüfenden Blick zu. „Er hat uns auch erzählt, dass Ihr ihm bei einem seiner wichtigsten Programme als Modell gedient habt.“
    Cristof stieß einen wütenden Laut aus. Taya sah ihn verlegen an. Kyle blinzelte verwirrt und konzentrierte sich lieber wieder ganz auf die Lochkarten.
    „Wie dem auch sei: Wie wäre es, wenn Ihr uns ein wenig Zeit lasst? Wir müssen die Perf durchgehen – die Perforation. Die Löcher. Ich glaube, mir ist schon halbwegs klar, was wir hier haben, aber wir müssen uns die Sache genauer ansehen, um ganz sicher sein zu können.“
    Cristof nickte und ließ die Programmierer allein, indem er sich in eine andere Ecke des Zimmers begab.
    Taya wartete einen Augenblick, ehe sie sich ihm anschloss. Eigentlich hatte sie sich bei ihm entschuldigen wollen, weil sie verraten hatte, dass sein Status bei der Untersuchung gelinde gesagt ungeklärt war, aber als sie ihn sich genauer ansah, erstarben ihr die Worte auf den Lippen.
    Cristof hatte die Hände in die Manteltaschen geschoben und die Schultern hochgezogen. Unverwandt registrierte sein Blick den metallenen Tanz der Zahnräder und Kolben in der analytischen Maschine.
    Er sah so verzagt, so unglücklich aus, dass sie die Hand ausstreckte und ihn an der Schulter berührte.
    „Weint ruhig, das hilft.“
    Mit einem Ruck entwand er ihr seine Schulter.
    „Wem denn? Was wäre damit gewonnen? Wer hätte etwas davon?“
    „Ihr. Euch würde es helfen.“ Sie schluckte. Eigentlich war sie selbst viel zu nah am Wasser gebaut, um anderen Trost zu spenden. „Ihr solltet Eure Gefühle nicht so verbergen. Ging es Euch nicht eigentlich darum, nie wieder eine Maske zu tragen? Oder habe ich das falsch verstanden?“
    Entschieden wandte er ihr den Rücken zu, zog die Schultern noch höher.
    „Ich finde es schön, dass Alister mit seinen Freunden über Euch sprach“, sagte sie, ein letzter Versuch, zu ihm durchzudringen. „Er hat auch mit mir über Euch gesprochen. Er hat gesagt, dass er euch liebt und wünschte, ihr wüsstet das, und er hat darauf bestanden, erst mit Euch zu reden, bevor er mit den Liktoren spricht, weil er einfach nicht glauben mochte, dass Ihr ein Terrorist seid. Er sagte, es sei ganz sicher ein Fehler, anders könne er sich das nicht erklären.“
    „Hör auf, ihn zu verteidigen!“, sagte Cristof mit rauher

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